Halt deine Fresse Potter!

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Harrys pov:

Na endlich haben sich die beiden wieder vertragen. Länger hätte ich den frustrierten Ron auch nicht mehr ertragen. Ich stand unter meinem Tarnumhang und beobachtete sie. Genauer gesagt, beobachtete ich Hermine. Ich wusste, dass da was mit Malfoy war, doch ich wusste nicht genau was. Die Träne die ihre Wange hinab rollte als sie Ron küsste entging mir nicht. Natürlich bedeutete ihr Malfoy was, ich habe es damals beim Gespräch schon bemerkt... Irgendetwas war vorgefallen, ansonsten hätte Hermine sich nicht für Ron entschieden. Dass sie nicht hundertprozentig glücklich war die letzte Zeit habe ich mitbekommen. Ginny hatte mir sowas gesagt. Und als ich Ron darauf ansprach kam er auf die Idee ihr den Antrag zu machen, um sie an sich zu binden und nicht zu verlieren. Ich habe versucht ihn davon abzubringen, aber er wollte nicht hören...
Jetzt war es meine Pflicht als bester Freund zu verhindern, dass er sie erneut verliert, dass Beide glücklich werden!
Ich verließ den Gryffindorturm und eilte zu Professor McGonagall. Unterwegs legte ich den Umhang ab. Mittlerweile durfte ich mich ja nach Sperrstunde frei bewegen.
Ich hatte Glück, die Treppen standen so günstig für mich, dass ich in wenigen Minuten vor dem Adler stand.
"Denkarium!"
Der Adler setzte sich in Bewegung und auch ich hüpfte auf die ersten Stufen.
Etwas zu hektisch klopfte ich mehrfach an die Tür. Hinter ihr hörte ich holprige, schnelle Schritte näher kommen.
"Mr. Potter, was ist denn passiert?"
Professor McGonagall stand in ihrem langen Nachthemd, die Haare zu einem struppigen Dutt gebunden, vor mir.
"Entschuldigen Sie bitte die späte Störung Professor, doch ich muss bitte dringend ihr Flohnetzwerk nutzen."
Professor McGonagall schaute mich entsetzt an und schürzte ihre Lippen.
"Mr. Potter! Sie sind Auror! Sie können ab dem Innenhof apparieren!"
Ich schlug mir gegen die Stirn.
"Ach ja... Verzeihung Professor..."
Beschämt ging ich Richtung Adler zurück.
"Seit dem Sie die Schule verlassen haben ist es viel zu ruhig."
Ich konnte das schmunzeln in ihrer Stimme hören, ehe sie die Tür schloss. Auch mir fehlte der Trubel.

Als ich endlich den Innenhof erreichte, apparierte ich zum Tropfenden Kessel.
Als ich mitten im Lokal aus dem Strudel gespuckt wurde, sah mich Tom überrascht an.
"Guten Abend Mr. Potter! Freut mich sehr Sie zu sehen! Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?"
Obwohl ich noch nicht antwortete, stellte er mir bereits ein Butterbier auf die Theke. Ich setzte mich.
"Äh danke Tom, sag, ist Malfoy hier?"
Tom schüttelte seinen kahlen Kopf.
"Nein. Mr. Malfoy ist zu Mr. Zabini gegangen. Jedoch ist er dort schon eine Weile. Er kommt bestimmt bald zurück."
In dem Moment wurde die Tür zum Lokal geöffnet und ein betrübter Malfoy betrat den Pub. Seufzend sprach er in den Raum:
"Tom, ich bin zurück. Ich gehe auf mein Zimmer und -... Potter! Was bei Merlins Bart willst du denn schon wieder hier?"
Sein Blick verfinsterste sich.
"Tja, tut mir leid, dass ich den werten Malfoy bei seiner Abendruhe stören muss, aber wir müssen reden!"
Ich erhob mich vom Barhocker und trat ein paar Schritte auf ihn zu. Die Geste sollte nur etwas Eindruck schinden und die Dringlichkeit vermitteln, doch er blieb unbeeindruckt und stellte sich aufrechter hin. Somit war er etwas größer als ich.
"Potter, ich habe absolut keine Lust auf deine Spielchen. Du hattest deine Kontrolle schon, also warum belästigst du mich?"
So langsam wurde ich wirklich wütend. Ich griff nach meinem Zauberstab, zückte ihn jedoch nicht. Lediglich das Gefühl des Holzes zwischen meinen Fingern beruhigte mich schon.
"Es geht um Hermine."
Seine Gesichtszüge entspannten sich und seine gestrafften Schultern ließ er umgehend hängen. Sein Blick wandte sich resigniert der Treppe zu.
"Lass uns in mein Zimmer gehen. Man kann nie wissen, welcher Gast die Geschichte an den Tagespropheten verkauft."
Ich sah mich um und bemerkte, dass wir aufmerksam beobachtet wurden. Nickend stimmte ich ihm zu und folgte ihm die Treppe hinauf. Als wir vor der Tür standen, fiel mir auf, dass es vor einigen Tagen noch Hermines Zimmer war.
Als hätte er meine Überlegung gehört sagte Malfoy:
"Keine Sorge, als Hermine hier war, schlief ich im Malfoy Manor."
Besser so für ihn.
Wir gingen in den Raum und setzten uns an den gleichen Tisch an dem ich damals mit Hermine saß.
"Also Potter?"
Malfoy wirkte gebrochen. Er war immer noch stolz und ging aufrecht, doch in seinem Gesicht lag etwas, dass ich die letzten Tage des Krieges in jedem Gesicht sah. Schmerz.
Doch dieser Schmerz den ich dort wahrnahm war anders. Er legte sich erst die letzten Tage auf sein Gesicht. Anscheinend wegen einer gewissen Frau.
"Erklär mir warum Hermine ohnmächtig und unterkühlt im Gewächshaus gefunden wurde und einen halben Tag im Krankenflügel lag?"
Sein Gesicht wurde bleich. Hätte nicht gedacht, dass das bei seinem Hautton möglich ist. Er wurde noch käsiger um die Nase.
"Ich habe keine Ahnung was du von mir willst."
Mit geballter Faust schlug ich auf den Tisch.
"Erzähl mir nichts vom Einhorn Malfoy! Ich glaube du weißt ganz genau was Hermine in dem Gewächshaus wollte. Ich schwöre dir, solltest du sie irgendwie verhext haben, ich bringe dich höchst persönlich nach Askaban!"
Er sah mit gesenktem Blick aus dem Fenster und atmete tief durch.
"Geht es ihr wieder gut?"
Ich musste stutzen. Er sorgt sich um sie. Doch wieso?
"Ja, sie ist wieder auf den Beinen. Warum interessiert dich das überhaupt? Für dich war sie doch immer nur unreines Blut."
Malfoy sah weiter trübselig, beinahe bemitleidendswert aus dem Fenster.
"Kannst du nachts schlafen?"
Die Frage irritierte mich stark. Wollte er das Thema wechseln?
"Worauf willst du hinaus?"
Seine Hand griff in die zerzausten Haare, erst jetzt viel mir das wenige getrocknete Blut unter seiner Nase auf. Jemand hatte ihn geschlagen. Wahrscheinlich hatte er es verdient.
"Ich will darauf hinaus, dass wir uns alle mit dem Krieg verändert haben. Auch ich. Ob du es glauben willst oder nicht. Ich denke nicht mehr so. Der Blutstatus ist mir vollkommen egal."
Sollte ich ihm das wirklich glauben? Er war die letzten Monate umgänglicher als früher.
"Und was du vielleicht auch noch nicht wahrhaben willst, auch Hermine hat sich verändert. Sie ist längst nicht mehr so stark wie sie einst war."
Erneut stieg die Wut in mir auf, aber Malfoy hatte Recht. Wir haben uns alle verändert.
"Was tut das jetzt zur Sache?"
Er sah mich ernst an.
"Das sage ich dir damit du verstehst. Ihr seht alle auf eine Hülle und versteht sie nicht, ihr erwartet nur."
So schnell meine Wut gekommen war, so schnell wich sie dem Frust.
"Als ob du innerhalb von wenigen Tagen meine beste Freundin besser verstehst als ich?!"
Er gab einen Malfoy typischen abwertenden Laut von sich.
"Anscheinend ist dem so. Ihr erwartet alle den starken, klugen und schlagfertigen Bücherwurm, doch hat sie genau wie ihr Feinde, Bekannte und Freunde sterben sehen. Außerdem hat sie keine Familie mehr. Sie ist quasi allein wenn sie diesen Idioten verlässt."
Ich hatte nie darüber nachgedacht, was Hermine durchgemacht und verloren hatte. Schuldgefühle regten sich in mir, war sie so abhängig von uns?
"Lass mich raten, du bist hier um mir zu sagen, dass ich mich von ihr fernhalten soll, weil sie mit dem Wiesel glücklich werden soll und ich dem nur im Weg stehe?"
Zähneknirschend stimmte ich ihm zu.
"Du hast es erfasst."
Noch ein abwertender Laut und ein verachtendes Grinsen.
"Was sagt dir die Tatsache, dass du dafür überhaupt herkommst? Du weißt also ganz genau Potter, dass sie mit Weaselbee nicht glücklich ist."
Die Erkenntnis traf mich und mir entglitten sämtliche Gesichtszüge. Malfoy begann darauf hin zu lachen, was mich explodieren ließ. Ich beugte mich vor und verpasste ihm einen kräftigen Schlag auf die Nase. Unter meiner Faust hörte ich ein leises Knacken. Er fiel rückwärts mit dem Stuhl um und griff sich sofort an die Nase.
"Verfluchte Thestralscheiße, was habt ihr heute mit meinem Gesicht?"
Als Auror durfte ich nicht so entgleiten, doch Malfoy würde wohl kaum diese Schande, dass Harry Potter ihm die Nase gebrochen hat, öffentlich melden. So lächelte ich zufrieden.
"Ach? Bin ich heute also nicht der Erste?"
Er sah mich vom Boden verhasst an und fing das laufende Blut mit dem Ärmel seines Pullovers auf.
"Halt deine Fresse Potter!"
Ich zückte meinen Zauberstab und hielt ihn Malfoy ins Gesicht. Dessen Augen weiteten sich sofort.
"Setz dich wieder ordentlich hin und nimm deine Hände aus dem Gesicht!"
Malfoy tat wie ihm befohlen.
"Episkey!"
Seine Nase gab ein abstoßendes Knacken von sich und war nun wieder an ihrem natürlichen Ort. Er stöhnte nur laut vor Schmerz und erneut lief Blut aus ihr.
"Also Malfoy, was sollte das jetzt? Ja wir haben uns alle durch den Krieg verändert und nein, manchmal kann ich nicht gut schlafen, aber was willst du mir in Bezug auf Hermine sagen? Was hast du die letzten Tage mit ihr gemacht?"
Er wandte sich wieder dem Fenster zu.
"Falls du Details willst, fragst du besser sie, aber man könnte sagen, ich habe die richtige Hermine kennen gelernt."
Mir passte dieses Rätsel raten absolut nicht. Zudem hasste ich das Gefühl, dass er mir überlegen war.
"Sie war wegen dir im Gewächshaus stimmt's? Ich weiß, dass du hin und wieder in Hogwarts bist. Ich habe da so meine Quellen."
Von der Karte des Rumtreibers musste er nun wirklich nichts wissen. Wenn ich nachts nicht schlafen konnte, lag ich im Bett und studierte das Pergament. Manchmal entdeckte ich seinen Namen, wie er durch die Gängen streifte oder im Raum der Wünsche verschwand.
"Ja war sie. Was sie jedoch wollte, kann ich nur erahnen, ich habe sie nicht zu Wort kommen lassen und bin schnell wieder gegangen. Aber glaube mir bitte eins, ich habe sie nicht verhext und wollte auch nicht, dass ihr etwas schlimmes passiert."
In seiner Stimme lag nichts als Sorge und Kummer. Er war ernsthaft besorgt um Hermine. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte.
"Sie bedeutet dir was..."
Seufzend sah er zu Boden.
"Du verschwindest jetzt lieber Potter!"
Tatsächlich stand ich auf und ging zur Tür. Mit der Hand auf dem Knauf blieb ich stehen und drehte mich nochmal zu Malfoy. Dieser saß mit seinem Kopf in den Händen deprimiert am Tisch.
"Eigentlich wollte ich dir sagen, dass, solltest du Hermine nochmal zu nahe kommen, ich dir das Leben zur Hölle machen werde. Doch nach diesem Gespräch jetzt und ich weiß nicht welcher Zauber mich dazu bringt, aber sie hat sich heute mit ihm vertragen. Wenn dir also ehrlich was an ihr liegt..."
Unbeendet ließ ich den Satz für ihn zurück. Wollte ich gerade wirklich Malfoy dazu bringen, dass er um Hermine kämpft? Und das obwohl mein bester Freund Ron in sie verliebt ist? Keine gute Leistung eines Freundes, jedoch fühlte es sich für Hermine richtig an. Jetzt liegt es an ihnen.

Dramione - Weil Ich Dich LiebeWhere stories live. Discover now