XIX

4 1 0
                                    

"Sometimes your heart needs more times to accept what your mind already knows."


Es ging mir schlecht, zwar ging es mir nie wirklich gut, aber seit dem Tag mit Harry ging es mir schlechter.
Stellt euch vor ihr findet nach längerer Zeit jemanden, bei dem ihr einfach so sein könnt wie ihr wollt und werdet nicht verurteilt. Nach Jahren hatte ich diesen einen Freund gefunden, es war nichts in Richtung Liebe oder so, einfach nur ein jemand bei dem ich mich nicht verstellen musste. So wie ich bei Harry sein konnte, war ich nicht einmal bei meiner Familie. Das Letzte mal als ich ganz ich selbst war, als ich die Alaska war über die Evan immer sprach, so war ich mit meinen Großeltern, doch das war sehr lange her.

Harry meldete sich nicht und ich genauso wenig bei ihm.
Es waren schon zwei Monate vergangen seit dem Ereignis im Friedhof, seit unserem Streit.
Oft hatte ich überlegt mich bei ihm zu melden, doch nie schaffte ich es auf den grünen Hörer zu drücken, denn ich wusste ich hatte viel Falsches gesagt.
Außerdem würde er ja anrufen, wenn er diesen Streit aus dem Weg räumen wollen würde, doch weder er noch ich meldeten uns, vielleicht war es dazu bestimmt nur eine kurze Freundschaft zu sein, doch er fehlte mir.
Ich hatte mich zu früh an seine Anwesenheit gewohnt und es war mir von Anfang an klar, dass es mich verletzen würde.
Das einzig Gute daran war, dass ich mich regelmäßig in die Schule zwang, damit ich auch nicht an ihn dachte oder mich zuhause mit meiner Mom stritt.
Es war mir auch unklar, wieso ich mich überhaupt so sehr nach Harry sehnte, immerhin war ich weder verliebt noch verschossen, doch irgendwas hatte mich wirklich an ihn gebunden.
Ich ging auch schon länger nicht aus, also seit dem Streit zwischen uns, da ich ihn nicht antreffen wollte. Ich ignorierte auch alles und jeden, dieses mal gehörte auch Glass zu den Personen und ich war allein.
Ich vermisste meine Großeltern mehr als denn je, weinte mich wieder in den Schlaf und schottete mich weiterhin von der Außenwelt.
Mal stieg ich in meinen Wagen und fuhr durch die Stadt, hoch zur Burg oder runter an die Küste, doch die meiste Zeit verbrachte ich innerhalb der Wohnung, genauer gesagt in meinem Zimmer. Ich aß nicht sonderlich viel und sprechen tat ich auch weniger als sonst, doch lernen tat ich umso mehr ab und zu kam mein Vater vorbei, doch ich ignorierte ihn genauso wie er mich.
Meine Schwester schien glücklich zu sein, denn ihre Augen strahlten mittlerweile durchgehend, außerdem hörten die Gerüchte über sie auf, denn sie hatte sich irgendwie wirklich geändert, fixierte sich nur noch auf ihren Freund.
Mein Bruder rief ab und zu an und war wahrscheinlich somit der Einzige mit dem ich auch normale Konversationen hatte, doch auch von ihm distanzierte ich mich obwohl es eher unbewusst passierte.
Nach dem Streit hatte ich mich selbstverständlich nicht mehr bei Harry's Grandma gemeldet, obwohl ich die Aushilfe wirklich gebrauchen könnte, zumindest das Geld.
Theoretisch könnte ich auch hin, doch die Gefahr auf ihn anzutreffen war mir zu groß, weswegen ich es dabei ließ.
Meine Mom konnte ich sowieso nicht nach Taschengeld fragen, meine Schwester würde ich im Leben nicht fragen, eigentlich könnte ich es schon, doch mein Stolz war zu groß, bis jetzt hatte ich solange ich eben schon arbeitsfähig war niemanden um Hilfe gebeten, wenn es um das Geld ging und deswegen würde ich es auch jetzt nicht tun. Ich würde es schon irgendwie auf die Reihe kriegen, doch wie?

In diesem Moment lag ich einfach nur in meinem Bett und starrte Löcher in die Luft, wie so oft in den letzten zwei Monaten. Irgendwie wollte ich nicht mehr so allein sein, doch bei Legolas war ich ja mittlerweile total unten durch und Glass ignorierte ich auch, ich war also allein.
Doch in diesem Moment klingelte mein altes Handy und ich stand seufzend von meinem kuscheligen Bett auf und lief an meine Schultasche, in der sich mein Handy befand.
Als ich sah wer anrief überlegte ich ein paar Sekunden ob ich auch wirklich dran gehen sollte, doch dann entschied ich mich dafür.
"Ja?" fragte ich kalt und abweisend, erwartete eigentlich keine Antwort, da ich nur einen Seufzer hörte.
"Wir müssen uns sehen, Alaska. Ich will keine Widerrede, heute Abend im Pub-"
"Nein, ganz bestimmt nicht im Pub-"
"Oh doch Alaska, ich lege jetzt auf, wir sehen uns im Pub und bitte sei pünktlich da." schon war die Leitung weg.
Was dachte sie sich denn dabei mir zu befehlen was ich heute machen sollte. Ich schnaufte und drehte mich einmal unbewusst im Kreis, da ich etwas zum Kaputtmachen suchte, doch ich fand nichts, also ließ ich es sein und legte mich wieder hin.
Die einzige Hoffnung die ich noch hatte war, dass Harry sich heute nicht dort befand, was eigentlich dumm war, da er im Pub total gefeiert wurde und er eigentlich noch nie blau gemacht hatte.
"Arrggghhhh!" schrie ich einmal laut und drehte mich im Bett auf den Bauch und atmete tief aus. Wieso wollte sie sich überhaupt treffen, ich wollte es doch einfach belassen. Sie hatte mir oft genug bewiesen, dass wir doch nicht die Freunde waren die wir vorgaben zu sein. Sie hatte angefangen für mich echt wichtig zu werden, trotz der Streitereien, doch durch ihre letzte Aktion hatte sie mich echt verletzt.

Mittlerweile war es schon kurz nach sechs, weswegen ich auch aufstand und mich langsam fertig machte. Als ich im Bad in den Spiegel blickte verzog ich aufgrund meines Aussehens mein Gesicht.
Ich sah ausgelaugt und ziemlich blass aus, meine Wangenknochen stachen mehr hervor als je zuvor und meine Augen waren ziemlich angeschwollen, was war denn mit mir los?
Ich schüttelte meinen Kopf und wusch mir mit eiskaltem Wasser das Gesicht, putzte meine Zähne und entschied mich im Nachhinein lieber zu duschen.
Während das heiße Wasser mir eine Gänsehaut bereitete und ich kurz zitterte, lehnte ich meinen Kopf nach hinten und schloss meine Augen. Das Wasser, welches eigentlich zu heiß war, enspannte alle meine Muskeln, ein Seufzer entfuhr mir und meine Augenlider wurden schwer. Als ich bemerkte, dass ich kurz vor dem Einnicken war öffnete ich meine Augen und duschte schnell.
Als ich endlich fertig war begab ich in mein Zimmer und zog mir einen zu großen schwarzen Pulli an, mit einem Aufdruck von 'Imagine Dragons' darunter eine einfache zerrissene schwarze Hose und zum Schluss meine schwarzen Boots. Man könnte den Look auch 'All black everything' nennen, doch eigentlich spiegelte die Farbe schwarz mein Inneres. Meine Haare band ich zu einem Pferdeschwanz und verdeckte leicht meine Augenringe und Rötungen, tuschte meine Wimpern und trug ein wenig Bronzer auf, um ein wenig Farbe in meinen blasses Gesicht zu bekommen.
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon neunzehn Uhr war, weswegen ich mir schnell meine Jacke überwarf und aus dem Zimmer trottete.
"Wohin geht's?" fragte meine Mutter, während sie an der Küchentür lehnte.
"Mit Glass was trinken." antwortete ich ihr, "Alaska?" fragte sie ein weiteres mal, als ich an der Tür stand und rausgehen wollte, ich drehte mich ein weiteres mal zu ihr und schaute sie an.
"Mach keinen Blödsinn."
"Solche Sprüche musstest du mir vor einigen Jahren mitgeben, jetzt ist es zu spät." antwortete ich leise, denn es machte mich wirklich traurig.
Ich hätte sowas wirklich vor einigen Jahren gebraucht, eine Mutter die mir sagt, dass ich aufpassen soll, keinen Blödsinn anstellen soll, nicht zu spät heim kommen soll.
Jetzt war einfach viel zu viel passiert und vieles einfach zu spät.


Hoffe dieses Kapitel hat euch gefallen, schönen Start in die neue Woche meine lieben. 

Irreversibel Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum