Ich schüttle energisch den Kopf und fahre mir dann durch die Haare. "Das ist doch völlig absurd!", werfe ich ein, doch selbst wenn ich das zu behaupten wage, ist mir selbst klar, dass es das nicht ist. Es macht Sinn, es ist logisch.

Ein Phönix brennt. Das mag vielleicht auf Feuer deuten, aber das ist es nicht. Er brennt, das bedeutet er spürt Schmerzen.

Dass Jimin vor Schmerzen in die Knie gegangen ist, als der Fremde im Supermarkt aufgetaucht ist und ihn angestarrt hat, es macht alles Sinn. Aber ich will es nicht wahrhaben. Wir sind nicht so grausam, oder? Wir können doch nicht solche grausamen Fähigkeiten besitzen, als Phönixe. Das sind stolze und liebenswerte Kreaturen, sie tun doch niemanden weh.

Wieso sollten wir anderen Schmerz zufügen? Das ist nicht richtig.

"Also tue ich den Leuten weh", flüstere ich leise und schlucke den Kloss in meinem Hals hinunter. Ich tue ihnen allen weh. Dabei wollte ich ihnen niemals wehtun.

"Wenn du nicht aufpasst, dann ja", räumt der Fremde mit neutraler Stimme ein und biegt auf einen Feldweg ab, "So wie bei der Schneeflocke, mein lieber Spatz."

Wieder schüttle ich den Kopf, doch diesmal nur langsam und mechanisch. Wieder bildet sich ein Kloss in meinem Hals und ich balle die Hände zu Fäusten, als ich mit zerbrechlicher, belegter Stimme hervorpresse: "Das war ich nicht..."

Ich kann das nicht gewesen sein, ich kann ihn nicht so gequält haben.

"Ach echt?", hakt der Blonde gespielt überrascht nach, "Verkrampft der gute Frost sich gerne von allein?" Ich antworte nicht, hole nur zitternd Luft und schüttle wieder langsam den Kopf. Das war ich nicht, ich will das nicht gewesen sein.

Aber irgendetwas sagt mir, dass ich es gewesen bin. Ob ich das glauben will oder nicht. Taehyung hat gelitten wegen mir.

"Entspann dich, ich hab ihm einen Entkrampfer in den Hals gejagt. Das sollte ihm den Arsch gerettet haben."

"A-aber ich wollte ihm doch nicht wehtun!", melde ich mich verzweifelt zu Wort, spüre, wie die Angst in mir hochkriecht, doch diesmal droht mir keine Gefahr. Es ist die Angst vor mir selbst.

"Ich weiss Jungkook", beruhigt der Ältere mich halbwegs, "Du kannst es nicht beherrschen und das ist das Problem."

Beherrschen? Also passiert das nicht so willkürlich, wie es bei mir der Fall zu sein scheint? Man kann es kontrollieren?

"Wie macht man das?", frage ich auf der Stelle nach. "Eins nach dem anderen", meint er und hält bei einer Brücke, ehe er beinahe bedauernd das Lenkrad streichelt. "War schön mit dir", meint er an den Wagen gerichtet, bevor er aussteigt.

Verwirrt sehe ich zu, wie der Phönix das Auto umrundet, bevor ich selbst aussteige und ihm eilig nachlaufe. Er steuert auf einige Autos zu, die am Strassenrand geparkt wurden und ich hole zu ihm auf, bevor ich weiter meine Fragen stelle. "Was machen wir denn jetzt?"

"Wir verschwinden. An einen sicheren Ort in den Bergen", erklärt er mir lediglich und mustert die verschiedenen Wagen, ehe er sich einem weiteren Sportwagen - diesmal schwarz - nähert. "Und was ist mit meinen Hyungs?", frage ich ihn leise. Ich muss wissen, was mit ihnen los ist und was ich getan haben soll.

"Über die reden wir mit meinem Hyung", erklärt er mir lediglich. Und macht sich an der Fahrertür des Autos zu schaffen. Er stiehlt den Wagen?! Dann war der andere auch gestohlen? Das kleine bisschen Vernunft in meinem Kopf, sagt mir, dass dieser Typ vor mir vielleicht etwas verrückt und dazu recht kriminell ist und ich mich besser von ihm fernhalte, doch ich schiebe diese Gedanken beiseite.

Dieser Kerl ist seit einer gefühlten Ewigkeit der Einzige, der mir meine Fragen beantworten kann, wie es scheint. Ich werde wohl über geklaute Autos hinwegsehen können, wenn ich dafür endlich verstehe, was vor sich geht.

"Was kann dein Hyung?", frage ich ihn neugierig. Der Blonde sieht mit einem verwirrten Gesichtsausdruck über seine Schulter zu mir. "Ich weiss nicht... denken, vielleicht?", antwortet er mir schnippisch.

Ich schürze die Lippen und verschränke die Arme vor der Brust. "Er ist also kein Experiment?", stelle ich fest. Er schüttelt den Kopf. "Das heisst aber nicht, dass er mit dem ganzen Scheiss nichts zutun hat", wirft er ein, "Er hat mir bei meiner Flucht geholfen. Jetzt helfe ich dir bei deiner."

Flucht? Darum sah das Zimmer so aus. Darum war sein Besitzer nirgends vorzufinden.

Nicht, weil er irgendwo anders versteckt wurde oder tot war, nein. Weil er abgehauen ist.

"Dann wollen sie dich also auch umbringen?", stelle ich leise fest. "Ja, klar", seufzt er und scheint den Wagen aufgekriegt zu haben, denn er öffnet die Fahrertür und taucht dann unter das Lenkrad, um den Sportwagen kurzzuschliessen.

"Sie hatten schon den ersten Phönix nicht unter Kontrolle, aber sie mussten ja noch einen zweiten bauen, was? Nur um dann festzustellen, dass sie den auch nicht unter Kontrolle haben. Also, was beschliessen sie? Weg damit und nochmal versuchen", zischt er leise.

"Was soll das heissen?", frage ich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch nach. Der Blonde lacht leise und seufzt, ehe er schliesslicht wieder das Wort ergreift.

"Sie halten sich für unfassbar schlau und wenn ihnen etwas nicht passt, dann machen sie es einfach nochmal neu, modifizieren es in die Richtung, die sie für die perfekte halten. Aber dabei haben sie keine Ahnung - und das, obwohl man meinen könnte, dass sie es nach Jahren der Forschung eigentlich besser wissen müssten. Doch sie lernen nicht dazu. Sie lernen nie dazu.

Sie halten sich für Götter, aber ihre Schöpfung haben sie nicht im Griff."

Credits @Creativity_Square Ria Unnie^^ Für das Entwerfen und in einer stylishen Schleife überreichen von GDragon❤

Phoenix [Vkook]Where stories live. Discover now