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Woah ...!

So schön und doch so gewalttätig. Ich glaubte ihr auf's Wort, dass sie echt gefährlich werden konnte und hob sogleich beschwichtigend die Hände.

„Hey, ... also ... Wow! Mal kurz Auszeit, bitte, Lady. Machen Sie das doch einfach mit unserem Auftraggeber aus, wenn Sie keine Sendungen erhalten möchten. Ich bin nur ein Bote und ganz sicher kein herumschleichender Einbrecher!", versuchte ich nun möglichst cool und lässig zu erscheinen. „Ich will auch echt keinen Ärger mit der Kundschaft haben, - absolut nicht! Also wenn Sie es so wünschen und ich Sie weiterhin mit Ihren Päckchen beliefern soll, wie Herr Gerke es vorhin andeutete, komme ich demnächst noch nicht mal mehr da zum Tor hinein, okay? Nur ... dann müssten Sie jemanden hinausschicken oder selbst hinauskommen und Ihre Päckchen da unten abholen!", bot ich der Frau gewollt selbstsicher an, obwohl mir immer mulmiger zumute wurde.

„Das wird wohl kaum nötig sein!", schnauzte sie mich immer noch säuerlich-düster an und wies dann mit dem Daumen erneut zum Tor hin. „Und nun verschwinde, los.", flüsterte sie noch einmal und nun so eisigkalt und knurrig-leise, dass es mir einen echten Angstschauer über den Rücken hinabjagte. Doch anmerken ließ ich mir das nicht. War ja schließlich nicht verrückt.

„Ja, natürlich, ganz wie Sie wünschen. Ihnen auch noch einen schönen Tag.", erwiderte ich nur gewollt locker und lächelte erneut überbreit, bevor ich mich schleunigst abwandte und ganz gemütlich zum Tor ging, ohne große Eile. Oh Himmel, mein Herz pochte dabei allerdings so hart, als hätte die Tussi gerade mit einer geladenen Waffe auf mich gezielt. - Shit!

Die Alte hatte anscheinend eine mächtige Macke. Na ja, so schön, so reich und dann noch so ein Haus ... Da musste man doch über kurz oder lang schlicht größenwahnsinnig werden, oder?, pustete ich, mich wieder beruhigend, langsam die Luft aus und fächelte mir mit der Hand zugleich ein bisschen Luft zu.

Schon aus der Ferne deaktivierte ich den Diebstahlschutz und schwang mich dann eilends auf mein Bike, um so schnell wie nur irgend möglich von hier abzuhauen (und am besten niemals wiederzukommen!).

Mein Eindruck von dem süßen, komplett schwarz angezogenen Mega-Typen verflog, nun jäh geschmälert durch das krasse Auftreten der Zoffdiva in red.
- Erinnerte mich sogar ganz entfernt an das Gehabe der alten Cruella de Ville aus 101 Dalmatiner, überlegte ich kurz.
Der verdammte Lieblingsfilm meiner kleinen Schwester Isa. Nur gut, dass die Leutchen hier nicht auch noch zu meiner Familie gehörten, ... brrrr. Da hätte ich mich sicherlich schon auf nimmer Wiedersehen abgesetzt.

Ich nahm mein Handy aus der Tasche, um Basti anzurufen, dass ich wieder frei war, doch es ließ sich gerade aus irgendeinem Grund nicht anschalten, also blieb ich doch noch einmal neben meinem Bike stehen und drückte auf das Display, weil es ein Touchscreen war. „Verdammte Technik.", brummelte ich dabei finster vor mich hin und schüttelte das Teil ganz kurz, bevor ich hinten auf die Hülle pochte.

Aus den Augenwinkeln heraus meinte ich noch eine Bewegung zu sehen wie ein Schatten und drehte mich erneut überrascht zu dem prächtigen Bau um, starrte in das grüne Dickicht, welches das Haus umschloss und dann wieder zum Haus hinüber. Nein ... Da war niemand ... Alles ruhig.

Jetzt sah ich auch noch Geister, oder? Ich musste wirklich zu schnell gefahren sein, wenn es bei mir jetzt auch noch im Kopf losging. Ich seufzte kurz denselbigen schüttelnd auf, weil ich mir da wohl mal wieder Sachen einbildete und schaute dann erst wieder auf mein Handy herunter. Es ließ sich endlich anstellen. Ich zog mit dem Daumen über den Bildschirm, entriegelte es und suchte Bastis Nummer in den Kontakten heraus, während ich mich wieder zu meinem Bike umdrehte.
Dabei kam mir ein Gedanke. - Ein ziemlich absurder sogar!
Vielleicht war der süße Typ ja ein Gefangener von der Diva in red? Bei der Vorstellung musste ich tatsächlich kurz schmunzeln und tippte dabei auf Bastis Nummer, während ich doch noch einmal zum Haus zurückblickte.

Das Zeichen der DrachenWhere stories live. Discover now