Kapitel 2 - Besuch im Camp Half-Blood

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CAT

Ich stand vor dem zersplitterten Spiegel im Flur und betrachtete mein zersplittertes Selbst. Ich war recht groß und dünn, hatte lange blonde Haare und blaue Augen, in denen Tränen glitzerten.

Hinter mir wuselte eine Horde Polizisten durch die Wohnung und suchte nach Spuren von einer Entführung oder einem Kampf oder sonst etwas. Ein junger Polizist um die zwanzig kam zu mir herüber.

Es war derselbe, der vorhin versucht hatte, mich zu tösten, allerdings ohne Erfolg.

"Ist dir irgendetwas aufgefallen, das fehlt?", fagte er.

Nein, nur eine Frau mittleren Alters, die zufällig meine Mom war, fehlte!! "Nein", sagte ich zögerlich, "das heißt, ich bin mir nicht ganz sicher. Ich war seit einem haben Jahr nicht mehr hier und weiß nicht, was meine Mutter in der Zeit alles gekauft hat."

Der Polizist machte sich Notizen auf seinem Klemmbrett und nickte vielsagend. "Wenn dir noch etwas einfällt, kannst du dich jederzeit bei uns melden, ja?"

Ich nickte. "Haben sie schon irgendwelche Hinweise gefunden?", fragte ich nach einer Weile. Der Mann fummelte nervös an seinem Klemmbrett herum.

"Nein, aber wir hoffen noch auf Spuren...", sagte er bedauernd.

"Jenkins, kommen Sie mal her! und bringen Sie das Mädchen mit!"

Widerstrebend folgte ich dem Polizisten in das Schlafzimmer meiner Mutter. Hier hatten sich schon einige Polizisten versammelt und starrten auf einen Text an der Wand.

"War dieser Schriftzug schon immer da?", fragte einer mit einer Menge Abzeichen auf der Brust und musterte mich kritisch.

"Nicht, dass ich wüsste...", sagte ich und zuckte mit den Schultern. Dann sah ich mir genauer an, was dort stand. Erst war es wieder so, als würden die Buchstaben von der Wand schwimmen, doch dann begannen sie sich neu zu ordnen und ich konnte alles problemlos leseno.

"Weißt du was das bedeuten könnte", fragte der Polizist weiter.

Ich schüttelte den Kopf, obwohl ich genau wusste, was dort stand. Sie hätten mich für verrückt erklärt, wenn ich ihnen gesagt hätte, was da stand...

"Bist du dir ganz sicher? Es ist kein Mantra oder das Familienmotto in einer anderen Sprache oder sowas?", der Polizist mit den Auszeichnungen auf der Brust, der der leitende Officer zu seien schien, sah mich forschend an.

Ich schluckte. "Nein, ich habe das nich nie gesehen", sagte ich dann, was ja auch irgendwie stimmte.

"Okay, das hier bringt uns nicht weiter", seufzte er, "sucht weiter. Irgendetwas müssen wir doch finden!"

Sie waren jetzt schon mehr als drei Stunden hier und hatten nach irgendwelchen Hinweisen auf den Verbleib meiner Mutter gesucht, jedoch vergeblich. Mittlerweile war es dunkel draußen und ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon nach Mitternacht war. "Wollen Sie nicht vielleicht eine Pause einlegen und... und morgen wiederkommen?", fragte ich. "Ich bin ziemlich müde... "

Zustimmendes Gemurmel von den restlichen Polizisten.

Vor den Polizisten wollte ich einigergmaßen gefasst wirken doch nun, waren sie weg. Gerade, als der letzte die Tür hinter sich schloss, spürte ich brennende Tränen in meinen Augen. Ich schluckte und versuchte sie wegzublinzeln, aber es gelang mir nicht. Mir wurde bewusst wie unbedeutend und hilflos ich war, ohne meine Mutter...
Aber ich musste mich jetzt zusammenreißen, ich hatte immerhin einen Anhaltspunkt. Die Worte an der Schlafzimmerwand meiner Mutter. Ich saß auf dem Bett und starrte sie an:

Camp Half-Blood

Was war das? Ein Sommercamp, das meine Mutter für mich ausgesucht hatte? Ganz bestimmt nicht. Sie war eher der Typ von Mutter, der mit einem in irgendein stinklangweiliges Dorf an der Küste fährt, um dort die freien Tage miteinander zu verbringen. Sie hätte mich niemals in einem Sommercamp angemeldet...

Plötzlich spürte ich, wie müde ich wirklich war. Meine Audenlider waren schwer wie Blei und ich fühlte mich träge. Ich schloss für einen Moment die Augen. Aus dem einen wurden mehrere Momente und schließlich sank ich in einen tiefen Schlaf.

Ich schlug die Augen auf. Ich saß an einem Strand mit goldenem Sand und sah auf das Meer hinaus. Es roch intensiv nach Erdbeeren und als ich mich umsah, entdeckte ich Erdberfelder, viele Erdbeerfelder. Und dahinter sah ich Hütten und eine Arena. Einige Jugendliche meines Alters trainierten in griechischen Schlachtrüstungen auf dem Platz mit Schwertern und Dolchen. Andere übten mit Pfeil und Bogen bewegliche Ziele zu treffen. Ich sah ein großes weißes Gebäude, das das Haupthaus sein musste. Und ganz hinten am anderen Ende des Waldes erblickte ich ein großes steinernes Tor, auf dem in griechischen Buchstaben Camp Half-Blood stand...

Half-Blood Diaries (Percy Jackson) [ABGESCHLOSSEN]Where stories live. Discover now