Kapitel 6 (Strawbelly)

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Babysitten? Kann ich.

Endlich wagte ich mich mit, den zum Verwechseln ähnlich aussehenden "Ninja-Turtle-Michelangelo-Whatever Tier", auf die freie Fläche inmitten des Waldes. Ich konnte den Kampf von Kati und dem Wolf trotz der Entfernung hören. Da eskaliert es wohl ziemlich heftig...
Zum Glück hatte Tarien so viel gehighlightete Eier in der Hose um dieses blöde Drecksvieh zu beschäftigen. Trotzdem...Es gab EINE einzige Sache, die mich im Moment wahnsinnig störte: Das Geheule dieses Babys war so groß und verdammt nochmal unerträglich.... Ob er jemals nicht eimerweise Tränen vergoss?
Es war ja nicht so, dass wir voneiner Horde Möchtegern-Fabelwesen gejagt wurden, im Tomb-Raider-Style entkommen sind, irgendwie überlebt haben und doch nur ein Glied in der Nahrungskette eines Wolfs waren. Wie war sowas möglich? In was für eine verkehrte Welt sind wir reingebeamt worden? In was für einer Welt ist sowas natürlich? Mikey rüttelte und wehrte sich mit aller Macht, um gegen meinen eisernen Griff alias Micheal Myers (oder dochlieber einer Killer-Medusa? ) an zu kommen und sich zu befreien. Ich zischte ihn an: „Sei doch einfach mal wie ein Brett! Du nervst mich langsam!" Immer wieder schlug er mit seinen glitschigen Händen/Flossen auf meine Brust. „Monster!Monster", rief der Grünschnabel. Daraufhin verstärke ich die Umklammerung. Langsam... Langsam hatte ich wirklich keine Geduld mehr. In meinen ganzen Leben hatte ich noch NIE, noch NIE so ein wuselndes Ding gesehen, geschweige wollte ich darauf aufpassen! Aber wenn ich das nicht machen würde, war die ganze Aktion umsonst gewesen. Tariens aufopferungsvolle Hingabe durfte nicht für die Katz gewesen sein! Immerhin kämpfte sie im Moment, nur mit einer Bratpfanne bewaffnet, gegen den zähnefletschenden "Game of Thrones Wolf".
Meine Schläfen pochten, mein Herz fiel mir schon fast in die Hose - Pipi-Drang is comming - Schweißperlen tropften meine Stirn runter und ohne Tiefschlaf würde ich den Tag sicher nicht überstehen können.
DAS waren wahre Probleme des Lebens meine lieben Freunde!
Wenn alle Reptilien so steil abgehen sollten und so einen schwierigen Charakter hätten, schwur ich auf alles was ich hatte, dass ich es mir zwei Mal...NEIN 1000 Mal überlegen würde mein neues Aquarium mit solchen Bewohnern vollzustopfen!
Aber kommen wir zum Wesentlichen zurück. Habe ich schon erwähnt,dass ich Hunger hatte und mein Schweiß mich sowas von stinken lies? Wer vergaste hier wohl wen? Es war nur eine Frage der Zeit bis irgendeiner von uns umkippen würde und vielleicht sogar an diesen unerträglichen Geruch zu Grunde ging. Doch eins hatte mich immer noch zutiefst verletzt: ICH, die immer jeden liebevoll behandelt hatte und der geduldigste Mensch Weit und Breit in unserem Kaff war, wurde soeben als Monster betitelt. Das war doch ein absolutes No Go! Dabei war die Schildkröte vorhin so artig gewesen....
"Soll ich dich los lassen?", fragte ich mit einer monotonen Stimmlage. Als Antwort auf diese rhetorische Frage, stieß die "Jagdschildkröte" seinen Kopf gegen meine Schulter. Natürlich hätte ich ihn nicht einfach so im Stich gelassen! Dafür war er viel zu knuffig. Ihr denkt auch nur falschvon mir...Pf. Er war zwar nicht pink wie der Kontrollfreak mit der bunten Reklame auf dem Kopf am Flughafen, aber trotzdem liebenswert. Trotzdem...der Wuluschel-Puschel-Kirby stank wenigstens nicht nacheiner ganzen Müllhalde. Das grüne Wesen wollte einfach nicht aufhören zu heulen! „Ach bitte...Hör doch auf zu weinen. Das macht alles nur noch schlimmer." Meine Tröst-Aktion schien nach hinten losgegangen zu sein. Er wollte einfach nicht mehr aufhören und weinte nur noch mehr. Seine Tränen hätten schon Meere füllen können... Und dann... Das hatte mir gerade noch gefehlt... Er musste an meinem T-shirt schnäuzen. Der neon-grüne dickflüssige Schleim floss langsam über meine Schulter den Rücken entlang. Ich jammerte: „Du..du...Ihhh! Ist das etwa Mutagen?!"
Als Antwort darauf, floss erneut eine dicke Schicht über meineKleidung hinunter. „Wie auch immer. Hör mir zu: wir müssen hier weg. Raus... Irgendwo hin! Sonst kommen deine ach so lustigen Freunde und HAUEN DIR EINS ÜBER DEINEN SALATSCÄDEL BIS DU DIESEN SCHNODDERVON VORNE UND HINTEN RAUSPRESST!" Mein hysterischer Schrei hat schon die Grenzstufe von Hysterie erreicht. Es hallt immer wieder, die Raben schrecken auf und machten sich aus dem Staub.
Damit wir Eins klarstellen: ich war so was von kein Freund der Bakterien und diese waren von mir eher auch abgeneigt. Eingeschüchtert von meinem Gerede zieht, der - Nennen wir ihn Namenlos - nach und nach seine Gliedmaßen in sein Panzer.
Was für ein Kind... Baby? Weichei. Definitiv Weichei. Auch sein Kopf verschwindet in das Innere seines Gehäuses und gaffte mich dabei nach: „Mikey! Mikey!"
„Ich dachte du wärst eine Schildkröte und kein Papagei.", beschwerte ich mich. Ich kann nicht anders als die Augen zu rollen bei so einem Verhalten. Bei menschlichen Babys war doch alles immer supi. Die haben nur dann geweint, wenn sie was gebraucht haben. Hat man ihnen den Wunsch von den Augen abgelesen, waren sie still.
Ruhe. Ich brauche einfach Ruhe... Meine Füße stapfen automatisch nach Richtung Ahnungslos, jetzt würden wir die richtigen Höllenqualen erleiden! Es heißt doch immer: „Wenn das Leben dir eine Zitrone gibt, mach daraus Limonade." Und erneut muss ich mich enttäuschen lassen. Denn ich hab keine richtige Zitrone bekommen, um den Saft daraus zu pressen. Mal wieder gab es nichts zu Essen und mein Magen brummt wie mein Papa, wenn er schläft. Und DAS muss was bedeuten. Zu allem übel konnte ich noch eine beleidigte Schildkröte mit mir umher schleppen.
Doch dann bekam ich DEN Geistesblitz! Als Versöhnung bastelte ich aus einem Stoff, den ich mir von meiner Kleidung abgerissen habe, eine Augenmaske: „Guck mal. Ist das nicht schön?" Vorsichtig hielt ich den lächerlichen Fetzen vor die Öffnung des Panzers. Die Augen blitzten aus dem Inneren heraus auf. Behutsam streckte er seinen Kopf in Richtung Außenwelt (na endlich!). Irgendwie... änderte sich sein Geruch von "Ich-vergase-euch-alle" zu einem lieblichen Veilchenduft. „Ab jetzt bist du auch ein Nina-Turtle. Interesse, der Herr?", erkundigte ich mich. Mikey zog mit seinem Schnabel an der Maske rum. Diese deponierte er in seiner „Lagerhalle". Jetzt mal im Ernst... War das etwa ein geheimer Bunker oder wieso lagerte der so viel Unnötiges in seinem Schutzmantel? Zweckentfremdung von Gegenständen wurde nicht geduldet! Der Weg erstreckte sich länger als gedacht. Wie viel Zeit war jetzt vergangen? Hoffentlich ging es Tarien gut. Unzählige Dornenbüsche versperrten den Weg zum Strand. Diesen Weg waren Kati und ich doch hinunter gerollt. Für mich war es unvorstellbar, alle diese verrückten Dinge durchzumachen. Ein verschmitztes Lächelnbbreitete sich auf meinen kugelrunden Gesicht aus, als ich die Stelle begutachtete, an der wir vorbeigerauscht sein mussten. Ruckartig stieß ich an etwas...Hartes? Es war braun und glänzte in der Sonne. Langsam rollten meine Augen zu diesem „Etwas" hoch und erblickten einen Jamon. Er war wahrhaftig ein Riese! Boah wie toll! Ein riesen Schweine-Oger-Steak auf zwei Beinen! Das war die beste Gelegenheit für ein Festmahl! Wie hieß es doch so schön? „Du bist nicht du, wenn du hungrig bist. Oger, und der Hunger ist gegessen!" Das traf bei mir definitiv zu, denn ohne meinen Verstand zu benutzen, sprang ich seinen muskulösen Körper an... Mit der Folge, dass ich wie im Sportunterricht beim Bockspringen dagegen klatschte und Slowmotion wieder runter rutsche. Trotz meines vegetarischen Daseins war der Drang nach Essen so groß, dass mein Hirn wohl auf Sparflamme umgeschaltet hatte. Jamon starrte mich verwundert an: „Jamon nicht essbar. Bringen dich mit Hilfe Ezarel zurück ins Hauptquartier!"
"Aber..Ich will was Essen", jammerte ich, "und Mikey hat auch Kohldampf." Für einen kurzen Moment verschwand das Grinsen des frechen Elfs, der hinter dem Oger aufgetaucht war: „Du hast diesen Windelmüffler gefunden? Halte ihn weg von mir!" Hastig weicht er aus. Elliot steht wieder auf seinen eigenen Beinen und starrt ihn wütend an. Wenn Blicke töten könnten.... Zwei wären dann aus dieser Fan Fiction schon raus. Demonstrativ weicht die Schildkröte dem Witzbold nicht mehr von der Seite. Jamon jedoch unterbricht dieses Szenario: „Wir sofort gehen jetzt!" Er schwingt seine Axt herum und dreht uns Dreien den Rücken zu. „Wenn du Essen wollen, hier nehmen.", bot er mir Pilze an, die er vom Boden aufgehoben hatte und verteilt sie unter mir und dem Stinktier.
Und diese wurden in wenigen Sekunden verschlungen. „Hey, bist du nicht Vegetarier!?", ermahnte der Elf mich, "Dort leben die Schlümpfe, das ist dir schon klar?" Sein Blick änderte sich von amüsiert zu mitleidig. Eine Schockstarre machte sich in mir breit. Waren das nicht AUSGEDACHTE Figuren? Das musste ein Fehler in der Matrix sein. Wie konnte es sein, dass Peyo über die Existenz dieser Wesen wusste und sie in seinem Werk verewigte? OHNE von solchen gestörten Feen und Elfen ein Kopf kürzer gehackt zu werden? Wie einer Tragödie brach ich auf meinen Knien zusammen. Vorsichtig stupste das Grinsemaul mich mithilfe seines Fußes an: „Du hast die Ehre Jamon, trag sie! Ich glaube, sie hat sich verflüssigt." Auf dem Boden lag nur noch eine Blobfisch ähnliche Gestalt, welches die ganze Zeit in das Nichts starrte und seufzte. Was war, wenn ich einen Schlumpf gegessen hatte? Währenddessen hob der starke Jamon mich mitsamt der Schildkröte auf seine Schulter. Alle Vier marschierten wir hinaus. Doch... Irgendetwas war seltsam... Im Wald erschien ein dichter Nebel. Die Wege schienen unendlich weit ins Leere zu führen. Eine sanfte Stimme erklang: „Kommt, kommt her. Ich bitte euch." Es schien, als würden wir immer tiefer in den Wald gelangen, anstatt hinaus zu gehen. Die Bäume rascheln, hinter uns kriecht letztendlich ein ängstlicher Geist empor.„Ich..ich bin der Geist dieses Baumes. Mein Name ist Yvoni.", stammelt sie eingeschüchtert. Die Arme...An ihrem Baumstamm war rote Markierungen. Die Hamadryade umschlingt ihre Unterkunft und entfernt sich nicht. "Oh holde Maid, was ist denn passiert?", fragt Ezarel höhnisch. Sein Blick fixiert sie. Das Mädchen lächelt und wir kamen noch ein paar Schritte näher. Dann verwandelt sich ihr zaghaftes Gesicht urplötzlich in ein unheimliches Grinsen. Aus ihren Augen fließen schwarze Tränen und ihr ganzer Körper zuckte unkontrolliert und verdrehte sich so ca. um die 180°. Also langsam endet das wirklich wie bei einer Creepy Pasta. Ein widerliches Lachen durchschallt den Wald. Unaufhörlich faucht der angeblich "hilflose Baumgeist" unsere Truppe an.
Sofort gingen die Männer in Kampfposition: "Wir bringen dich um, du blutgieriges Monster." Ich jedoch verstand die Welt nicht mehr. In Slowmotion floss ich die Schulter vom Oger hinunter, packe schnell das Baby unter meinen, nicht ganz vorhandenem, Arm und gehe in Deckung. Ich wollte wirklich nicht zwischen die Fronten geraten! Es folgte also ein wahrhaftiger Hechtsprung in das Gebüsch. Mal wieder....

"Du entkommst mir nicht!", lachte das blutbefleckte Gör hinter mir. Ich blickte mich um. Rechts, links, oben...Wo steckte die Hamadryade nur? Der harte Boden knackte hinter mir auf... „Hier bin ich!", die Krallen erfassten meine Waden. Ich schreie. Wie eben fast jeder reagieren würde.  Doch ich laufe (oder besser humpele) vor Panik weiter: „Mikey, lauf! Lauf zu diesem blöden Elfen!" Die Schildkröte reißt seine riesigen Glitzer-Glubschaugen auf. Er versteht mich nicht. Wann hat der auch nur ansatzweise unsere Sprache verstanden? Hab mir wohl zu viele Hoffnungen gemacht. Mal wieder. „Na gut, dann eben so!", eilig improvisiere ich und werfe das Mikey-Imitat in eine Baumkrone. Unsanft landet die Schildkröte darauf. Was für ein Glück. Normalerweise war ich ebenfalls so gefürchtet wie Tarien, doch Zielen war eine Tortur. Die Hamadryade holt mich ein: "Empfang meinen Todeskuss und lass mich dich aufessen!" "Waaas!?", schritt Jamon ein, "du küssen eine Frau!? Wie widerlich!" Seine Schritte wurden immer schneller. Ezarel verschnellerte sein Tempo ebenfalls: "Wenn das ausgerechnet einer sagt, der sich heimlich immer als Tunte verkleidet, hat das sehr wenig Überzeugungskraft." "Klugscheißer raus, sonst ich machen Absynth-Chef-Filet", grummelte der Oger. Ohne zu Zögern schwang der Riese seinen Morgenstern auf die Kannibalistin.

Mit vollem Schwung schleuderte Jamon, mein Held♥...Äh, ich meine UNSER Held, Yvoni weg. Ja, das geschah ihr nur recht!  „Achtung, da liegt eine...", fängt der Elf an. Doch wir schreien gleichzeitig: "Banane!" Und schon rutschte ich, und...naja, die andere Gestöhrte eben auch, den Berg hinab. Was machten Bananen mitten auf dem Weg? Wuchsen die nicht ganz woanders? Mimichino (Uff, dein Name lässt mich an Cappucino denken...Himmlisches Getränk!) Ich dachte wir hätten dieses Problem schon längst behoben! Konnte ja wohl echt nicht wahr sein... Erst waren Stöcke im Weg und jetzt dieses Desaster. Doch, eigentlich war es genau richtiges Timing!
Oh mein Gott, ich danke dem Technikteam, dass genau dort ein Baum stand wo ich hin fiel und mich somit auffing! Hallelujah!
Ein zombiehaftes Stöhnen kam unterdessen aus dem Mund der Blätterfee und sie rollte den Abhang hinunter hinunter direkt auf die klippen zu: „Nein!!" Keiner konnte sie mehr aufhalten... Alles, was ich mit meinen Augen einfangen konnte, war dieser einzigartige Moment. In rasendem Tempo krachte ihr Körper auf die spitzen Steinfelsen. Autsch... Der Geruch von etwas Ätzendem stieg mir in die Nase. Er war sehr ähnlich wie Essig. Einfach nur ekelhaft. Das war ein schneller Tod. Schmerzhaft, aber schnell. Schätze ich. Ihre Leiche löste sich in Dampf auf und Pixel-Partikel stiegen in die Luft. Der Wind verwehte die Spuren, sodass sie niemals wieder auferstehen möge (hoffentlich). Schnell rappelte ich mich wieder auf und holte einige Atemzüge. „Hey Nymphomanin, ich habe keine Lust auf Ärger. Jetzt komm einfach mit. Aber davor, leg ich dir lieber die an", sagte der Blauschopf. Oh man... Was anderes konnte man von ihm nicht erwarten. Trotzdem... Sie hatten mich gerettet und weglaufen konnte ich mir nicht leisten. Die rannten schneller als ich. Pf... Das Training im Fitnessstudio hatte doch nicht ganz ausgereicht. Verflixt! Widerwillig ließ ich mir die Handschellen von ihm anbringen. Seine Finger streiften ganz Leicht gegen mein Handgelenk. Was war er denn für eine Frostbeule? Abbruch, ich konnte nicht mehr Leute. Und ich dachte MEINE Hände wären schon kalt genug und dann kam so ein Schmand daher und bewies mir das Gegenteil. Gänsehaut over 9000...Währenddessen war mein Held(♥) auch schon auf den Beinen und holte Elliot aus seinem Versteck. Ich stupste ihn sanft an: "Geht es dir gut?" Heftig nickte er mit seinem Salatkopf. "Du nicht ganz Dicht auf Kopf?", fragte Jamon verärgert, "Du lassen Wasser ab, nicht gut! Und du Erbsenbirne, du mich machen lassen ganze Arbeit. Miiko wütend." Ängstlich flüchtete der kleine Fratz in meine Arme... Wie süß... Es sei ihm verziehen. Empört zog der Elf eine Augenbraue in die Höhe: "Erbsenbirne? Nenn mich noch einmal so und ich mache aus dir Cordon Bleu! Frechheit!" Und so ging es gefühlte Stunden so weiter, bis wir wieder im Hauptquartier angekommen waren.... Man war ich hungrig. 

Ein Sturzflug nach EldaryaWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu