Kapitel 44

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Die erste Tätigkeit, als ich müde daheim ankomme, ist nicht mir die Schuhe auszuziehen, die Tasche abzulegen oder die anderen vernünftig zu begrüßen, nein. Unmittelbar verschwinde ich im Zimmer und suche nach dem Schlüssel für die Schublade, worin ich mein Handy vor lauter Frustration vor mir selbst versteckte. Gestern konnte ich mich zum Glück den ganzen Tag ablenken, nur einmal dachte ich richtig an die Sache, und das beredete ich mit Fabi. Jetzt aber war ich auf der Heimfahrt total gespannt, was mit Zombey ist und was die anderen mittlerweile wohl denken. Hat vielleicht schon eine Konfrontation zwischen ihnen stattgefunden? Was ist, wenn der Mongo-Clan bereits auseinander gefallen ist?

Es dauert eine Weile, bis mein Handy endlich angeschalten und entsperrt ist. Mein Display wird von Nachrichten überhäuft und allmählich schleicht sich die Angst und Panik immer dichter heran. 

An meiner Zimmertür wird zaghaft geklopft und Noah blickt gleich darauf zu mir herein. "Hey", sagt er leise, was ich ihm entgegne. "Ist alles in Ordnung? Bist du krank?" Noah ist blass und hat rote Augen. Von seinen üblen Augenringen möchte ich nicht mal anfangen, seine Haare sind zerzaust und er trägt einen langen, dunklen Pulli, obwohl es draußen sicher um die 25° hat. "Nein, ich hab nur zu wenig geschlafen. Ich- ich war mal wieder in eine Serie vertieft." Es für wahr halten, nicke ich und lächle letztlich beruhigend, dass er ja noch ein wenig schlafen könne. Mein Bruder hat einen irren Blick auf, als ich ihn näher betrachte, er scheint völlig neben der Spur zu sein. 

"Ich muss noch ein paar Hausaufgaben ma-...", atmet er enttäuscht, bis er sich mit einem 'Oh, stimmt, nein. Es ist ja Wochenende' korrigiert. "Dann kann ich mich wirklich noch nach dem Mittagessen hinlegen!" Sofort wirkt er heiterer und strahlt bemerkenswert breit, bevor er kehrt macht und die Zimmertür wieder schließt. Manchmal ist er ein richtiger Wirbelwind.

Allerdings schlägt in mir sofort die Enttäuschung ein, als ich bemerke, keinerlei Nachrichten von Zombey erhalten zu haben. Nur Schlingel und die anderen zwei überhäuften die Gruppe sowie mich mit Nachrichten, die vielleicht größtenteils davon handeln könnten, ob alles okay sei, was ich mache, wann wir reden, was mit Zombey los ist, wieso er es nicht früher erzählte und alles drum und dran. Ich lasse mein Handy sacken. Ich habe keinen wirklichen Drang, all diese Nachrichten über mich ergehen zu lassen, sowieso habe ich in diesem Augenblick keinen Nerv für all diese Spekulationen übrig. 

Mich macht es traurig zu sehen, dass er sich weder bei mir, noch bei den anderen meldete. Und dazu tut mir das alles auch noch so unfassbar leid.

Nach dem Essen mache ich es Noah gleich und gehe in Bett. Klar, es ist mittag und streng genommen, hatte ich bereits genug Schlaf, aber es würde mich ablenken und das ist genau das, was ich brauche. Eine Weile bekomme ich es hin, denn meine Augen sind sehr schnell zugefallen und ich habe obendrein etwas nettes über Butterkuchen geträumt (das hatten Noah, Mara und ich vorhin als Nachtisch verschlungen), bis mich das Klingeln meines Handy allmählich weckt. Müde trete ich auf den Boden, begreife nicht einmal, was Sache ist, und nehme den Anruf an. "Hallo?", schmatze ich. "maudado?"
"Osaft?"
"Nein, Fabi."
"Fabi... ?"
"Fabi."
"Ahh, Fabi. Du hast dich wie Osaft angehört." 

Fabi räuspert sich einmal und lacht hinterher auf. "Hast du geschlafen?"
Ich nicke. "Ja, bis jetzt."

"Sorry." "Nicht weiter schlimm. Warum rufst du an?" Ich gähne großzügig. "Ich wollte sicher gehen, ob es dir gut geht. Du warst auf WhatsApp nicht zu erreichen."
Natürlich, stimmt, Fabi hat ja jetzt ein Handy. Beinahe wäre mir das gar nicht aufgefallen. "WhatsApp? Achso, ja. Ich habe beschlossen, dort für eine Weile nicht mehr online zu kommen. Meine Freunde haben mich mit Nachrichten bombardiert. Ich habe sie noch nicht gelesen und bin einfach schlafen gegangen, aber das spielt eh keine Rolle. Kam deine SIM echt schon heute?" Fabi bejaht.

Herr Doll... Zomdado & DadosaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt