Brief Nr. 4

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Der Roller war feierlich dekoriert. Lichtketten schmückten die Decke, mit unter auch die Wände. An der Theke, wo Simon gerade dabei war Gläser zu polieren, waren verschiedene Sticker angebracht. Der größte war natürlich der, auf dem das Logo des Jam&Rollers abgebildet war. Etwas kleiner aber gut lesbar stand "Interkontinentaler Skate- und Singwettbewerb" auf eineem anderen. Ein Blick zur Bühne vermachte mir die Aussicht auf eine, auf gestapelten Stühlen balanzierende Luna, die einen beschrifteten Banner aufhängte. In ihrer recht krausigen Schreibschrift stand dort "Willkomen im Jam&Roller". Man sah aber, das sie sich Mühe gegeben hatte.

Matteo stand neben mir, er hatte Lunas Kunststücke noch nicht bemerkt, denn er sah sich verwundert um. "Es sind doch noch 10 Tage bis zum Wettbewerb.", meinte er leise, wohl eher an sich selbst gewandt. Ich wusste auch nicht recht, warum jetzt schon alles dekoriert war, weshalb ich mich nach Tamara umsah. Sie wüsste bestimmt Bescheid. 

Aber da krachte Luna urplötzlich auf den harten Boden. Für ungefähr 3 Sekunden reagierte niemand, nur blickten sie alle an. Auch ich war erstarrt. Es war einfach so unvorhersehbar geschehen. Wie eigentlich alles bei Luna. Dann sah ich Simon, wie er zu ihr stürzte, auch Matteo und Gaston und ein paar in der Nähe weilenden Gäste, von denen es heute definitiv mehr gab als sonst, eilten zu ihr rüber. 

Zusammengekauert lag sie da. Tod war sie nicht, das war mir gleich aufgefallen. Als Simon, Gaston und Matteo sie langsam und sanft anhob, was bei ihr eigentlich keine 3 fast ausgewachsenen Typen bedürfen sollte, erkannte ich eine große blutende Schramme. Ich mochte Luna nie, und ihr Leiden war auch nicht der primäre Grund für dass was sich gleich darauf in mir abspielte. Es war das Blut, dass mich in einen weiteren, weit aus verherenderen Schockzustand versetzte. Das letzte was ich vor Augen sah. war wie Matteo alamiert auf mich zu eilte, bevor alles schwarz wurde.


Lieber Matteo.

Heute bin ich in Ohnmacht gefallen. Ich habe davon nicht viel mitbekommen, da du mich ja noch rechtzitig aufgefangen hast. Als ich aufwachte und in deine besorgten Tedybäraugen blickte wäre ich fast noch einmal in Ohnmacht gefallen. Wir waren uns so nah wie nie zuvor. Es gab nur einmal, an dem wir uns näher waren. Beim letzten Interkontinentalen Skatewettbewerb, weißt du noch? Wir hatten nicht viel Zeit zum trainieren gehabt, haben an diesem Abend mehr provisiert, als erlaubt, und du dachtest wir würde eine niedrige Punktzahl ergattern, wenn wir der Jury nicht etwas 'besonders' zeigen würden. Der Kuss war unerwartet, kurz. Er war auch nicht mein Erster. Doch für diese 2 Sekunden, in denen deine Lippen mit meinen verschmolzen, fühlte ich mich wie Neugeboren. 

Ich bin mir sicher, nach mehreren Versuchen, dieses etwas ein weiteres Mal zu fühlen. dass du der einzige für mich bist. Der Einzige, der mein Herz zum beben bringen kann, sodass es sich anfühlt als wäre ich jemand anderes, aber auch ganz ich selbst. 

Das alles klingt sogar für mich selbst verwirrend. Aber vielleicht verstehst du es, dann, wenn ich den nötigen Mut aubringe und dir diese Briefe gebe. Bis dahin muss ich mich wohl einmal selber damit auseinander setzen. Etwas Ordnung in mein Gehirn bringen. 

Ambar

My Letters - AmbeoWhere stories live. Discover now