*Kapitel 4 Samstag

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Benjamin zuckte mit den Schultern. "Die Anderen sagen das immer zu mir."

Das gefiel James überhaupt nicht. "Was sagen die zu dir?" fragte er leicht zornig.

Benji wurde rot, er hasste es sich so vor seinem Vater zu blamieren, doch er liebte ihn und er war immer für ihn da gewesen. Und hatte ihn nie dafür verachtet.

"Die nennen mich eine fette Schwuchtel. Und fragen ob ich dann zu meiner Mami weinen renne... Aber sie wissen, dass ich nur dich habe." Benjamin hatte die Augen voller Tränen und sah seinen Vater nur zögerlich an. James war mittlerweile aufgestanden und zu Benjamin gekommen. Er kniete sich vor ihn hin und sah ihn an.

"Höre nicht auf die Idioten. Deine Mutter wäre sehr stolz auf dich. Und ich bin es auch. Du bist unglaublich intelligent und wirst es mal zu etwas bringen. Diese Trotteln sind jetzt schon fünfer Schüler und werden es niemals so weit nach oben schaffen wie du. Die sind nur neidisch auf dich. Und, nein, mein Sohn. Du bist nicht dick. Und ob du schwul bist oder nicht, diese Entscheidung überlasse ich dir. Auch wenn das keine Entscheidung ist die du treffen kannst, du kannst dich nur dafür entscheiden es offen auszuleben oder es zu verheimlichen. Aber niemand kann sich aussuchen was er ist. Ob blond, ob groß, ob Engländer, ob schwul oder weiblich... alles eine Frage des Schicksal. Aber merke dir, egal für was oder wen du dich entscheidest. Ich werde immer dein Vater sein, stolz auf dich sein und dich lieben. Denn du bist und bleibst mein Sohn."

Benjamin begann zu weinen. Es war eine Erleichterung für ihn, dass sein Vater ihn immer noch liebte. James beugte sich vor und nahm seinen Sohn fest in die Arme. "Ist ja gut Benji. Ich habe dich lieb. Nicht weinen, heute ist doch dein Geburtstag. Und du wirst einen tollen Abend haben." James streichelte Benjamin über die Wangen und lächelte ihn aufmunternd und liebevoll an.

Benjamin nickte und lächelte. "Danke Daddy." er schniefte noch einmal und dann war wieder alles gut.

"Na dann, lass uns weiter essen." sagte James und ging wieder zu seinem Platz.

Benjamin und James unterhielten sich noch und dann half Benji seinem Vater beim Abwasch.

"Ich werde jetzt mit Chester spazieren gehen. Soll ich beim Supermarkt vorbei und dir etwas mitbringen?" fragte Benjamin seinen Vater fröhlich. Er war erleichtert, weil das Gespräch so gut gelaufen war.

James überlegte kurz. "Nein ich denke ich habe alles." er beugte sich runter und küsste seinen Sohn auf die Stirn. Damit widmete sich James wieder seinen täglichen Aufgaben. Benjamin hingegen verschwand nach oben um sich umzuziehen und sich die Zähne zu putzen, die Haare musste er noch frisieren und sobald er wieder unten war pfiff er nach Chesterfield und ging mit ihm Richtung Wald.

Nachdem Benjamin das Haus verlassen hatte und James sich weiterhin dem Putzen zugewandt hatte bekam er langsam ein ungutes Gefühl. Wo waren die Zwillinge? Er hatte nichts von ihnen gehört seit gestern Abend. Vielleicht trauten sie sich nicht aus dem Zimmer? Aber sie waren doch sonst auch nicht so zurückhaltend.

Also ging James nach oben um nachzusehen. Er klopfte an die Zimmertüre der beiden. "Jungs? Seit ihr schon wach?"

Es kam keine Antwort. "Jungs?"

Jetzt wurde James nervös. "Jungs?"

Er öffnete die Türe. In Calvins Teil des Zimmers war es stockdunkel. James ging rüber zu Steve. Auch hier war niemand.

Nachdem er auch das Badezimmer abgesucht hatte fluchte James. "Scheiße!!"

Er ging runter auf die Terrasse um im vorderen Bereich des Gartens zu suchen. "Jungs...!?" rief James nach ihnen. Doch Antwort bekam er keine.

James hoffte die Zwillinge im unteren Bereich des Hauses zu finden. Doch er kam nicht zum Suchen. Das Telefon klingelte und er hoffte, dass es die Zwillinge waren.

Er hob ab. "James..." weiter kam er nicht.

"Hallo Papa. Ich bin's Nikolaij." kam die fröhliche Stimme aus dem Hörer.

Es war zwar ein Sohn von ihm, aber dieses mal leider der falsche, obwohl das bei Nikolaij eher selten vorkam.

"Hallo Junge. Wie geht es dir?" versuchte James nicht allzu nervös zu wirken.

"Gut danke und dir? Alles in Ordnung zu Hause? Wie geht es Benjamin? Er hat ja heute Geburtstag. Ich habe ihn nur nicht erreicht. Er schläft wohl noch?"

"Nein nein. Er ist mit Chesterfield draußen." sprach er etwas zu hektisch während er sich immer noch suchen um sich selbst drehte. Er suchte das Wohnzimmer und den Garten mit den Augen ab.

"Papa. Ist alles okay. Hört dir wer zu?" jetzt wechselte Nikolaij ins Russische. "Ist wer bei uns zu Hause? Ist etwas passiert?" seine Stimme klang besorgt.

James schüttelte geistesabwesend den Kopf bis er bemerkte, dass Nikolaij das nicht sehen konnte. "Nikolaij ich muss dir etwas gestehen." er sprach nicht auf Russisch. Zumindest nicht im Moment. Was seinen Sohn wohl beruhigte.

"Ja Papa. Was denn?" fragte er etwas ruhiger als vorher, aber noch beunruhigt.

"Ich finde die Zwillinge nicht." gab er leise zu. Kurz wurde es ruhig am anderen Ende der Leitung. Doch schlagartig änderte sich das.

"Du tust was nicht?" Nikolaij wurde lauter und James verstand das.

"Ich habe die Zwillinge verloren." gab er zu seiner Scham zu.

"Du hast was?" schrie er kurz doch dann wurde er etwas ruhiger. "Wie? Was ist passiert?"

"Ich habe gestern mit ihnen geschimpft. Und ihnen das Abendessen verboten. Heute kamen sie nicht zum Frühstück. Und danach bekam ich Angst und ging nach oben. Sie sind nicht in ihren Zimmern, Nikolaij. Und auch nicht im Garten oder unten. Sie hören mich nicht wenn ich nach ihnen rufe. Oder sie ignorieren mich." sagte James leise. Er schämte sich sehr für sein Versagen und Nikolaij wusste das.

"Ist schon gut Papa. Mach dir keine Sorgen. Du hast keinen Fehler gemacht. Sie kommen wieder. Spätestens in einer Woche ist das Taschengeld ausgegeben." Nikolaij lachte leicht bei seinem letzten Satz.

"Nikolaij es tut mir leid... Sie..." setzte James an, doch Nikolaij unterbrach ihn. "Was haben sie gemacht?"

"Sie haben die Jade-Vase im ersten Stock kaputt gemacht." als er das ausgesprochen hatte wurde Nikolaij wieder etwas lauter. "Und da verweigerst du ihnen gerade mal das Abendessen? Ich hätte sie in die Gartenhütte gesperrt. Und erst morgen wieder raus gelassen." er wurde wieder ruhiger. "James. Alles ist gut. Lass es dir nicht so zu Herzen gehen. Sie sind bald wieder da. Wenn sie übermorgen Abend nicht da sind dann ruf mich einfach wieder an okay? Ich muss jetzt zum Unterricht."

"Ja Nikolaij. Danke, ich wünsche dir einen schönen Tag. Ich habe dich lieb." sprach James dankbar und ruhig.

"Ich habe dich auch lieb Papa. Bitte umarme Benji von mir und wünsch ihm alles Gute." bat Nikolaij bevor er auflegte.

Damit war das Gespräch beendet und James wieder ruhiger. Streng genommen war Nikolaij nicht sein Sohn. Er war der Sohn von James Master und die Zwillinge waren ebenfalls die Söhne von seinem Herrn. Weswegen Nikolaij auch kurz laut geworden war. Aber als Butler erfüllte man wohl auch erziehungstechnische Maßnahmen. 

Russisches Ballett [BoyxBoy] Band IWhere stories live. Discover now