„Okay, Madam", sagte Matthias ungeduldig: „Ich habe das Gefühl, du misst mit zweierlei Maß. Mir sagst du, dass ich offen mit meinen Gefühlen umgehen soll, weil ich sonst nicht gewinnen kann, aber selbst willst du das nicht? Was ist bei dir anders?"

Alexandra sank in sich zusammen. Wenn er es so darstellte, hatte er natürlich recht. Sie hatte Angst davor, etwas zu riskieren, weil sie sich scheute, erneut verletzt zu werden. Doch in ihrem Falle war da noch mehr, was auf dem Spiel stand: „Hier geht es nicht nur darum, dass ich eventuell mit einem Korb rechnen muss. Hier geht es um meine Professionalität am Arbeitsplatz. Ich bin nicht mehr fünfzehn und kann mein Leben um meine Gefühle kreisen lassen. Ich bin Arbeitnehmerin, von der etwas erwartet wird."

„Und warum sagst du Stefan dann nicht einfach, was Sache ist?", schlug Matthias vor: „Wenn er dir einen Korb gibt, hast du eine kurze Zeit lang intensiven Liebeskummer, aber zumindest kannst du drüber hinwegkommen. Das waren deine Worte. Und wenn er tatsächlich ernsthaft interessiert ist an dir – Jackpot."

Mehrmals fuhr Alexandra sich mit beiden Händen durch ihr Haar. Sicher, genau das hatte sie Matthias selbst geraten. Aber mit Stefan war die Sache irgendwie nicht so leicht. Irgendetwas in ihr sperrte sich immer noch dagegen, doch sie hatte Mühe, das in Worte zu formulieren. Langsam erklärte sie: „Ich weiß nicht. Was, wenn Stefan sich über mich lustig macht? Oder damit angibt? Sein Ego ist eh schon riesig, weißt du? Oder er erzählt es Katharina, das wäre ... unendlich furchtbar."

Verärgert zog Matthias beide Augenbrauen zusammen. „Jetzt mach aber mal einen Punkt, Alex. Ja, ich hab auch meine Probleme mit Stefan, aber er ist nun wirklich nicht so ein Arschloch. Denkst du echt, er würde so auf deinen Gefühlen rumtrampeln? Das ist ziemlich unfair."

Frustriert vergrub Alexandra den Kopf in ihren Händen. „Ich weiß doch. Ich weiß das doch, Matthias. Aber das sind eben einfach Ängste, die da sind. Verliebt sein macht einen so unendlich angreifbar. Ich hasse es, mich so verletzbar und unsicher zu fühlen. Ich hasse es. Wenn ich bloß nie bemerkt hätte, dass ich verliebt bin. Bisher war doch auch alles gut. Und jetzt bin ich nur noch so ein Schluck Wasser in der Kurve."

Der Blick von Matthias wurde weich. „Ich wollte nicht so hart mit dir sein."

„Nein, nein", wehrte sie ab: „Du hast ja recht. Ich bin ein emotionales Wrack. Ich bin so gut da drin, meine Gefühle unter Kontrolle zu halten, dass ich völlig überfordert bin, wenn ich die Kontrolle mal verliere. Ich fühle mich einfach überwältigt."

„Dann geht es dir wie mir", sagte Matthias leise: „Dieses ganze Verliebtsein ist wirklich nichts für mich. Ich will einfach nur, dass sie mir glaubt. Sie muss ja nicht mal selbst in mich verliebt sein, aber Vertrauen wäre schön."

Mitfühlend legte Alexandra ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich kann mir vorstellen, dass sich das scheiße anfühlt, wenn sie dir einfach nicht glauben will."

„Hab ich dir übrigens schon gedankt, dass ich letztens bei dir übernachten durfte?", fragte Matthias unvermittelt.

Grinsend lehnte Alexandra sich wieder zurück. „Nur ungefähr tausend Mal. Wirklich, das ist völlig okay. Tu einfach das gleiche für mich, wenn ich mal das Bedürfnis habe, mich zu betrinken, und alles ist fein."

Er schenkte ihr ein ehrliches Lächeln. „Du bist echt ein guter Kerl. Warum kann ich nicht in dich verliebt sein?"

Amüsiert zog sie eine Augenbraue hoch. „Weil du dann einen Korb bekommen und an Liebeskummer sterben würdest. Damit wäre auch keinem geholfen."

„Auch wieder war", grinste er: „Und nun? Was ist dein Plan?"

Langsam stieß Alexandra die Luft aus. Ja, was war eigentlich ihr Plan? Weitermachen wie bisher? Konnte sie das überhaupt? Nachdenklich meinte sie: „Ich glaube, ich will als erstes rausfinden, wie viel da wirklich zwischen Stefan und Katharina ist. Ob du es glaubst oder nicht, die Vorstellung, dass ausgerechnet sie sein Herz erobern könnte, macht mich rasend. Wenn ich wüsste, dass er es wirklich nicht ernst meint, ginge es mir wohl schon besser."

Sie sind immer noch mein Chef ✔️Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum