Mühsam unterdrückte Alexandra ein Kichern. Sie hatte keine Vorstellung, was Matthias tun würde, doch sie hoffte, dass es Eindruck hinterlassen würde. Es war schon genug, dass sie sich von Kathi ständig direkt oder indirekt vorhalten lassen musste, wie gut sie sich doch mit Stefan verstand. Dass er jetzt herkam, nur um mit Katharina zu flirten, setzte dem Ganzen eine Krone auf. Wenn sie eine geheime Affäre führen wollten, sollten sie ihre Beziehung nicht ganz so stark in die Öffentlichkeit tragen.

Wieder schaute sie zum Nachbartisch hinüber. Während Katharina am Anfang noch zumindest versucht hatte, den Eindruck zu erwecken, mit ihrer Arbeit beschäftigt zu sein, hatte sie sich inzwischen vollständig zu Stefan gewandt, der noch immer auf ihrem Schreibtisch saß und kaum die Augen von ihr nehmen konnte. Entschlossen, sich davon nicht aus dem Konzept bringen zu lassen, arbeitete Alexandra an ihrem Artikel weiter, während sie auf die Ankunft ihres Ritters wartete.

Exakt fünf Minuten später war aus dem Gang vor dem Großraumbüro ein blechernes Klappern und Poltern zu hören, gefolgt von Matthias, der einen Mopp in der rechten, einen großen Eimer in der linken Hand und noch einen zweiten Eimer auf dem Kopf trug, zwei Flaschen mit Reinigungsmittel irgendwie in seinen Gürtel geklemmt und ein billiger Mundschutz im Gesicht. Alle Redakteure, die so kurz vor Feierabend noch da waren, blickten auf.

Auch Katharina und Stefan kamen nicht umhin, den Ritter in Putzuniform wahrzunehmen, der mit großen Schritten auf sie zugestampft kam. Mit angestrengt neutraler Miene wartete Alexandra auf das Schauspiel, das sich gleich entfalten würde.

„Ich hörte, hier sind Schleimmonster dabei, ihre Ergüsse in die Welt zu tragen!", verkündete Matthias, nachdem er sich breitbeinig vor Stefan und Katharina positioniert hatte: „Ich, der Ritter in strahlender Rüstung, bin hier, um die Redaktion vor weiterem Unheil zu bewahren und jeglichen Schleim zu beseitigen. Wenn ihr nicht wollt, dass ich euch gleich mit wegputze, dann gelobet, auf der Stelle mit der Schleimproduktion aufzuhören!"

Alexandra musste sich mit beiden Händen ihren Mund zu halten, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Sie hatte schon länger vermutet, dass man mit Matthias Pferde stehlen konnte, doch dass er tatsächlich so wenig scheu hatte, seine Kollegen zu unterhalten, war fantastisch.

Nicht jeder schien jedoch den Spaß in der Situation zu sehen. Katharina stöhnte deutlich hörbar auf: „Oh, bitte, was soll denn das jetzt werden?"

Matthias jedoch, der ihre Gehässigkeit gewohnt war, ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Er stellte den großen Eimer, der, wie Alex jetzt sah, voll mit Wasser war, vor sich ab und packte den Mopp, als wäre es ein Speer: „Sprich, Stefan: Gelobst du, künftig keine Schleimschlachten mehr hier zu führen?"

Statt Stefan antwortete jedoch Kathi, die aufgesprungen und sich mit beiden Fäusten in die Hüften gestemmt vor Matthias aufgebaut hatte: „Du willst Stefan ernsthaft verbieten, ein ganz normales Gespräch zu führen? Ernsthaft? Hast du vorher an dem Spüli geleckt oder was ist dir plötzlich so zu Kopfe gestiegen?"

Genervt erhob Alexandra sich aus ihrem Stuhl. Wenn Katharina meinte, sie müsste den Spaß verderben, konnte sie genauso gut ihre Unterstützung für Matthias zeigen. Immerhin hatte er überhaupt nur durch sie dieses Manöver gestartet.

„Mein Held", rief sie lächelnd aus und warf sich an seine Brust: „Danke, dass du zu meiner Rettung gekommen bist."

„Ach, daher weht der Wind", mischte sich nun endlich auch Stefan in das Gespräch ein: „Die gute Frau Berger hat sich offensichtlich belästigt gefühlt durch meine Anwesenheit."

Mit erhobener Augenbraue schaute er sie an, als wollte er sie herausfordern, seine Aussage zu leugnen. Doch das hatte sie gar nicht vor. Stattdessen verschränkte sie die Arme vor der Brust und erklärte: „Ich hatte das Gefühl, in Schleim zu ertrinken bei all eurem Gesülze, da musste ich einfach Verstärkung holen. Die andere Option wäre gewesen, in den nächsten Mülleimer zu kotzen."

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