Ser Lazaros von Grevel

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Seit bereits fünf Jahren war Lazaros der Leibwächter der Prinzessin. Schon früh hatte er in der Armee des Königs gekämpft und sich immer wieder bewiesen. Durch die Beziehungen seines Vaters, durfte er die besten Schulen besuchen und sogar die große Akademie Pollendina, in welcher sie Soldaten und Ritter ausbildeten. Durch seinen Vater, Lehrer und Schwertkampfmeister empfohlen, schaffte er es in die Leibgarde des Königshauses und setzte sich gegen Hundert weitere Bewerber durch. 
Über die Jahre hatte er die Prinzessin immer besser kennengelernt und wurde ihr engster Vertrauter. Umso sicherer war er, dass sie nicht davon begeistert war, dass Ser Camen ihr Ehemann werden sollte. 
Und das war sicherlich noch milde ausgedrückt. Sie hasste diesen Mann, nannte ihn einen feinen Pinkel oder Schnösel. Eingebildet, weil er ein guter Kämpfer war, doch ohne echtes Mitgefühl. Ein Beweis hatte die Esper Hrimfaxi nun geliefert. 
Arinna warf ihm einen vielsagenden Blick zu, Lazaros nickte. Die Beiden verstanden sich ohne Worte. 
Die Feier war in vollem Gange und überall wurde getanzt, geredet und gefeiert. Ser Camen versuchte die Prinzessin in ein Gespräch zu verwickeln. Dann ein geheimes Zeichen. 
Lazaros kam sofort zur Prinzessin und mischte sich in das Gespräch ein.
"Mylady, ich sollte euch noch an etwas erinnern.", sagte er vornehm.
"Richtig!", rief Arinna und sprang auf. "Meine Güte Lazaros, was würde ich nur ohne sie tun. Dankeschön, dass sie dran gedacht haben." Sie lief an Ser Camen vorbei, welcher verwirrt schien und schlenderte einfach davon. Ihre Leibwache hinterher. Kaum waren sie außer Reichweite, drehte sich Arinna zu ihm um und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. Schließlich schmunzelten die beiden. 
"Das war übrigens ernst gemeint.", murmelte sie.
"Das weiß ich doch, Mylady.", antwortete er augenzwinkernd. Sie verschwanden in der Menschenmenge, Arinna suchte die Mönche.
"Hast du Moon gesehen?", fragte sie leise. Wenn niemand sie hörte, verzichteten die beiden auf die förmliche Anrede. 
"Moon?", fragte er. "Den Monddrachen? Das Mädchen?"
"Ja, genau.", antwortete sie. "Sie war vorhin noch da, aber jetzt sehe ich sie nicht mehr." Lazaros sah sich um und suchte zwischen den vielen Köpfen, das Mädchen mit dem weißen Haar. Da er ziemlich groß war, konnte er ziemlich viel überblicken. Nach einer Weile gab er jedoch die Suche auf.
"Ich schlage vor, wir fragen mal Meister Zuno, er wird sie sicherlich irgendwo gesehen haben.", sagte er und deutete der Prinzessin den Weg. Obwohl es keine zehn Meter bis zu den anderen Mönchen waren, brauchten sie einige Minuten um auch nur die Hälfte des Weges zu schaffen. Immer wieder wurde sie von den anderen Gästen aufgehalten, wollte sie in Gespräche verwickeln oder bat sie um Hilfe. Da Prinzessin Arinna stets höflich und zuvorkommend war, ließ sie sich immer auf die Fragen und Bitten ihrer Gäste ein.
Als Lazaros es schaffte sie nun endlich wieder zum weiterlaufen zu bewegen, blieb sie stehen, obwohl niemand sie aufgehalten hatte.
"Mylady?", fragte er etwas vewirrt, und folgte ihrem verwirrten und leicht verschrecktem Blick. Einige Wachen waren zu Großmeister Zuno gelangt und schienen ihm eine ernste Nachricht zu überbringen. Zuno sah erschrocken und wütend zugleich aus. Die Mönche um ihn herum schüttelten ungläubig den Kopf.
"Was ist da los?", murmelte Arinna. Lazaros legte eine Hand auf ihren Rücken um ihr zu signalisieren, dass sie einfach hingehen sollte. Sie war die Prinzessin, man würde ihr schon sagen was los war. Doch kaum hatte sie ihren ersten Schritt getan, gingen auch die Wachen gemeinsam mit Zuno davon. 
"Gehen wir hinterher?", fragte Arinna und sah zu ihrer Leibwache auf. Lazaros beobachtete die Situation. Dann bemerkte er, dass auch einige Wachen beim König waren und ihn ebenfalls mitnahmen, dann nickte er ihr zu. Diesmal ließen sie sich nicht aufhalten. Die Wachen, der König und Großmeister Zuno verließen den Saal, die Gäste bemerkten es kaum, da viel zu viel los war. 
Sie liefen in die hinteren Gänge, fern der Küche, wo niemand ihren Weg kreuzen könnte. Schließlich verschwanden sie in einem Zimmer. Die Prinzessin stürmte sofort hinterher. Als sie den Saal betrat sah der König sie verdutzt an.
"Arinna,was tust du hier?", fragte er mit erhobener Stimme. Seine Augen verrieten, dass er sie nicht hier haben wollte. Lazaros ließ unterdessen seinen Blick schweifen und sah plötzlich Moon, welche mit Handschellen auf einem Stuhl saß. Diese sah zur Prinzessin auf. Sie fürchtete sich nicht, sondern war ruhig und saß aufrecht, als wüsste sie, dass ihr nichts passieren konnte.
"Warum ist sie gefesselt?", stellte Arinna als Gegenfrage. 
"Das wüsste ich auch gerne!", sagte nun Großmeister Zuno. Er klang ruhig, seine Körperhaltung war ruhig, doch bedrohlich wirkte er trotz allem. Nun meldete sich einer der Wachposten zu Wort. Er trat einen Schritt vor und sprach: "Eure Majestät! Mylady! Dieses Mädchen wurde dabei erwischt wie sie in die königliche Schatzkammer eingebrochen ist und etwas gestohlen hat."
"Das ist nicht wahr!", antwortete Moon leise.
"Wir haben sie im Ostgarten gestellt und ihr diesen Gegenstand entwendet.", fuhr er fort und reichte dem König. Eine silberfarbene Kette baumelte an seiner Hand herunter, daran ein Sichelförmiger Anhänger. 
Als der König den Anhänger in die Hand nahm, schien er zu zittern. Als er Arinna einen fragenden Blick zuwerfen wollte, schien diese angespannt. Ihre Gesichtsmuskeln versteiften sich und ihr Kiefer presste sich krampfhaft zusammen. Moon konnte den Blick zwischen Kette und König nicht halten, sah zur Prinzessin und beobachtete zwei Sekunden ihre Reaktion.
"Was ist das?", fragte Arinna, doch es klang, als würde sie die Antwort bereits kennen. Sofort schloss der König die Hand um den Anhänger der Kette und verstaute diesen in eine seiner Taschen.
"Nur eine Kette, aber trotzdem Diebesgut!", sagte er und sah Moon mit funkelnden Augen an.
"Nein, ich will diese Kette sehen!", sagte Zuno sofort. "Ich kenne diese Kette!" Alle starrten ihn an, doch dass ließ ihn nicht beirren. "Das ist Moons Kette, die gehört ihnen nicht, euer Majestät." 
"Meister!", mischte sich Moon ein. Zuno sah zu ihr herunter. "Das ist nicht meine. Meine ist zu Hause, sie liegt auf meinem Tisch."
"Du gibst also zu, dass du diese Kette gestohlen hast!", sagte einer der Wachen, packte Moon am Arm und hob sie vom Stuhl.
"Ich habe nichts dergleichen getan!", rief sie mit fester Stimme.
"Lasst sie sofort los!", befahl Arinna streng, sodass die Wache blitzschnell den Arm des Mädchens losließ.
"Es kann auch nicht ihre sein, ich kenne diese Kette, sie gehört mir!", meinte schließlich der König. "Ich habe sie vor einigen Jahren geschenkt bekommen, ich weiß, dass es meine ist. Und sie war im Besitz dieses Mädchen, also hat sie sie gestohlen."
"Das habe ich nicht!", beharrte Moon und sah dem König fest in die Augen. Lazaros war erstaunt wie mutig und sicher sich das Mädchen ihrer Sache war, also räusperte sich und sagte: "Eure Majestät, wieso lassen wir denn nicht Moon die Geschichte aus ihrer Sicht erzählen. Ich bin sicher, es ist alles nur ein großes Missverständnis." Arinna sah ihn an, als wollte sie ihn küssen. 
"Er hat recht!", sagte Zuno. "Meine Ziehtochter wird hier verdächtigt etwas getan zu haben, doch vielleicht ist es ganz anders gewesen. Ich verbürge mich dafür, dass Moon nichts unrechtes getan hat und verlange, dass sie berichtet was wirklich passiert ist." Nun wandten sich alle Blicke dem König zu. Er starrte zunächst Zuno, dann die Prinzessin und schließlich Moon eine ganze Weile an. In seinen Augen herrschte etwas, dass Lazaros noch nie zuvor gesehen hatte. Er kämpfte mit sich. Doch warum? Doch schließlich hob er eine Hand um Moon zu signalisieren, dass sie sprechen sollte.
"Ich bin nach draußen gegangen um nach der Esper zu sehen.", erzählte sie schließlich. "Ich dachte, vielleicht verstecke es sich irgendwo und hatte Angst, ich wollte mich vergewissern, dass es ihm gut geht." Sie warf der Prinzessin einen kurzen Blick zu, dann fuhr sie fort: "Ich habe gehört, dass etwas oder jemand in den Büschen war und als ich nachsehen wollte, hatte man mich schon umgestoßen. Ich hab mit dem Dieb einen kurzen Kampf gehabt und ihm die Kette entrissen, dann ist er weggelaufen und ich wollte sie den Wachen übergeben." Sie wandte sich zu einer der Wachen und sagte: "Ich war gar nicht in der Nähe der Schatzkammer!" 
"Sehen sie mein König, ich kann bestätigen, dass Moon die Halle durch den Haupteingang verlassen hat und ich bin mir sicher, dass es genau so gewesen ist.", sagte Zuno sanft und wandte sich an seine Ziehtochter. "Moon, hast du gesehen, wer die Kette gestohlen hat?Konntest du den Täter erkennen?" Sie öffnete den Mund und wollte antworten, doch sie zögerte. Lazaros hob eine Braue.
"Er...hatte schwarzes Haar und... blaue Augen...einen Bart...", fing sie an, doch Lazaros schien es so, als würde sie nicht alles preisgeben.
"Wenn du ihn sehen würdest, würdest du ihn erkennen?", fragte er sie. 
"Ja, das würde ich!", antwortete sie.
"Vater!", meldete sich nun die Prinzessin zu Wort. "Ich glaube ihr! Moon hat einen sehr guten und ehrlichen Ruf in der Stadt, ich bin mir sicher, dass sie den Dieb nur aufhalten wollte." 
Nun herrschten einige Sekunden schweigen. Moon, welche in Handschellen als Angeklagte im Raum stand, hielt sich aufrecht und man hätte meinen können, sie hätte denselben stolzen Blick wie die Prinzessin. Lazaros war sich sicher, dass sie unschuldig war. Zuno, mit gefalteten Händen, welcher an die Gerechtigkeit glaubte, schien eigentlich ebenfalls ziemlich unbesorgt zu sein. Prinzessin Arinna flehte ihren Vater mit ihren Augen an und der König schien angespannt.
"Normalerweise werfen wir Diebe in die eiserne Lunge!", sagte er. "Doch ich werde meine Schuld einlösen, welche ich Großmeister Zuno schuldig bin und lasse dich laufen. Aber du musst sofort die Feier verlassen, ich dulde keine Diebe in meinem Palast!" Es herrschte Verwirrung, nur Moon schien so schnell zu schalten, dass sie ihre Fesseln von allein löste. Die Wachen sahen sich erschrocken an.
"Ich werde gehen!", sagte sie und übergab dem Mann die Handschellen. "Die brauche ich nicht, dankeschön!" Dann wandte sie sich an Zuno. "Sagt den Mönchen sie müssen sich wegen mir keine Sorgen mehr machen. Und bitte genießt den Abend, ich werde im Tempel auf euch warten." Zuletzt sprach sie zur Prinzessin. "Es tut mir Leid, dass der Abend so ausfiel. Ich habe die kurze Zeit trotzdem genossen." Sie faltete die Hände und verbeugte sich förmlich. Gemeinsam mit den Wachen verließ sie den Raum.

Final Fantasy MMXVII Fan FictionWhere stories live. Discover now