"Ihn küssen und mit ihm kuscheln und ihm tausend mal am Tag zu sagen, dass du ihn liebst, willst du sicherlich auch, oder?", fügt der Blonde an. "So in etwa", grinse ich träge.

"Und mit ihm vögeln."

"Was zur Hölle, Hyung?!"

Namjoon Hyung lacht amüsiert, ehe er wieder ernster wird und leise sagt: "Du solltest es ihm bald erzählen."

Ich zucke mit den Schultern. Erst sollte jemand ihm beibringen, was Liebe überhaupt bedeutet. Was nützt es mir, ihm zu sagen, dass ich ihn liebe, wenn er sich nichts darunter vorstellen kann?

Ich will nichts überstürzen oder ihn unter Druck setzen. Jungkook hat ohnehin schon genug Dinge, mit denen er sich herumzuschlagen hat.

Einige Minuten verbringen wir in vollkommener Stille, bis ich durch die Tür einen gedämpften, schmerzerfüllten Schrei vernehme.

Meine Augen weiten sich und ich sehe zur Tür, genau wie Namjoon. Ein unwohles Gefühl macht sich in mir breit, als ich mit dunkler Stimme wispere: "Sagtest du nicht, sie tun ihm nicht weh?!"

Eine Antwort warte ich gar nicht erst ab, ich springe bereits auf die Beine und stürme aus dem Raum. Ausser mir und Namjoon scheint auch Jimin den Schrei gehört zu haben, denn noch während ich in den nächsten Flur der Station biege, tritt der Telekinist verwirrt aus seinem Zimmer.

"Wer war das?"

Ich antworte ihm nicht, renne an ihm vorbei und höre nur Namjoon hinter mir "Jungkook", sagen. Als ich beim nächsten Flur ankomme, erkenne ich den schwarzen Haarschopf bereits, der aus der hintersten Tür, einer der Testräume, stolpert und dabei bitterlich weint.

"Jungkook", flüstere ich entsetzt und bleibe langsam stehen, bevor ich seinen Namen lauter wiederhole.

Jungkooks Blick hebt sich vom Boden und seine tränenden Augen starren direkt in meine. Angst liegt in ihnen, Schmerz genauso.

Unbewusst balle ich die Hände zu Fäusten. Wer hat ihn in diesen Zustand versetzt?

"T-tae", schluchzt der Jüngere, nun keine zehn Schritte mehr von mir entfernt. Tränen strömen über seine Wangen und alleine der Anblick bricht mir mein Herz. Zusätzlich zu seinen Tränen und der puren Angst in seinem Blick, hält er seinen linken Arm fest an seine Brust gepresst, während er auf mich zustolpert. Ihn scheinen jedoch die Kräfte zu verlassen, denn seine Beine geben nach und er fällt zu Boden.

Sich mit beiden Armen abstützend  gibt er einen weiteren schmerzerfüllten Laut von sich, bevor er bitterlich weinend am Boden liegen bleibt und sich zu einer Kugel zusammenrollt.
Erst jetzt schaffe ich es wieder, mich aus meiner Starre zu lösen und eile die letzten Schritte auf ihn zu, knie mich dann neben seinen zierlichen Körper und ziehe seinen Oberkörper so an mich, dass ich meinen Arm um ihn schlingen und ihn so in eine sitzende Position bringen kann.

"Was ist geschehen? Was ist mit deinem Arm?", will ich alarmiert wissen, während der Jüngere von Schluchzern geschüttelt wird.

"J-jin", flüstert er kraftlos, "Tae, e-er-" Ich streiche durch seine Haare, um ihn zu beruhigen, als seine Worte von einem erneuten Heulkrampf erstickt werden. "Was hat er?", höre ich Jimin hinter mir verwirrt murmeln.

"Steh nicht einfach rum, hol Hobi!", weise ich ihn harsch an, höre gleich darauf auch sich entfernende Schritte.

Ich drücke Jungkook näher an mich und spüre, wie seine Schluchzer weiterhin seinen gesamten Körper beben lassen. "Gleich geht es dir besser", flüstere ich in sein Ohr, "Hoseok Hyung ist auf dem Weg, hörst du, Jungkook?"

Sein vages Nicken bestätigt mir seine Aufmerksamkeit, dann höre ich, wie sich weiter vorn eine Tür öffnet.

"Jin!", ruft Namjoon hinter mir, weswegen ich automatisch aufschaue, um den Älteren in seinem typischen, weissen Kittel auf uns zukommen zu sehen. "Jungkook, sind die Schmerzen stark?", will er wissen, doch der dreht weinend sein Gesicht weg, gegen den Stoff meines T-Shirts "W-wieso, Hyung? Warum hast d-du das ge-getan?", wimmert er lediglich, was automatisch die Wut in mir hochkriechen lässt.

"Sein Arm scheint gebrochen zu sein", bemerkt Namjoon hinter ihm relativ trocken, "Was denkst du, wie stark seine Schmerzen sind?"

"Es tut mir leid", entschuldigt sich der Älteste leise, doch das lässt mich nur kalt auflachen. "Es tut dir leid?! Wieso hast du das überhaupt erst getan?!", fauche ich wütend und drücke den fragilen Körper noch etwas mehr an mich.

"Ich kann es erklären", versucht Jin mich zu beschwichtigen. "Und wie lautet die Erklärung?", fragt Namjoon schneidend. "Nicht hier", bestimmt Jin allerdings, "Ich werde es euch erklären, aber an einem anderen Ort und wenn es Jungkook wieder besser geht. Hat schon jemand Hoseok gerufen?"

Ich nicke lediglich und senke meinen Blick wieder auf den Schwarzhaarigen in meinen Armen. Er weint noch immer, doch mittlerweile, laufen die Tränen stumm über seine blassen Wangen. Vorsichtig streiche ich ihm einige weg und mustere seine müden, schmerzerfüllten Augen.

"Keine Sorge. Noch einmal lasse ich das nicht passieren. Noch einmal lasse ich nicht zu, dass man dir so wehtut. Weder Jin, noch irgendjemand anderes."

Phoenix [Vkook]Where stories live. Discover now