Familie

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Ich schreckte hoch und saß kerzengerade im Bett und starrte zur Tür. Doch im nächsten Moment lag ich schon wieder auf den Rücken und sah mir die Decke an. Denn auf mir befand sich ein kleines, niedliches Wesen namens Jeon, welches ein Riesen Spaß daran hatte, sich an mich fest zu klammern. "Hey Rain!", rief er, "Zeit für's essen!" Und mit diesen Worten sprang er auch schon wieder von mir runter, hüpfte wie ein Flummi auf und ab und zog an meiner Hand. "Komm schon, ich will endlich essen. Jimin sagt, bevor nicht alle am Tisch sitzen, gibt es kein Essen. Und ich steeerbe gleich vor Hunger", jammerte mich der kleine Junge voll und zog mich schließlich vom Bett in Richtung Treppe. Lachend schüttelte ich den Kopf und trottete ihm hinterher. So ein kleiner Racker. Irgendwie schon total süß oder?
Ein so lebensfreudiges Kind habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Nicht, seit dem die Welt in totalem Chaos liegt.
Ich seufzte und schüttelte meinen Kopf um auf andere Gedanken zu kommen und merkte erst gar nicht, das wir schon in der Küche waren. Schließlich bemerkte ich den Geruch von leckeren Nudeln und mein Magen begann sofort zu knurren. Jimin und Jeon saßen schon am Tisch. Während Jeon sich wie ein Bekloppter die Nudeln in den Mund schob, saß Jimin da und schien wie auf etwas zu warten. Erst als ich mich hingesetzt hatte, nahm er seine Stäbchen und begann zu essen. Er hatte tatsächlich auf mich gewartet. Aber... wieso?

"Du weißt schon, das ihr nicht auf mich warten müsst. Wenn ihr Hunger habt, dann esst ruhig. Ich kann mir notfalls schon irgendwie selber was machen", sagte ich freundlich und sah Jimin dabei direkt in seine dunklen Augen. Wie faszinierend sie doch waren. Man konnte sich richtig in ihnen verlieren.
Der plötzliche klang seiner Stimme weckte mich jedoch aus meinen Gedanken und ich befand mich wieder im hier und jetzt.
"Wir haben nicht aus reiner Höflichkeit gehandelt. Zumindest nicht nur. Das ist einfach der Respekt und Anstand gegenüber anderen Menschen, den man mir beigebracht hat. Außerdem bist du unser Gast und es wäre unhöflich dich auszuschließen."
Nach diesen Worten war er wieder still und beschäftigte sich weiter mit seinem Essen. Etwas perplex starrte ich ihn noch für ein paar weitere Sekunden an, bevor ich mich wieder dem Teller zu wandte und meine Nudeln aß.
Seine Worte beschäftigten mich irgendwie, denn auf der einen Seite war er so kühl und zurückgezogen aber auf der anderen so höflich und förmlich. Obwohl er das gar nicht musste. Zumindest nicht mir gegenüber. Und er war bestimmt auch noch älter als ich, was hieß, dass ich ihm eigentlich diesen Respekt schuldete. Warum also machte er das?
Während ich also so da saß und Nudeln kauend überlegte, stand Jeon mit einem Ruck auf und sprang an Jimins Seite. "Hey Brudi, ich bin fertig. Kann ich bitte hoch in mein Zimmer gehen?", fragte er seinen großen Bruder mit riesigen Hundeaugen. Ohne ihm auch nur eines Blickes zu würdigen, vernichtete Jimin seine Frage mit einem klaren "Nein!" und aß seelenruhig weiter. "Ach komm schon Jimin. Biiiiitte!", flehte ihn der Kleine wieder an. Ich fand das so süß, das ich lächeln musste und nicht anders konnte, als mich einzumischen. "Jimin sei doch nicht so zu ihm. Lass ihn doch ruhig gehen, hier am Tisch ist es doch sowieso langweilig für Jeon. Na komm, hab dich nicht so", lächelte ihn an und erwiderte den Blick aus seinen jetzt kalten Augen. Merkwürdig, wie schnell sich seine Aura verändern kann.
Jimin starrte mich noch für ein paar Sekunden an, bevor er sich endlich seinem Bruder zu wandte und ein ergebenes "Na los, verschwinde schon" von sich gab und ihm einen brüderlichen Klapps gab. "Yaaaaay", rief Jeon und war in der nächsten Sekunde auch schon auf der Treppe und man hörte kurz darauf nur noch wie eine Tür zu knallte. Ich lächelte still in mich hinein und schüttelte grinsend meinen Kopf. Meine Güte, wie oft ich heute schon meinen Koffer geschüttelt habe... Mir begegnete der fragende Blick Jimins und ich beantwortete ihn mit einem kurzen lachen. Schmunzelnd schaute ich aus einem der Küchenfenster und sprach mehr zu mich selbst als zu ihm:" Irgendwie seid ihr zwei schon süß. Wie.... Eine richtige Familie eben... Nur etwas kleiner. Ich finde das ist etwas ganz besonders." "Du findest das besonders?"
Fragend drehte ich mein Kopf in seine Richtung, nur um ein ebenso fragenden Blick zurück zubekommen.
"Naja, weißt du, ich habe keine Familie und auch keine Geschwister. Und selbst wenn es anders wäre, viele sind an den heutigen Umständen zerbrochen und meine wäre es bestimmt auch. Deswegen ist es etwas besonderes und vor allem schön euch so zu sehen. So unbeschwert. Fast als wäre das hier nur ein ganz normales Haus in einem ganz normalem Leben." Verträumt schaute ich wieder aus dem Fenster.
"Wie du schon sagtest, es ist eben nur fast so und es wird sich in nächster Zeit auch nicht ändern. Wir leben nun mal in so einer kaputten Welt. Und wir wissen auch beide, Jeon und ich, dass das so ist. Aber warum sollten wir davon unser Leben beeinflussen lassen und in ständiger Angst leben? Es ist auch so schon schwierig genug, da muss nicht auch noch das letzte bisschen Freude verloren gehen." Nachdem er das gesagt hatte stand er auf und begann, die Teller und das Besteck abzuräumen. Ich erhob mich ebenfalls und half ihm schließlich beim Abwasch, obwohl Jimin mir deutlich zu verstehen gab, dass er es auch alleine schaffen würde.
"Weißt du, eins verstehe ich nicht. Du hast gesagt, dass du dir und Jeon nicht auch noch das 'letzte bisschen Freude' nehmen lasst. Aber warum haben ich dich dann noch nie richtig lachen oder lächeln sehen?",fragte ich und sprach somit meine Gedanken laut aus. Jimin hielt mit einem Mal inne in seinem Tun und schaute in die Spüle auf das dreckige Geschirr. Nach einigen Sekunden sah er auf und blickte mir ins Gesicht.
"Mit einer Sache hattest du recht", sprach er plötzlich, "Eine Familie ist etwas Besonderes. Aber Jeon. Er ist auf seine eigene Art besonders. Ganz besonders sogar..."
Verwirrt runzelte ich die Stirn. "Was meinst du damit?"
"Na denk doch mal nach", sagte er mit Nachdruck und starrte mir regelrecht in meine Augen, sodass es mir schwer fiel mich zu konzentrieren. Diese Augen waren einfach so...
"Weißt du noch heute, als du Jeon vor diesen Zombies gerettet hast? Was genau ist dort passiert?", sprach und fragte er mich weiter.
Noch verwirrter antwortete ich ihm:" Naja, als ich sozusagen auf der Flucht war, hörte ich deinen Bruder in der Ferne schreien und bin sofort in seine Richtung gelaufen. Als ich endlich bei ihm ankam, war er quasi umzingelt von diesen Viechern." "Den Moris, so wie wir sie nennen, ja. Ist dir da etwas aufgefallen?",fragte er weiter und sah mich weiterhin so intensiv an. "Nein wieso? Was soll den gewesen sein? Jimin ich hab kein Plan worauf du hinaus willst, also..."
"Ist es nicht bekannt, dass Moris Menschen fressen, wenn sie einen kriegen?", unterbrach er mich.
"Ja schon", sagte ich und zuckte mit den Schultern.
"Wie kann es dann sein, dass ein kleiner Junge von ihnen verschont wird, obwohl es für sie doch ein leichtes gewesen wäre, ihn einfach zu töten?" Mit diesen Worten drehte er sich wieder um und starrte nun auf das Geschirr. In dem Augenblick wurde mir erst klar, was sein Gesagtes eigentlich bedeutete. "Moment mal, du hast recht!", rief ich halb und fasste mir an die Stirn. "Aber wie kann das sein... Zumal er noch Lovender bei sich trug...".  Verwirrt rieb ich mir die Augen. "Ich kann dir sagen wieso", murmelte Jimin mit einer ganz eigenartigen Stimmlage,
"Jeon ist beides."
"Wie meinst du das, 'beides'?" Noch verwirrter als vorher blickte ich wieder zum Fenster.
Endlich hob Jimin seinen Kopf wieder und sah mich an.
"Jeon ist beides", sagte er wieder.
"Er ist halb Mensch, halb Mori."

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Hey!! Na, wer hätte das gedacht? Hoffe, mir is die Überraschung gelungen hehe. Und sorry erstmal, dass solange nix kam. Aber bald sind Ferien und da hab ich sicher mehr Zeit zum schreiben. Yay^^
Verbesserungsvorschläge und Kritik oder einfach nur ein paar comies währen nice✌
Bis dahin....
Man liest sich
Hab euch lieb Army-Members
Eure Yatsune Park 💎 ❤

SkyefallWhere stories live. Discover now