Die Bismarck rast ins Verderben

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Der hat's aber auch mit seinen Vergleichen...

Ein fröhlicher Günther betritt den Raum, hält dann kurz inne. "Oh, höre ich da etwa die Bismarck tuten?"

Ich bin hier wirklich unter Verrückten, oder? Womöglich sind alle hier kleine Bismarck-Fetischisten.

Wir warten also alle panisch, oder wie Günther voller Vorfreude, an unserem Set. Nur Irenka kann ich nirgendwo finden, was vermutlich auch besser so ist. Dann endlich öffnet sich die Tür ich hab das Gefühl, dass ein ganzes Bataillon bei uns einmarschiert. Zuerst wären da Engelbert, Hitler und natürlich auch Goebbels... und dann gefühlt 1000 SS-Männer.

Und als wäre das nicht schon überfordernd genug, kommt natürlich auch Irenka von...wo auch immer sie war. Ich muss zugeben, dass mit dem vorzeigbar haben sie gut hingekriegt. Zumindest was das optische betrifft (seit langem seh' ich ihre richtige Haarfarbe mal wieder) Außerdem steht sie mit einer gewissen militärischen strenge neben mir, was beunruhigend ist. Aber wenn sie anfängt zu reden ist sicher alles vorbei!

Natürlich wird unser Gast eifrig mit dem Hitlergruß begrüßt, was ich eher unfreiwillig mitmache.

"Das ist also der Ort, an dem der neuste Propaganda-Film entstehen soll?", stellt Hitler interessiert fest und sieht sich um. In echt ist er sogar noch angsteinflößender als ich gedacht habe. "Schön", meint er schließlich.

Das ist das Stichwort für Klaus, der plötzlich allein für alles Erreichte verantwortlich ist, beginnt ihn begeistert in unserem kleinen Reich herumzuführen und natürlich schließen sich Johann, Adolf und vor allem Günther mit Begeisterung an, während Goebbels' Blick schließlich auf Irenka und mich fällt...

"Das sind also die zwei wundervollen Schauspielerinnen, von denen mir Obergruppenführer Wolfe bereits so ausschweifend erzählt hat?" Ein charmantes Lächeln legt sich auf seine Lippen, während er mir die Hand entgegenstreckt.

"Seltsamer Akzent ne?", murmelt Irenka leise. Klar, sagt genau die Richtige... Ich hoffe nur, dass er das nicht gehört hat.

"Elena Adler, es ist mir eine große Ehre Sie kennenzulernen", ich versuche irgendwie respektvoll zu klingen und schüttle seine Hand, was an sich ja schon extrem absurd ist.

Jetzt ist es an Irenka sich vorzustellen, während er ihre Hand schüttelt. O Gott! Was jetzt kommt ist vermutlich schlimmer als wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte!

Als sie den Mund öffnet, schließe ich in angstvoller Erwartung die Augen. "Mein Name ist Irenka Dusanka, schön Sie endlich persönlich kennenzulernen! Schon seit Tagen erwartete ich Ihre Ankunft und freue mich Sie auf unserem Set begrüßen zu dürfen"

Mir klappt die Kinnlade runter. Ach du... Adolf hat's wirklich hingekriegt. Irenka kann Deutsch!

"Die Freude ist ganz auf meiner Seite! Schon als ich das erste Mal von diesem Projekt hier gehört habe, wollte ich die zwei jungen Damen, die das in die Wege geleitet haben, unbedingt kennenlernen", meint Goebbels und scheint es sogar ernst zu meinen... denke ich zumindest. "Sie sind sogar noch viel hübscher als ich gedacht hätte."

Mir wird eiskalt, ich glaub ich näss mich hier noch ein. Wenn man ein bisschen über ihn Bescheid weiß, weiß man ja wie man ihn damals genannt hat und dass er sozusagen der „Player" des dritten Reichs war, wenn man so will. Und Irenka scheint irgendwie in sein Beuteschema zu fallen...

Langsam wird mir das hier alles zu viel!

"Goebbels, sagen Sie, sind das diese jungen Damen, die das alles hier auf die Beine gestellt haben?", mischt sich Hitler im richtigen Moment ein. Natürlich ganz zum Missfallen Klaus', dem es ganz und gar nicht passt, dass wir hier den Ruhm ernten.

Mit Freude stellt Goebbels uns vor und ich nicke nur schüchtern. Wie oft passiert es denn auch schon jemandem aus dem Jahr 2016 Hitler über den Weg zu laufen? Äh...nie würde ich sagen. (Hoffentlich)

"Natürlich wollen wir keinesfalls dem Voranschreiten dieses Films im Wege stehen", setzt er fort.

"Aber nein, mein Führer, bleiben Sie doch noch. Sie können direkt bei den Dreharbeiten zu 'Herzen aus Stein' zusehen!", schlägt Klaus vor und jetzt kriege ich WIRKLICH einen Herzinfarkt. Denn natürlich stimmen Hitler und Goebbels zu!

Während Klaus Führer Goebbels und den richtigen Führer zu geeigneten Plätzen führt, höre ich leise Günthers verträumtes Säuseln hinter mir "Ach, der Führer ist ein wahrer Verführer... Wie schön wäre es, wenn er einmal mich führen könnte."

Danke, genug verstörendes Kopf-Lichtspielhaus für diesen Tag!

Dann fällt mein Blick auf unser heutiges Drehbuch und mir wird leicht schwarz vor Augen – Nein!

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Boom! Wir sind zurück! Und das im Jahr 2017
Endlich nimmt die Geschichte wieder ihren lauf (ins Verderben)
und wird vielleicht sogar bald vollendet ;)

unter roten FahnenWhere stories live. Discover now