4. Dezember

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Die Tür wurde aufgerissen, und ein Klumpen Schnee fiel mit einem lauten Krachen in die Hütte hinein.

Große Schuhe wurden sichtbar, viel größer als gewöhnliche, und eine riesige Gestalt duckte sich in die Hütte.

"Die Ländereien sin' wun'erschön", sagte Hagrid begeistert.

Die Frau, die einstweilen in seiner Hütte vor dem Kaminfeuer gewartete hatte, lachte amüsiert. "Oh 'Agrid", kicherte Madame Maxim.

Er sah sie fragend an. "Du 'ast den Schnee in die 'ütte gebracht".

Hagrid sah hinunter und kratzte sich verlegen am Kopf. Er trat mit seinem Fuß gegen den Schneeklumpen, was einzig und allein bewirkte, dass die einzelnen Schneeflocken auseinanderbrachen, und nun bröseliger Schnee in der Hütte lag.

Madame Maxim konnte einfach nicht aufhören zu lächeln.

Sie stand auf, holte aus der Ecke der Hütte einen Besen, und kehrte den Schnee hinaus.

Hagrid quetschte sich, nachdem sie sich wieder niedergelassen hatte, neben sie auf die Bank.

Im nächsten Moment klopfte es an der Tür.

"Herein", sagte Hagrid laut.

Die Tür wurde aufgerissen, und ein grinsender Ron kam herein.

"Was gibt's?", fragte Hagrid.

Ron antwortete nicht. Er ließ sich bloß auf einen Hocker fallen, und starrte melancholisch in die Luft.

"Hast du nen Liebestrank getrunken, hä?", fragte Hagrid amüsiert.

Ron schüttelte den Kopf. "Den brauch' ich nicht".

Hagrid atmete lange ein. "Man denkt immer, sie sind jetzt erwachsen. Nachdem sie so viel durchgestanden haben, hm? Krieg und so, Voldemort, so wie wir damals! Aber dann, dann sind se' wieder genau wie früher, und klopfen hier bei mir an, weil se' diese gewöhnlichen Probleme haben", flüsterte er Olympe zu.

Sie schaute ihn tadelnd an. "Wir waren doch auch einmal so jung. Lass ihn doch verliebt sein".

Ron räusperte sich. "Ihr wisst schon, dass ich euch hören kann?", fragte er sie herrschend.

Hagrid tat verlegen. "Is' doch so, Ronny", erwiderte er.

Ron verdrehte seinen Augen. "Ich wollte dir nur erzählen, dass Lavender heute davon gesprochen hat, dass sie einmal heiraten möchte. Und dass sie gar nicht mehr so lange warten will. Hagrid, ich liebe sie, und das wollte ich nur mir dir teilen", sagte er, und wandte sich zum Gehen.

"Schon gut, jetz' sei nicht gleich so angefressen, es ist doch Weihnachtszeit!", beschwichtigte Hagrid.

"Ich weiß", sagte Ron, "Aber ich will jetzt sowieso gehen", sagte er, doch seine Stimme klang ein wenig weicher. Er ging.

"Hach, kannst du dich noch erinnern, als du noch jung warst, und frisch verliebt?", seufzte Olympe.

Hagrid zuckte mit den Schultern. "Naja, ich war nie wirklich beliebt bei den Mädchen. Ich war mehr der Außenseiter, außerdem musste ich mich um andere Dinge kümmern".

"Aber 'Agrid. Das ist doch traurig", bedauerte Olympe.

Er sah sie an. "Dafür bin ich jetzt verliebt", sagte er, und drückte seiner Geliebten einen dicken Schmatzer auf die Wange.

"Aber jetzt muss ich zu den Tieren", sagte Hagrid, und machte Anstalten aufzustehen, doch Olympe hielt ihn am Ärmelzipfel fest. "Bitte bleib bei mir", flehte sie.

"Komm doch mit", sagte Hagrid, und sie nickte begeistert.

Sie kam nie mit zu seinen Tieren, ohne dass sie dazu aufgefordert wurde, weil sie wusste, das es etwas sehr intimes für Hagrid war, bei ihnen zu sein, mit ihnen zu sprechen, sie zu füttern, und sie zu pflegen.

Draußen war eine ganze Station für magische Tierwesen. Viele geschädigten, oder obdachlos gewordenen Tiere von der Schlacht, dem Krieg, hatten ihr Zuhause bei Hagrid gefunden. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, sie gesund zu pflegen, und sie an verantwortungsvolle Zauberer und Hexen zu verschenken. Wenn die Leute ihm Geld dafür anboten, nahm er es dankbar entgegen, doch er verlangte natürlich nichts für die Tiere.

Hagrid öffnete das Gehege zu einem pechschwarzen Drachen. Olympe wartete sicherheitshalber draußen.

"Hallo Willibert. Komm zu Mama, ja, komm zu Mama", murmelte er, und Madame Maxim draußen schüttelte den Kopf.

Willibert spuckte ein wenig Feuer, doch Hagrid schaffte es, geschickt auszuweichen. "Nanana, mal nicht so hastig", sagte er, und untersuchte Williberts Flügel.

Dann stieß er Jubelschreie aus. "Er ist geheilt. Seinem Flügel geht's gut", dann wurde seine Stimme leiser, und trauriger, "Er kann jetzt zu seinen Freunden. Weg von hier".

"Ach 'Agrid. Er wird glücklich werden", tröstete Madame Maxim ihn.

Er nickte. "Ich weiß. Es ist nur so schwer, sie immer gehen zu lassen".

Mitleidig sah sie Hagrid an. Sie konnte ihm dieses Gefühl definitiv nachempfinden, auch wenn sie nie über diese Tiere so fühlen würde.

"Geh doch zu den Anderen", schlug sie vor, und Hagrid stimmte zu.

Er untersuchte noch ein paar weitere Verletzte Tiere, die wohl noch etwas mehr Zeit benötigen würden, um sich vollständig auszukurieren. Andere mussten nur noch aufgepeppelt werden, und andere warteten nur auf einen Besitzer, was bei der giftspuckenden Katze ein wenig schwierig werden könnte, doch zum Glück gab es Hagrid, der sie gerne in Gewahrsam hielt, bis sich jemand dafür finden würde, was vermutlich jedoch nie passieren würde.

Als die beiden, oder eher gesagt Hagrid, mit dem Rundgang fertig war, gingen die beiden wieder hinein.

Die Zeit war wahnsinnig schnell vergangen, und es war fast schon Nacht.

Zur Feier des Tages, "Es ging Willibert wieder gut", öffneten sie eine Flasche Wein, und dann noch eine. Bis spät in die Nacht plauderten und lachten sie zusammen, über ihre Jugend, über ihre ehemaligen Mitschüler.

Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte Hagrid sich wohl, geborgen, geliebt.

Er genoss es.

-Nina

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