Kapitel 49: Tanzen

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Marlo hantierte am Tab irgendwas und ließ die Rollos im Raum runter, damit es dunkel war. Was hatte er vor? Ich bleib einfach stehen und wartete. Vielleicht würde er es mir doch noch sagen.

„Zieh die Schuhe aus und stell dich in die Mitte des Raumes.", wies er mich an und ich befolgte seinem Befehl. Er nahm meine Schuhe und seine, öffnete noch einmal die Türe und schmiss unsere Schuhe raus, kam wieder rein, drückte auf die Fernbedienung für die Anlage und das erste Lied erklang. Er schaute noch einmal zu mir, schaltete das Licht aus und kam zu mir. Nahm meine Hand und stellte die Musik lauter. Was?!

Der Raum war stockdunkel. Nirgendwo kam Licht durch, noch nicht einmal von der Anzeige der Anlage kam Licht. Jedoch hatte es wohl den gewünschten Erfolg. Ich dachte bis dahin nicht an die Worte.

„Wir tanzen nun ein wenig. Damit du auf andere Gedanken kommst. Außerdem brauchst du dich nicht schämen oder dich gehemmt fühlen, da ich nichts sehe, ok? Ich kann nur deinem Atem zwischendurch hören, wenn die Lieder wechseln und ein wenig deine Körpersprache fühlen! Genauso, wie du es bei mir kannst. Lass dich fallen und genieß es, Prinzessin.", äußerte er sich, nahm eine meiner Hände in seine und zog mich ziemlich dicht an sich heran. Alleine dieser Körperkontakt ließ meine Temperatur um einiges steigen.

Er legte seine andere Hand an meinen Rücken und bewegte sich langsam zum Lied mit mir, obwohl das Lied eigentlich ziemlich schnell war. Ich ließ mich einfach fallen. Ich ließ Marlo mich führen und schloss die Augen. Immerhin wusste er, dass ich keinen Meter tanzen konnte.

Jedoch achtete ich gar nicht mehr auf meinen Körper, sondern auf Marlo seinen. Wie er sich etwas anspannte, wie er locker ließ, wie seine Atmung etwas schneller kam, wie er seinen Griff um meine Hand verstärkte.

Es gefiel mir ziemlich gut. Dies war mal ein richtig guter Vorschlag. Ich vergaß alles um mich herum und bewegte meine Füße immer mehr zum Takt. Marlo schien es zu bemerken und bewegte sich mehr, ließ die Hand von meinem Rücken und hielt nur noch meine Hand fest, aber das fühlte sich falsch an, also suchte ich im Dunkeln nach seiner anderen Hand, nahm sie und legte sie mir wieder auf den Rücken.

Wir sprachen kein einziges Wort, aber Marlo verstand es auch so, drückte mich wieder näher an sich ran und ließ die Hand dort liegen. Er drehte ein wenig auf und bewegte sich etwas mehr von der Mitte mit mir weg. Drehte uns im Kreis und ich genoss es. Gott und wie. Ich lachte, als er meinen Rücken los ließ und mich drehte und wieder in seine Arme zog, noch näher als zuvor.

Er war so warm, einfach so verdammt einladend.

Ich hörte ihn lachen und ich musste einfach mitlachen. Die Lieder wurden schneller und auch Marlos Tanz wurde schneller und er bewegte uns zügig durch den Raum, ich wartete jeden Moment darauf, dass wir fielen, aber wir fielen nicht, da er den Raum anscheinend mehr als gut kannte und genau wusste, wie weit er gehen konnte. Irgendwann fühlte es sich so an, als wenn ich über den Boden schweben würde. Marlo hatte ein riesiges Talent, er konnte verdammt gut tanzen und mich alles vergessen lassen.

„Alles gut?", fragte er zwischen zwei Liedern und ich nickte, verdrehte aber die Augen, als ich checkte, dass er meine Geste doch gar nicht sehen konnte.

„Mehr als gut!", antwortete ich schnell und merkte den verstärkten Druck von Marlos Hand an meinem Rücken. Gott, wenn er mich nur anfasste wurde mir immer wieder warm, obwohl noch die Kleidung zwischen seiner Hand und meinem Rücken war.

Ich selbst wurde auch etwas mutiger und legte meine freie Hand an seine Seite, hoffte ich zumindest, dass sie es war, da ich immer noch nichts sah und nur spüren konnte. Fühlte sich aber so an! Irgendwie.

Nach weiteren Liedern fragte er, ob ich eine Pause brauchte, aber ich verneinte, ich wollte einfach weiter in unserer kleinen Welt sein, die mich alles vergessen ließ und wo es für den Moment einfach keine Probleme gab. Wo es nur ihn und mich gab. Unsere Körpersprache und unseren Atem. Die Musik und sonst nichts. Keine äußeren Einflüsse, keine schlechten Gedanken, die unsere Stimmung trübten.

Konnten wir das nun öfters machen? Am besten jeden Tag für eine Stunde? Vielleicht auch etwas länger? Es tat mir verdammt gut.

Ich war ihm dankbar, dass er diesen Einfall hatte. Generell hatte ich Marlo viel zu verdanken. Er war ein klasse Typ, auch wenn er manchmal vielleicht nicht so handelte wie ich es mir wünschte, aber meine Wünsche waren vielleicht etwas zu hoch oder unrealistisch. Keine Ahnung, immerhin hatte ich mit dem allen noch gar keine Erfahrung.

Ich wusste nicht wie es in einer Freundschaft ablief, ich versuchte mein Bestes und hoffte, dass es so richtig war und ich nichts falsch machte. Ich hoffte, dass es mir Marlo sonst sagen würde. Darüber musste ich auf jeden Fall auch mit ihm reden. Die Liste an Fragen für den Abend wurde immer länger. Hatte er eigentlich gesagt, wie lange wir das Spiel spielen würden? Gab es irgendein Limit an Fragen? Hoffentlich nicht.

Hoffentlich würde er mir alle Fragen beantworten die ich hatte. Aber ich war auch gespannt darauf, was er mir für Fragen stellen wollte. Waren sie in Ordnung? Waren sie aufdringlich? Aber das traute ich ihm nicht zu. Ich musste mich überraschen lassen. Ich musste abwarten.

Da es eh immer anders kam, als wie man es sich ausgemalt hatte. Daher verwarf ich die Gedanken wieder und konzentrierte mich wieder auf Marlo, die Musik und unsere Körper, die mehr als nah waren. Ich merkte seine Hitze an meinem Gesicht, was hieß, dass ich wohl mehr als nah an seiner Brust war. Gott, dieses Kopfkino was immer öfter kam, war nicht gut, gar nicht gut.

Marlo entfernte wieder seine Hand von meinem Rücken und wirbelte mich durch den Raum und zog mich wieder zurück in seine Arme, das ging einfach viel zu schnell, so dass ich gegen seine Brust knallte. Uh. Er war so heiß. Er roch so gut, so nach Marlo. Am liebsten wäre ich so nah an ihm dran geblieben, aber das sollte alles nicht seltsam rüber kommen und ich wollte auch nicht zu aufdringlich sein, also entfernte ich mich einige Zentimeter von ihm und fing an zu lachen. Oh man.

Ich hörte ihn 'Sorry' sagen, aber stimmte dann auch in mein Lachen mit ein. So sollte es bleiben.

„Du bist verdammt warm.", rief ich über die Musik hinweg zu Marlo, der noch lauter lachte.

„Gut, oder?", äußerte er sich und ich nickte.

„Auf jeden Fall!", lachte ich und ließ mich weiter von ihm führen.

Die Schritt wurden für mich immer einfacher, da Marlo immer wieder die gleiche Reihenfolge wiederholte und ich wurde immer lockerer. Mein Körper passte sich dem von Marlo an. Der Abstand unserer Körper variierte immer wieder. Mal mehr als nah, mal etwas weiter weg. Ich liebte es. Ich liebte dieses kleine Spiel unserer Körper und den Reizen, die dadurch durch meinen Körper gingen, der auf Hochtouren arbeitete. Ich fühlte mich so frei. Alles schien egal zu sein. Es gab nur noch diesen Moment.

Das Lied im Hintergrund wurde langsamer und auch Marlos Tempo wurde langsamer. Er legte seine Hände etwas höher an meinem Rücken und drückte mich damit näher an sich. Ich wusste nicht, ob es zu viel war, aber ich folgte meinem Instinkt und legte meinen Kopf gegen seine Brust, womit er anscheinend nicht gerechnet hatte, da er kurz aus dem Rhythmus kam, sich aber schnell wieder fing und weiter tanzte. Jedoch klopfte sein Herz auf einmal ziemlich schnell, was nicht durch das Tanzen kam. Ich biss mir auf die Lippe, legte meine Hände auf Marlos Rücken und ließ mich weiter von ihm führen. Auch er legte seine beiden Hände tiefer auf meinen Rücken und drückte mich so fest wie es ging gegen sich.

Wie wohl ich mich in seinen Armen fühlte. Unglaublich. Ich konzentrierte mich auf seinen Herzschlag, der immer noch ziemlich schnell schlug und lächelte leicht. Das war perfekt. Eigentlich...

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