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Coles Sicht

"Coli, was ist denn los?", fragt Rylie und starrt mich aus großen Augen an.

"Nichts, wieso?", frage ich und wische mir schnell über die Augen.

"Du weinst", stellt sie fest und klettert auf meinen Schoß.

Fest umarmt sie mich.

"Es ist alles okay", sage ich mit brüchiger Stimme.

"Ich glaube dir nicht."

Ihre kleinen Händchen greifen nach meinen.

"Du hast Recht. Nichts ist okay", murmele ich und eine Träne läuft über meine Wange.

Ich schluchze.

Rylie wischt die Tränen weg, aber es bringt nichts. Es kommen immer mehr nach.

"Was ist denn passiert?", fragt sie leise.

Ich antworte nicht.

In meinem Kopf spielt sich immer wieder die Szene ab, als Liv Brandon küsst.

Meine Herz ist wohl genau in diesem Moment zerbrochen.

Der Schmerz in meiner Brust nimmt immer mehr zu, je länger ich daran denke.

Ich bin zu spät. Liv wird mich niemals lieben.

Diese Sätze schwirren mir im Kopf herum.

Dachte ich denn wirklich, ich hätte eine Chance?

Rylie sieht mich hilflos an. Es kommt eher selten vor, dass ich vor ihr weine.

Ich musste immer so tun, als wäre ich stark. Rylies Ritter, wie sie mich manchmal nennt, aber der bin ich nicht.

"Geh ruhig spielen, ich komme schon klar", sage ich mit kratziger Stimme und versuche ein möglichst echtes Lächeln zu Stande zu bringen.

Rylie streichelt mir über die Wange, springt von meinen Schoß und verlässt mein Zimmer.

Ich lasse mich auf mein Bett fallen und starre einfach nur an die Decke.

Was hat Brandon, was ich nicht habe?

Sieht er besser aus? Ist er netter? Vielleicht liegt es daran, dass er Sara mag und ich nicht.

Ich wische mir die Tränen weg.

Könnte mein Dad mich so sehen, würde er mich vermutlich anschnauzen, ich solle aufhören zu heulen und mich wie ein Mann benehmen.

Als wir noch bei ihm gewohnt haben, war er immer schlecht gelaunt und irgendetwas war immer falsch. Ich denke, er liebte uns nicht mal.

Mich hat er als ich jünger war auch geschlagen, aber das habe ich mittlerweile verkraftet.

Nur das er Rylie das auch antuen könnte, habe ich nicht ertragen.

Irgendwann konnte ich Mum überzeugen sich von ihm zu trennen.

Für Rylie.

Mum ist zwar unglücklich, dass wir nicht mehr bei Dad wohnen, aber es ist das beste für sie und Rylie.

Dad war nie sonderlich nett zu Mum, aber sie liebt ihn nunmal, weshalb sie ihm jedes Mal verzeiht.

Rylie soll nicht das selbe durchmachen müssen, wie ich.

Ich will nicht, dass Dad ihr auch eintrichtert für alle perfekt sein zu müssen. Perfektion ist Ansichtssache. Man kann nicht für jeden perfekt sein.

Und für mich ist Liv perfekt.

Nur bin ich wohl nicht gut genug für sie.

Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen.

Secret Lies Where stories live. Discover now