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„Was machst du in meinem Zimmer?", ist das erste, was ich herausbringe. Das erste, was ich zu ihm sage, seit wir nicht mehr reden. Mit einer Hand stütze ich mich an der Wand ab. Das Schaukeln in meinem Kopf blockiert jeden Gedanken, aber ich versuche, mich zu konzentrieren. Das hier ist wichtig. Louis ist hier. Und er sieht mich immer noch an. 

Endlich wieder seinen Blick auf mir zu spüren, seine Aufmerksamkeit auf mir zu haben, fühlt sich verdammt ungewohnt an. In der letzten Woche war ich unsichtbar, ein toter Winkel, an dem man immer vorbeisieht, doch jetzt ... „Das ist mein Zimmer", sagt er.

Ich versuche seine Worte zu begreifen. Irritiert sehe ich mich im Flur um, doch die Türen sehen alle gleich aus für mein verschwommenes Gehirn. Wenn das hier sein Zimmer ist ... dann habe ich mich nur an der Tür geirrt und er muss von dem Lärm herausgekommen sein. Ich runzele die Stirn und räuspere mich. „Oh. Okay." Wenn das so ist, dann ist das hier nur ein Missverständnis und wir reden doch nicht. Dann ist es egal. Mit der freien Hand reibe ich mir über die Stirn und versuche, mich zu orientieren. Was wollte ich nochmal machen? Warum bin ich hier? „Mein Zimmer", murmele ich, um meine Verwirrung auszudrücken und ich weiß nicht, in welche Richtung ich muss, aber ich weiß, dass ich hier nicht stehen will, wenn er nicht mit mir reden will. 

Ich bewege meine Beine in eine wahllose Richtung und muss stolpern, ich bin mir nicht sicher, zumindest verliere ich das Gleichgewicht und fange mich gerade noch an der Wand. „Pass auf!" Louis' Stimme ist näher als erwartet. Ich starre auf meine Füße. Meine Beine zittern und ich glaube nicht, dass das nur am Alkohol liegt. 

„Ich ... ich will in mein Zimmer."

„Warte, ich helf dir." Er klingt nicht so, als hätte er viel weniger getrunken als ich. Ich nehme seinen vertrauten Geruch wahr, noch bevor ich seine Hände an meiner Taille bemerke. Er hält mich fest, zieht mich leicht einen Schritt weiter und ich begehe den Fehler und sehe hoch in seine Augen. Und dann spüre ich plötzlich so viel, dass ich heulen könnte und abrupt stehen bleibe. 

Meine Brust zieht sich zusammen. Seine Augen sind so blau. Meine Füße bewegen sich keinen Zentimeter weiter. 

„Wie viel hast du getrunken?" 

Ich zucke mit den Schultern so gut es geht. „Viel."

Louis lässt mich nicht los. Wir gehen nicht weiter. Seine Hände halten mich aufrecht und ich zähle die Sekunden, warte, bis er sie von mir löst. Er tut es nicht. Stattdessen sehen wir uns nur an, und ich weiß nicht, wie viel Zeit vergeht, ich weiß nicht, warum wir uns nicht bewegen. Warum wir hier nur stehen. Und warum er mich festhält. Bin ich wirklich so betrunken, dass er mich halten muss? Kann ich nicht alleine stehen? Sein Blick huscht über mein Gesicht und dann, plötzlich, zieht er leicht an mir, sodass ich einen Schritt nach vorne stolpere und mich mit den Händen an seiner Brust abstütze. 

Mein Herz beginnt zu rasen. Mein Gehirn funktioniert nicht mehr. Jedes Mal, wenn ich versuche zu denken, blockiert etwas meinen Kopf und ich bin nicht in der Lage zu begreifen, was gerade passiert.

Louis' Hände sind fest an meiner Taille. So fest, als würde er nicht vorhaben, mich in nächster Zeit loszulassen. Ich breche den Blickkontakt, weil wir jetzt viel zu nah stehen, stattdessen starre ich gegen die Wand neben ihm und versuche zu verstehen. 

Ich zucke zusammen, als eine Hand über meinen Rücken rutscht. „Du solltest dich hinlegen." Seine Stimme rauscht durch meinen Kopf. 

Es ist keine Frage, keine Bitte, sondern eine Aufforderung. Ich merke, wie ich nicke und im nächsten Moment bewegen wir uns und dann ist da das Geräusch der Tür. Es ist nicht mein Zimmer. Die Nachttischlampe ist eingeschaltet, schwaches, orangenes Licht und ich spüre den Bettpfosten an meinem Fuß, lasse einen kurzen Schmerzlaut aus. Im nächsten Moment liege ich auf der Matratze. 

I want all that is not mineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt