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Bis Mittags war ich nur im Zimmer und war wirklich unproduktiv. Ich hätte ein paar Sachen machen können, die bis nächste Woche fällig sind, aber ich hatte einfach keine Lust. Deswegen saß ich nur im Zimmer rum und habe Musik gehört. Wenigstens hilft das mich etwas zu beruhigen. Früher war es das Tanzen. Aber seit dem Unfall geht es noch schlechter und wenn ich tanze, dann richtig.

So konnte ich mich eben nicht motivieren aufzustehen und irgendwas zu tun. Also was mache ich, wenn ich nichts besseres zu tun? - Ich sitze auf meinem Bett und scrolle durch Tumblr. Das tat ich bis jemand gegen Mittag irgendwer gegen unsere Tür hämmerte. Widerwillig stand ich auf und öffnete die Tür, nur um Eric dort rumzappeln zu sehen. Fragend sah ich ihn an:" Geht das nicht etwas ruhiger?" Das Klopfen.

"Lässt du mich mal ganz schnell durch?", sagte er schnell und zappelte hin und her, als müsse er auf die Toilette.

"Wieso?"

"Ich muss mal ganz dringend.", sagte er, als wäre es selbstverständlich, was es wegen dem rumgezappel eigentlich auch ist.

"Du hast ein eigenes Bad im Zimmer.", stellte ich fest, aber er schüttelte seinen Kopf:" David hat es belagert." Aber anstatt ihn einfach reinzulassen, was kein Problem gewesen wäre, fragte ich noch:" Gemeinschaftsbad?"

"Da hat jemand eine Bombe fallen lassen. Das verlangst du jetzt nicht von mir oder?", man merkt von unserem Gespräch, dass wir uns jetzt doch besser verstehen als letzte Woche.

Ich ging einen Schritt zur Seite, sodass er rein könnte:" So beliebt wie du bist, hätte man denken können, dass du andere Freunde dafür hast." Das murmelte ich eher, aber er schien es gehört zu haben. Trotzdem ging er schnell in Richtung Bad und ich schloss die Tür und setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl.

Ja, ich war unnötig launisch gegenüber ihm, aber das tat mir auch leid.

Nach wenigen Momenten stand er vor mir und schaute mich skeptisch an. Oh nein. Dieser Blick hatte sich nicht geändert. Den hatte er früher schon immer. Wenn er wusste, dass etwas nicht stimmte, schaute er mich so an und schaffte es rauszufinden was genau los war.

"Was ist los?", fragte er mich direkt und ich zuckte nur mit den Schultern.

"Was soll denn los sein?", fragte ich und lächelte ihn an und hoffte, dass er nicht weiter nachfragen würde. Aber da hatte ich doch kein Glück bei.

"Nathalie.", sagte er jetzt ernster als grade.

"Eric.", antwortete ich leicht lachend, damit er es einfach lässt.

Er zog eine Augenbraue hoch und der skeptische Blick verschwand nicht:" Ich weiß, dass du nur so drauf bist, wenn etwas passiert ist." Anscheinend hat er doch einiges nicht vergessen. Dass er mich so lange kennt und auch meine Angewohnheiten ist gut, kann aber auch schlecht sein, da er mich einfach durchschauen kann. Obwohl wir uns länger nicht gesehen haben.

"Alles ist ok.", sagte ich nochmal, aber er schüttelte nur seinen Kopf. Er glaubt mir offensichtlich nicht. Sein Blick schweifte durch das Zimmer. Erst schaute er aus dem Fenster, dann auf die Pinnwand mit den Bildern und schließlich wanderte sein Blick auf mein Bett. Seine Augenbrauen zog er zusammen und ging einen Schritt zum Bett. Ich folgte seinem Blick und sah, dass die Kiste noch halb offen dort lag. Schnell stand ich auf, lief an ihm vorbei und nahm die Kiste. Bevor er was sehen konnte, schloss ich den Deckel. Ein paar der Bilder und die Geschichte dahinter kannte er von früher noch, aber jetzt würde ich sie ihm nicht zeigen. Wir fangen  grade an unsere Freundschaft wiederherzustellen. Das wäre nicht so passend.

Erst schien er zu überlegen, aber wenig später änderte sich sein Gesichtsausdruck. Er schien verstanden zu haben was es war. Wir waren früher so gute Freunde, dass er sehr viel über mich wusste, mehr als viele andere, und anscheinend das meiste nicht vergessen hat. Also ist es kein Wunder. Aber trotzdem sagte er nichts und wartete während ich die Kiste in meinen Kleiderschrank packte.

My so called best friendWhere stories live. Discover now