Erste Entschlüsse

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Hermines pov:

Mein Entschluss klang völlig absurd und lächerlich. So lächerlich, dass ich es nicht mal wagte, ihn in Gedanken auszusprechen.
Hätte man mir zu Hogwarts Zeiten gesagt, dass ich mal so denken würde, hätte ich denjenigen sofort in den Krankenflügel geschleift.
Ich, Hermine Jean Granger, möchte Draco Lucius Malfoy näher kommen.
Bizarr.
Das trifft es wohl ganz gut.
Zu leugnen, dass es die letzten Tage eine gewisse Anziehung zwischen uns gab, wäre sinnlos.
Ich kann nicht ignorieren, dass dieses Brennen, welches Draco auslöst, bei Ron nicht existiert. Dass diese Verlegenheit und Unsicherheit mir ebenfalls neu sind.
Dem muss ich jetzt auf den Grund gehen. Ich muss wissen was dahinter steckt. Vielleicht war es nur verbotene Neugier...?
Ich sprang erstmal unter die Dusche.
Danach hübschte ich mich ein wenig auf. Dezentes aber vorteilhaftes Make Up und die Locken gebändigt.
Zurechtgemacht und nach einem kurzen Gespräch mit Tom, verließ ich den Tropfenden Kessel. Auf der Suche nach Draco durchstreifte ich die Winkelgasse. Wo konnte er sein?

Dracos pov:

Ich verließ das Restaurant wieder und machte mich auf den Weg zurück zum Pub.
Mein Entschluss stand fest.
Ich werde Hermine Granger aus dem Weg gehen.
Auf keinen Fall durfte ich ihr wieder näher kommen. Mit meinen Händen in den Hosentaschen ging ich durch die Winkelgasse und achtete desinteressiert auf meine Umgebung.
Plötzlich stieß ich mit jemandem zusammen.
Hermine!
Sie schwankte leicht durch den Zusammenstoß und ich hielt sie an der Hüfte fest, damit sie ihr Gleichgewicht nicht verlor.
"Draco! Genau zu dir wollte ich."
Ach ja? Wahrscheinlich hatte Potter ihr den Kopf gewaschen und klar gestellt was für ein scheiß Kerl ich doch bin.
"Wollen wir was zusammen unternehmen?"
Irritiert sah ich sie an, sie lächelte und ich bemerkte, dass sie sich zurecht gemacht hatte. Es verfehlte seine Wirkung nicht.
"Woran dachtest du?"
Falsche Antwort Draco! Du wolltest sie doch ignorieren. Sie macht mich bloß durch ihre Anwesenheit verrückt.
"Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Hmm, was hältst du von einen kleinem Ausflug?"
Ein Ausflug? Das stimmte mich neugierig. Da meine Hände immer noch auf ihren Hüften lagen, ließ ich diese erstmal zu Boden sinken. Weit kamen sie jedoch nicht. Hermine ergriff meine Hand und apparierte mit mir.

Wir standen wenig später auf einer Wiese mit angrenzendem See.
Hermine ließ meine Hand immer noch nicht los und zog mich zum Ufer.
"Zum Glück ist es heute sonnig, dadurch ist es nicht so kalt. Schön hier oder? Ich war hier früher mit meinen Eltern."
Es war wirklich schön. Doch, dass wäre es überall mit ihr. Ich zog meine Jacke aus, sodass wir uns setzen konnten.
"Ja, es ist schön hier. Doch warum sind wir hier?"
Hermine setzte sich und zog mich an der Hand mit runter zu sich.
"Hier ist ein guter Ort um in Ruhe zu reden."
Ihr Blick war auf den See gerichtet, dieser lag Still vor uns. Die Sonne glitzerte darin. Hätten wir nicht bereits Oktober, würde er zum Schwimmen einladen.
"Worüber möchtest du sprechen? Ich habe eigentlich absolut keine Zeit."
Das war gelogen, aber ich musste mich von ihr fernhalten.
"Tom sagt er regelt alles, wir haben den ganzen Tag Zeit."
Natürlich, die kleine Gryffindor hatte alles bedacht. Somit lehnte ich mich zurück und stütze mich auf meine Ellenbogen. Ich hatte beschlossen mich auf das Gespräch einzulassen.  So kam es, dass ich halb ich Gras lag und mich entspannte. Es muss ewig her sein, seit ich das zuletzt getan hatte.
"Worüber möchtest du sprechen Hermine?"
Sie wandte sich vom See ab, sah mich an und lehnte sich ebenfalls zurück. Sie war mir viel zu nah. Ihr Duft stieg in meine Nase.
"Ich möchte dich besser kennen lernen."
Ich seufzte. Das war alles kontraproduktiv. Natürlich wollte ich mit ihr hier sein. Natürlich wollte ich mit ihr reden. Ganz allein... Doch das war nicht gut für uns beide.
"Was willst du wissen?"
Sie lächelte. Wahrscheinlich hat sie nicht damit gerechnet, dass ich mich darauf einlasse. Doch mein Verlangen dies zu tun war größer als die Vernunft.
"Puh, hmm, ich hätte mir vielleicht vorher Fragen überlegen sollen... Was war dein Lieblingsfach in Hogwarts?"
Ich musste lachen, war ja klar, dass der kleine Bücherwurm an die Schule dachte.
"Wirklich? Das möchtest du wissen?" Sie nickte.
"Abgesehen von den Pausen und dem Quidditchtraining, war ich in Zaubertränke ganz gut."
Hermine schmunzelte und öffnete den Mund um etwas zu sagen, tat es jedoch nicht.
"Was wolltest du sagen?"
Sie zupfte nervös am Gras herum.
"Nun ja, ich dachte kurz, dass Verteidigung gegen die dunklen Künste dein favorisiertes Fach wäre und im nächsten Augenblick wurde mir klar, dass du das eher weniger benötigt hast. Das war blöder Gedanke, tut mir leid."
Autsch, das traf mich. Mein Blick wanderte automatisch zu meinem linken Unterarm.
Was sollte das hier überhaupt? Hat sie mich hierher gebracht um mich anzugreifen? Mit den Zähnen mahlend, wollte ich gerade aufstehen, als Hermine mich an der Schulter zurück ins Gras zog. Ihr Gesicht war nun leicht über mich gebeugt, sodass ich direkt in ihre braunen Augen sah.
"Draco, bitte geh nicht, das war gemein von mir."
Ich erwischte mich dabei, wie ich auf ihre Lippen starrte. Um nicht völlig verrückt zu werden, biss ich auf meine Unterlippe und wandte mich wieder zum See.
"Was machst du im Ministerium?"
Hermine war etwas verblüfft über meine Frage.
"Ich bin Leiterin der Abteilung für internationale Zusammenarbeit. Spezialisiert auf die Zusammenarbeit zwischen Zauber- und Muggelwelt."
Lächelnd nickte ich. Natürlich war Hermine das. Und selbstverständlich war sie auch knapp ein Jahr nach der Schule sofort Leiterin.
"Das passt zu dir. Gefällt es dir?"
Strahlend sah sie mich an. Der Wind wehte leicht durch ihre Haare.
"Es ist perfekt."
Sie legte sich nun wieder neben mich. Erleichtert darüber, dass mir ihr Duft nach Erdbeeren und Vanille nicht mehr in die Nase stieg, atmete ich erstmal tief durch.
Mich nicht auf sie zu stürzen forderte eine hohe Selbstbeherrschung. Denn eigentlich würde ich gerade nichts sehnlicher wollen.
"Darf ich fragen warum du neben dem Malfoy Manor noch im Tropfenden Kessel wohnst? Du könntest doch auch jeden Tag apparieren?"
Das hatte mich Blaise auch schon mal gefragt, ihm habe ich damals keine Antwort gegeben.
"Ich kann es nicht verkaufen. Es ist alles was ich noch von ihnen habe. Und gleichzeitig ertrage ich es nicht lange dort zu sein."
Hermine ergriff meine Hand. Ich wollte meine Hand wegziehen, doch ich konnte es nicht. Irgendwas hielt mich magisch an ihr.
"Erzähl mir jetzt endlich was die Weasley mit deinen eingeschränkten Möglichkeiten bezüglich deiner Zuflucht gemeint hat."
Hermine blickte nachdenklich auf den See, ehe sie antwortete schloss sie ihre Augen und atmete tief durch.
"Ginny meinte es so, wie sie es sagte. Ich habe keine Orte mehr, an die ich gehen könnte, die nicht in irgendeiner Weise mit Ron zusammenhängen."
Das klang, als würde sie in einem Käfig leben. Ein Käfig mit Auslauf.
"Erläutere das bitte genauer."
Sie nickte, ihre Augen weiterhin bedächtig geschlossen.
"Bevor ich mit Harry und Ron auf Horkruxjagd ging, habe ich meinen Eltern, mit dem Obliviatezauber, sämtliche Erinnerungen an mich genommen. Sie wissen nicht, dass sie eine Tochter haben, geschweige denn, dass ich existiere. Die einzige Familie die ich noch habe, ist die Familie Weasley und meine Freunde. Warum ich nicht zu den Weasleys konnte, ist wohl selbsterklärend und meine Freunde... Naja, es sind eher, Rons und meine, unsere Freunde. Abgesehen davon, dass sie alle beim Antrag anwesend waren, möchte ich sie nicht in eine unangenehme Situation bringen. Sie sollen nicht wählen müssen."
Ich nickte. Hermine war also ganz allein. Obwohl so viele Menschen sie liebten und verehrten, irrte sie durch den Regen und landete ausgerechnet bei mir. Und gerade ich, der ehemalige Eisprinz, konnte sehr gut nachvollziehen wie sie sich fühlte. Wie sich diese Einsamkeit in der belebten Gesellschaft anfühlt. Wie die Verzweiflung bei völliger Hilflosigkeit anwächst und man einfach nur Fliehen möchte.
"Draco? Wollen wir über den Artikel sprechen?"
Nein! Bei Salazar Slytherin, nein! Wieso fängt sie denn jetzt damit an?
"Wozu? Glaubst du den Mist etwa?"
Etwas verunsichert durch meinen harschen Ton, ließ sie meine Hand los.
"Hebe nicht deinen Ton mir gegenüber! Natürlich bin ich nicht so dumm jedes Wort zu glauben. Einiges hat jedoch mein Interesse geweckt."
Ich muss das Gespräch so schnell wie möglich abwenden. Es könnte sonst alles in eine Richtung verlaufen, die nicht gut ist.
"Ach ja? Ebenso das meine. Was lief denn da zwischen dir und Potter? Du hast ihm also sein kleines Herz gebrochen?"
Wütend stemmte sie sich auf und blickte nun auf mich herab. Ich wusste ganz genau, dass da nichts zwischen den Beiden lief, aber so konnte ich verhindern, dass sie mich auf unangenehmeres ansprach und mich vielleicht sogar etwas verachtete...
"Also bitte, das ist doch lächerlich. Zwischen Harry und mir lief nie etwas. Tue nicht so als ob du das nicht wüsstest. Willst du mich absichtlich wütend machen oder bist du etwa eifersüchtig?"
Ganz eindeutig die klügste Hexe Hogwarts. Sie legte ihren Kopf schief.
"Und was wenn du mir wütend nun mal sehr gefällst?"
Moment was? Was hatte ich da gesagt? Bei Hermine schien es Wirkung zu zeigen, denn ihre Wangen färbten sich rosa und sie begann mit ihren Haaren zu spielen.
Mein Puls beschleunigte sich. Warum hatte sie so eine Wirkung auf mich?
Als sie auch noch anfing nervös auf ihre Unterlippe zu beißen, drehte ich völlig durch. Ich zog sie am Arm zu mir herunter. Sie quiekte kurz, aber wehrte sich nicht.
"Draco was hast du vor?"
Sie hauchte dies mehr als, dass sie es sagte. Es machte mich wahnsinnig. Sie lehnte nun halb über mir. Ihr rechter Arm lag auf meiner Brust und ihr linker stützte sie. Ich hielt sie immer noch am linken Arm fest und sah ihr in die viel zu schönen Augen.
Schnell atmend suchte ich nach Luft. In mir spielte alles verrückt, doch ich hatte nicht mehr die Kraft mich zusammen zu reißen. Also zog ich sie noch näher zu mir und legte meine Hand an ihre Wange. Auch sie atmete schnell.
Und dann geschah es.
Hermine überwand den letzten Abstand zwischen unseren Lippen und presste ihre auf meine.
Es war atemberaubend.
Ich krallte mich in ihre Haare und sie sich in mein Shirt. Unsere Bewegungen harmonierten perfekt miteinander, ihre Zunge bat um Einlass und ich ließ sie gewähren.
Schwer atmend lösten wir uns voneinander. Keiner ließ den anderen los.
So sahen wir uns in die Augen und suchten nach den richtigen Worten.

Dramione - Weil Ich Dich LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt