Verschleppt

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Als wir endlich die Bar um 4:30 Uhr zu machten, gingen Miu und ich erschöpft die Straße entlang. Ich überlegte kurz Miu das mit Minaka zu erzählen, ließ es dann allerdings doch bleiben. Wie immer, umarmten wir uns an der Ecke und wünschten uns eine Gute Nacht.
In Trance schritt ich die letzten paar Meter zu meiner Wohnung entlang, als ich plötzlich von hinten gepackt wurde, sodass ich meine Arme nicht befreien konnte. Ich wollte schon um Hilfe schreien, als mich ein gezielter Schlag auf den Hinterkopf traf und ich das Bewusstsein verlor.

Ich spürte erst den Schmerz, bevor ich meine Augen wieder öffnete. Ich wurde an Händen und Füsen an einen Stuhl gebunden.
Was zum Teufel?! Wo war ich hier?!
Es roch wiederlich in diesem dunklen Loch. Die Vorhänge an den winzigen Fenstern waren zugezogen. Bildete ich es mir nur ein oder schwankte es? Nein, ich war mir ziemlich sicher auf einem Schiff zu sein. Gerade als ich versuchte die Stricke an meinen Händen etwas durch ruckeln zu lockern, öffnete sich hinter mir eine Tür. Ich hörte wie jemand dreckig kicherte, und sich langsam näherte. Dicht an meinem Ohr flüsterte jemand plötzlich : „Na Püppchen?! Wieder wach?"

„Du mieses.."
Er packte meine Haare und zog meinen Kopf heftig nach hinten, das ich ihn ansehen musste. „Ich würde meine Zunge zügeln. Du bist nicht gerade in der Position, große Sprüche zu klopfen Püppchen."
Er stieß mich grob wieder nach vorne und ich biss die Zähne zusammen, um nicht einen Schwall Beschimpfungen auf ihn los zulassen. Schließlich hatte er Recht und blöd war ich nicht, ich muss aufpassen was ich sag, damit das hier nicht allzu böse ausgeht. Er kam um den Stuhl herum und stand nun direkt vor mir. Er roch so wiederlich nach Alkohol und Schweiß, das mir schlecht wurde und ich beinahe würgen musste.
„Was willst du? Dich rächen, wegen dem was ich mit deinem Arm in der Bar gemacht habe? Verkraftest wohl keine Abfuhr, hm großer?"
*Klatsch*
Er verpasste mir eine schallende Ohrfeiege, das sogar der Stuhl leicht kippte.
Ich lies den Kopf auf der Seite hängen und unterdrückte das reflexartige Aufsteigen von Tränen. Diesen Gefallen würde ich ihm nicht tun, vor ihm auch noch unter Tränen um Gnade winseln.
Er streichte mir sachte eine Sträne aus dem Gesicht und fuhr über die rot werdende Wange. „Dir wurde doch sicherlich gesagt, das du deine Absage bereuen wirst oder? Ich dachte, wir werden einfach auf meine Art Spass zusammen haben. Ich rate dir, dich zu benehmen, dann wird es vielleicht nicht ganz so schmerzvoll Püppchen."
Er verlies wieder den Raum und verschloss die Tür. Ich atmete schwer aus und versuchte nicht zu hyperventilieren. Ich konnte nicht einschätzen welche Uhrzeit, geschweige dem welche Tageszeit wir hatten. Ab spätestens 17 Uhr wird Miu sich Sorgen machen und mich vielleicht sogar suchen kommen.
Aber wo soll sie mich denn suchen? Ich weiß ja selbst nichtmal wo ich hier bin. Und gesagt habe ich ihr von diesem Dreckspiratenpack auch nichts.

Eine gefühlte Stunde später, öffnete sich erneut die Tür. Ich war dankbar um jedes frische Lüftchen, welches in dieses stinkende Loch reinkam. Jemand hob mir eine Flasche hin. Erst jetzt bemerkte ich das ich durstig war und nahm den Schluck dankend an. Es war allerdings nicht wie erwartet Wasser, sondern Sake. Ich hustete, worauf der Kerl hinter mir nur lachend aus dem Zimmer verschwand. Ich überlegte wie ich am besten diese Fesseln loswerden könnte.
Ich rieb eine Zeit lang hin und her und ruckelte daran, bis ich schmerzlich bemerkte, das die Gelenke schon Wund gescheuert waren. Vor Erschöpfung nickte ich irgendwann kurz ein.
Später wurde ich von laut gröllenden Piraten geweckt. Ich erkannte das ihr Käptn, er hatte schwerere Schritte als die anderen, den Raum betrat. Er streichelte mir von hinten über die Haare und spielte mit ihnen. Er atmete tief meinen Duft ein, was mir einen Schauer über den Rücken liefen ließ. Was hatte er vor?
Er kam, mit der Hand auf meine Schulter streichelnd, um mich herum. Ich blickte sturr an ihm vorbei, als er mein Kinn nahm und mich dazu zwang ihn anzusehen. „ Du hast ziemlich Feuer in deinen Augen Püppchen. Was überlegst du gerade zu tun?"
Er kam näher und versuchte allen ernstes mich zu küssen. Ich wollte mich mit aller Kraft wehren, doch hatte er mein Gesicht fest im Griff. Als ich seine wiederliche Zunge an meiner Lippe spürte, die versuchte sich hinein zu drängen, biss ich mit Gewalt zu. Er schrie furchbar laut auf und knallte mir wie schon Stunden zuvor eine auf die linke Wange. Ich konnte mir ein schmerzhaften Stöhner nicht verkneifen. „Na warte du Miststück!"
Er verließ den Raum und kam kurze Zeit später mit richtigen Hand und Fußfesseln zurück, im Schlepptau noch zwei seiner Männer. „Hoch mit ihr! So Püppchen, ich werde dir zeigen was passiert, wenn man sich mir wiedersetzt!" Die Männer befreiten mich von den Seilfesseln und hielten meine Arme fest, das ich mich nicht wehren konnte.
Der Käptn zerriss mein Top, sodass ich nun oben ohne da stand. Er ging ein paar Schritte zurück dann hörte ich ein schnallendes Geräuch.
ER WIRD DOCH NICHT ETWA!

*Knall*
Ein Peitschenhieb traf mich direkt zwischen meine Schulterblätter. Ich schrie auf und wusste nicht wie mir geschieht.
*Knall*
Tränen schossen hoch und ich biss mir so fest auf die Lippe, bis ich das Blut schmeckte. Er schmiss die Peitsche in die Ecke und befahl seinen Männern mich am Bett anzuketten.
Vorher zogen sie mir ein altes Leinenhemd über und verließen dann den Raum. Der stinkende Pirat kam auf mich zu, wischte mir mein Blut von der Lippe und dem Kinn.
„Nun hast du gesehn was passiert wenn du mich reizt. Mache das nie wieder! Oder du wirst dein blaues Wunder erleben. Deine Kollegin war klüger, sie hat getan was ich von ihr wollte."
Mit einem letzten Streicheln über mein Gesicht, drehte er sich um und ging aus dem Raum.
Das ist also Minaka passiert.

Ich konnte es nicht länger unterdrücken. Tränen flossen über mein Gesicht und ich spürte das brennen zwischen meinen Schulterblätten. „ Oh bitte hilft mir doch irgendjemand." wimmerte ich leise vor mich hin und weinte mich in den Schlaf. Wie gern würde ich jetzt meine lachende Miu sehen oder den liebenswerten Bruno, oder einfach in ein graues Augenpaar blicken.

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