„Soll das böse gucken sein? Wenn ja, muss ich dich leider enttäuschen. Das sieht eher wie ein süßer Hundeblick aus.", erklärte er mir lachend, was mich noch wütender machte. Jedoch war es das erste Mal, das ich in seine Augen schauen konnte und diese waren unglaublich. Noch nie hatte ich jemanden mit solch einer Augenfarbe gesehen. Blau und grau, dazu strahlend. Diese Augen zogen einem magisch an, was mehr als gefährlich werden konnte.

Ich schluckte und senkte schnell wieder den Blick auf seine Hand, die weiterhin mein Handgelenk festhielt. Was würde eigentlich seine Frau dazu sagen, wenn sie uns sehen würde? Ich hoffte, dass sie ihm dann die Hölle heiß machen würde und er es sich nicht noch einmal trauen würde. Wo war sie? Konnte sie nicht einfach aufkreuzen und ihn von mir wegzerren?!

„Schnecke, bevor du nicht mit mir gesprochen hast, werde ich dich nicht loslassen. Also erleichtere uns die Sache und rede! Immerhin konntest du es mit dem hässlichen Typen auch!", redete er weiter, aber ich schüttelte nur den Kopf. Nein, von mir bekam er kein Wort raus! Never.

„Mh.", fing er an und schien zu überlegen, „Du bist wahrscheinlich noch sturer, als die Weiber in der Familie. Schlimm. Außerdem stehen deine Flaschen noch bei uns und mir ist bewusst, dass du sie nicht abgeholt hast, weil du nicht auf mich treffen wolltest, was ich nicht so ganz verstehen kann, da ich ziemlich heiß bin und mir eigentlich jedes Mädchen hinterher läuft. Wieso du nicht?", haute er weiter raus und lockerte den Griff einfach nicht. Jedes Weib lief ihm hinterher? Schön für ihn, wenn es doch so war, wieso kümmerte er sich dann um mich und versuchte ein Gespräch mit mir zu führen? Sollte er doch einfach zu den anderen gehen oder zu seiner Frau.

Ich machte einfach nichts, sondern tat so, als wenn ich ein Stein wäre. Keine Reaktion zeigen, vielleicht würde es was bringen. Falsch gedacht.

„Ich habe Zeit, Schnecke!", sagte er weiter und grinste wieder, als mein Kopf nach oben schoss und ich ihn wieder anguckte. Er sollte keine Zeit haben, er sollte gehen und mich in Ruhe lassen. Sollte sich um seine Frau kümmern und mich nie wieder ansprechen.

„Ah, eine Reaktion.", sagte er und schmunzelte. Er sah schon gut aus, das konnte man nicht bestreiten, aber sein Ego war mehr als ekelhaft, da half auch das gute Aussehen nichts.

„VERDAMMT LUAN! ICH HAB DICH SCHON GESUCHT!", schrie auf einmal meine Rettung durch den halben Flur und ich atmete erleichtert aus. Er verdrehte nur die Augen und schaute in die Richtung aus der die Stimme kam, ich folgte seinem Blick und schaute zu seiner Frau, die auf uns zu gestürmt kam. Oh, hoffentlich würde sie nicht austicken, immerhin habe ich nichts gemacht und ich wollte das alles auch gar nicht. Das Arschloch ließ – Gott sein Dank – endlich meine Hand los. Die Chance nutzte ich sofort und ging schnellen Schrittes weg, aber wurde von dem Mädchen aufgehalten.

„Hey, brauchst nicht gehen, wollte nur kurz mit Luan reden, nichts wichtiges.", informierte sie mich lächelnd und ich schaute sie wohl ziemlich seltsam an, da ich nicht verstand, wieso sie keine Szene machte.

„LOON! Ich soll dir Bescheid geben, dass Gibson nachher zu Besuch kommt, bis morgen! Da Lu und Ethan weg müssen. Und die Zwillinge keinen Bock haben sie zu nehmen. Jedoch bin ich heute Abend auch nicht da, sondern bei Summer und Emilia, daher wirst du wohl alleine mit ihr sein. Viel Spaß. Aja, um 18 Uhr wollten sie sie vorbeibringen!", redete das Mädchen lachend, zwinkerte mir noch einmal zu und wollte gehen, jedoch wurde sie von Luan aufgehalten.

„WAS? VERDAMMT NEIN!", fluchte er und schaute zu dem Mädchen, die lachend mit dem Kopf nickte.

„Das kann Mum mir nicht antun, was soll ich denn den ganzen Abend machen?"

„Kein Plan, lass dir was einfallen. Ruf Lane an oder Marlo? Vielleicht leisten sie euch Gesellschaft."

„Fuck!", fluchte er wieder und nahm sein Handy aus der Hose und rief wieder jemanden an.

Ich verstand das ganze nicht wirklich. Das waren zu viele Namen, aber mich sollte es auch nicht interessieren, also machte ich mich schnell aus dem Staub und ließ die beiden alleine zurück. Immerhin war es meine Chance ohne mit ihm zu reden abhauen zu können und seine Chancen musste man nutzen!

Die nächsten Stunden gingen einfach viel zu schnell vorbei. Seufzend packte ich meine Tasche und fuhr mit dem Fahrstuhl hoch in mein Zimmer, wo ich mich erst einmal auf mein riesiges Bett schmiss und den bisherigen Tag noch einmal Revue passieren ließ.

Ich hatte den Namen meines Sitznachbarn kennengelernt – Micha. Er schien ganz nett zu sein und verstand auch, dass ich nicht weiter reden wollte und ließ mich die restlichen Stunden in Ruhe. Dann kam die Entführung von dem Idioten. Ich verstand einfach nicht wieso er es gemacht hatte, was kümmerte es ihm, ob ich mit ihm redete oder nicht? Wäre er wirklich so lange mit mir in der Ecke stehen geblieben bis ich redete, wenn seine Frau nicht dazwischen gekommen wäre? Bestimmt! Oh Gott, da hatte ich Glück.

Und warum hatte seine Frau dazu nichts gesagt? Ich hätte ihn auf jeden Fall zur Rede gestellt, ob sie es von ihm schon gewohnt war? Aber das machte doch niemand freiwillig mit. Ich verstand das einfach nicht. Vielleicht war das einfach zu hoch für mich. Vielleicht standen sie drauf?!

Ich schüttelte meinen Kopf und stand von Bett auf und widmete mich meiner dreckigen Wäsche, die ich zusammen sammelte und in die Waschmaschine tat. Das Badezimmer machte ich gleich mit sauber. Fertig damit räumte ich in meinem Zimmer noch einige Sachen weg und machte wieder alles ordentlich. Wusch den Staub von den Möbeln und staubsaugte direkt noch. Als alles wieder so war, wie es sein sollte wendete ich mich meinen Büchern zu und las mich in die nächsten Themen ein, damit ich einfach schon einmal eine Ahnung davon hatte und ein wenig mitreden konnte und einige Fragen, die wahrscheinlich gestellt würden, zu beantworten.

Jedoch waren mir einige Sachen ziemlich unbekannt, daher schrieb ich sie erst mal auf ein Blatt und beschloss, nachdem ich soweit fertig war, im Gang die Bücher zu studieren, vielleicht konnten diese mir bei den verschiedenen Sachen weiterhelfen, falls nicht musste ich irgendwo anders an die Informationen kommen oder jemanden finden, der mir die Sachen erklärte, jedoch wäre das wohl das aller letzte, was ich machen wollte.

Genervt, weil es nicht so klappte wie ich wollte ging ich ans Fenster und schaute zum Parkplatz, wo einiges los war. Die meisten fuhren über das Wochenende zu ihren Familien, daher herrschte auch eine Aufbruchsstimmung, viele verabschiedeten sich von ihren neuen, alten Freunden, quatschten oder lachten. Ich seufzte leise und lehnte meinen Kopf gegen die Fensterscheibe, bis mir das Arschloch auffiel, der an seinem Auto lehnte und eine rauchte. Lässig wie eh und je, Sonnenbrille auf der Nase. Ein Weibermagnet war er schon, da ziemlich viele weibliche Wesen ihn anlächelten oder ihm winkten oder sich mit ihm unterhielten, aber ihm schien das alles zu nerven. Seltsam?! War es nicht das was er wollte? Da stand er doch drauf! Ich schüttelte nur den Kopf und wollte mich vom Fenster wieder entfernen, jedoch erhielten 3 ziemlich teuer aussehende Autos meine Aufmerksamkeit, die auf den Parkplatz fuhren und neben seinem Auto parkten.

Er warf seine Kippe weg und wartete anscheinend auf die Leute. Aus dem ersten Auto stiegen 2 Mädchen, aus dem nächsten ein Junge und aus dem anderen auch ein Junge. Alle gingen auf das Arschloch zu. Die Mädchen umarmten ihn und küssten seine Wange, die Jungs schlugen mit ihm ein und quatschten, wobei sie extrem mit den Händen gestikulierten. Auch die Frau von ihm kam und drückte erst einmal allen einen Kuss auf die Wange und umarmte sie. Wer war das? Ihre Freunde? Sie sahen genauso wie die beiden aus der Uni aus. Ziemlich gestylt, teure Klamotten, leicht eingebildet?! Sah auf jeden Fall von meinem Fenster so aus.

Der Arsch redete immer wieder auf die beiden Typen ein, aber diese lachten ihn nur aus und schüttelten ihren Kopf, was dem Typen gar nicht gefiel. Och, das tat mir mal sowas von nicht leid, auch wenn ich nicht wusste worum es ging und was sie sagten.

Die Mädchen verabschiedeten sich ziemlich schnell wieder, drückten das Arsch noch einmal und machten sich mit dem Auto aus dem Staub, auch die Jungs schienen sich wieder zu verabschieden, schlugen bei dem Arsch ein und stiegen zurück in ihre Autos.

Ich lächelte leicht und entfernte mich wieder vom Fenster, immerhin musste ich noch ein Paar Begriffe heraussuchen, was ich als nächstes machen wollte.

DREAMWhere stories live. Discover now