10. Dezember

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Auf dem Malfoy Anwesen herrschte gute Stimmung, auch wenn man das Fehlen des Jüngsten, Draco Malfoy, deutlich merkte.

Seit Bellatrix' Tod ging es, so übel es auch klang, allen besser. Die Malfoys hatten zu den verbleibenden Todessern so gut wie ganz den Kontakt abgebrochen, oder eher ihn verloren. Die richtig üblen Todesser verweilten in Askaban, zusammen mit Dementoren, die das ganze Glück aus ihnen saugten. Bei der Vorstellung daran, dass Bellatrix wieder in Askaban wäre, schauderte Lucius. Denn sie hatte keine schlechten Erinnerungen, keine schlechten Gefühle - das einzige was sie fühlte, war aber auch keine Freude, somit konnten Dementoren ihr nicht viel anhaben. Es hatte einzig und alleine Verrücktheit in dieser Frau gesteckt.

"Lucius? Geht es dir gut?", fragte Narcissa ihn besorgt.

Er schreckte aus seinen dunklen Gedanken hoch. Er nickte, doch er war nicht bei der Sache. Er wusste nicht wieso, aber die Erinnerung an diese Frau suchte ihn in letzter Zeit oft heim. Weihnachten war früher immer eine schreckliche Zeit für die Familie gewesen, denn es war die Zeit, in der auch Bellatrix, und der Rest der Todesser in Stimmung fürs Morden gewesen waren. Sie hatten sie dazu angestiftet, zu den Treffen zu erscheinen, die da immer mehr gewesen waren. Draco hatten sie die ganze Zeit nur beschützen müssen, er hatte zwar viele Geschenke bekommen, aber es war doch nur materielles gewesen. Zeit mit der Familie war eine Ausnahme gewesen, er hatte nie viel Aufmerksamkeit bekommen.

"Sicher?", fragte Narcissa nun, und musterte ihn durchdringlich.

Er seufzte. "Die Erinnerungen an deine gestörte Schwester quälen mich", sagte Lucius schuldbewusst. Die beiden hatten sich ausgemacht, nicht mehr über sie zu sprechen, doch zum Glück zeigte seine Frau Gnade. Sie war ihm nicht böse dafür, dass er sie erwähnte, denn es war nicht seine Schuld, dass er an sie denken musste.

Narcissa selbst hatte genauso noch mit Gedanken an sie zu kämpfen. Es war ja ihre eigene Schuld, sie hätte sich viel früher von Bella und ihren Zukunftsvisionen abwenden sollen, die beiden hätten nie zu Voldemort zurückkehren dürfen.

Doch sie haben es getan, und mussten nun mit den Konsequenzen leben, so verheerend sie auch waren. Für sie beide, und auch für Draco.

Draco, den sie beinahe gezwungen hatten, sein letztes Jahr auf Hogwarts nachzuholen. Sie brauchten dieses eine Jahr einfach, um die Dinge, die zwischen ihnen standen, zu klären, um von ihrem alten Leben loszukommen, um ihre Angewohnheiten zu ändern.

Lucius fühlte die Hand von seiner Frau auf seiner Schulter ruhen.

"Lass uns Draco schreiben", sagte Narcissa leise, und nickte ihrem Mann aufmunternd zu.

Er brachte ein schwaches Lächeln zustande. "Ja".

Eigentlich war das immer Nacissas Aufgabe gewesen. Er hat sich als zu vornehm empfunden, um diese unnötigen Briefe an seinen Sohn zu schreiben, doch alles hatte sich geändert. Er wusste jetzt, dass anderes zählte, als der Eindruck, den man auf andere machte. Bei der Schlacht von Hogwarts wäre er vor Sorge um seinen Sohn beinahe umgekommen, was ihn erkennen hatte lassen, dass das einzige, was wichtig war, Familie war.

Er hatte gar nicht bemerkt, wie Narcissa sich erhoben hatte, und mit einem Blatt Pergament, einer Feder und einem Tintenfass zurückgekehrt war.

Sie steckten ihre Köpfe brütend zusammen, und arbeiteten an einem Brief, der ihrem einzigen Kind Freude bereiten würde. Sie hofften stark, dass er nicht von seinen Mitschülern, nur wegen seinen Eltern, verabscheut wurde. Das hatten alles sie ihm eingebrockt.

"Lieber Draco,

Wir hoffen dir geht es gut. Du hast dich das ganze Schuljahr beinahe noch nicht gemeldet. Wie behandeln deine Freunde dich?

Wie sind deine Noten? Wir sind uns sicher, dass sie vorbildlich sind.
Du sollst wissen, dass wir dich beide lieb haben.
Nächstes Jahr wird alles besser. Wenn du möchtest, kannst du natürlich in den Weihnachtsferien nach Hause kommen, gib uns aber vorher Bescheid.
Deine Mom und Dad", las Lucius den fertigen Brief vor.

Sie lächelten sich an, und schickten sofort ihre Eule los.

Dann saßen sie einfach nur da, und starrten sich gegenseitig an. Es war zwischen ihnen nicht mehr dasselbe, seit dem Krieg.

"Lucius, wir müssen reden", sagte seine Frau da.

Er hob seinen Kopf mit geschlossenen Augen.

"Ja", flüsterte er. Davor hatte er sich gefürchtet.

"Wir sollten darüber sprechen, wie es weitergeht mit uns. Wir können nicht über die Ereignisse schweigen, und uns ignorieren", sagte Narcissa, und an ihrem bitteren Tonfall hörte Lucius, dass es ihr genauso schwerfiel, darüber zu sprechen, wie ihm. Aber es musst nun mal sein.

"Empfindest du nicht mehr wie früher?", fragte Narcissa mit Tränen in den Augen.

Lucius riss seine Augen auf. Dass sie darauf hinauswollte, damit hätte er nicht gerechnet.

"Aber doch, natürlich tue ich das!", versicherte er also seiner Frau, und nahm zur Bestätigung ihre Hand in seine.

Sie nickte, und Lucius wischte ihre eine stumme Träne von der Wange.

"Narcissa, es war dumm von uns, Voldemort, der uns und unseren Sohn nur ausgenutzt hatte, zu folgen. Wir sind uns einig, dass es ein Fehler war?", halte er nach.

Sie nickte, sichtlich erleichtert.

"Dann lass uns darüber hinwegsehen. Wir kommen über diesen Fehler hinweg, für Draco!", sagte Lucius, und nickte zuversichtlich.

Auch seine Frau nickte zustimmend.

"Ja, das werden wir. Für Draco".

-Nina

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