Kapitel 3

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Heute ist Samstag und ich bin gerade mit meinem grünen Rucksack auf dem Rücken, Handy in der Hand und Kopfhörern in den Ohren auf dem Weg in das große Gebäude. Das erste Mal seit langem, dass ich so früh an einem Samstag aufstehen musste! Es ist 8:41 Uhr, wenn mich die Uhrzeit meines Handys nicht täuscht und um 9 Uhr beginnt der Französisch-Grundkurs. Ich fühle mich aufgeregter als ein Marathonläufer, der es als Erster in das Ziel schafft. Oder wie Niel Armstrong, der als erster Mensch auf dem Mond landet.

So ein eine öde Hausaufgabenhilfe ist nichts gegen so ein Kurs! Insbesondere, weil dort keine Sechstklässler sitzen werden. Ich schnaufe aus und klopfe an die Tür meines Chefs. Schnell packe ich mein Handy in meine Hosentasche und trete nach seinem "Ja bitte?" zögernd ein. "Guten Morgen", lächle ich. Er erwidert mein Lächeln, nur ist das nicht mal annähernd so angespannt, wie es meines ist. "Guten Morgen, Herr Doll. Schön, dass Sie kommen konnten." Er sagt das so, als hätte ich eine große Wahl gehabt. Allerdings verschlage ich diesen Gedanken und setze mich ihm gegenüber.

Herr Kallak kramt in einer Schublade, ehe er einige Zettel herausfischt und sie über den Tisch wandern lässt. Er hält die Zettel dennoch in der Hand und zeigt mir, wie ich was zu machen haben. Ich nicke immer wieder interessiert. "Eigentlich müssen Sie nur das machen. Und vergessen Sie nicht, die Teilnehmer auf die Folter zu spannen und zu quälen, ja? Die Aussprache muss sicher sitzen, sonst haben Sie völlig umsonst Ihre Zeit verschwendet." Ich nicke etwas überrascht. "Gut. Hier ist der Zimmerschlüssel. Raum 208." Er reicht mir einen Schlüssel mit orangenfarbenem Anhänger. Danach nehme ich die Blätter zu mir und verlasse schwankend den Raum. Meine Beine fühlen sich taub an, allerdings schaffe ich es doch halbwegs normal, die Kursleiterecke zu verlassen.

Schließlich laufe ich die vielen Treppen einen Stockwerk höher. Ständig pocht mein Herz gegen meine Brust, als wolle es herausspringen und alle in Schrecken versetzen. Ausschnaufend versuche ich mich zu beruhigen. Immerhin ist es kein Kurs, der für Ausländer gedacht ist, worin ich mich dann doppelt hineinsteigern müsste. Trotzdem weiß ich nicht, ob mich das jetzt beruhigen kann. Irgendwelche frischen Schulabsolventen, die in ihrer Schule kein Französisch hatten oder Menschen, die es nachholen wollen und es für ihre Arbeit brauchen, erwarten mich und ich habe keine Ahnung, ob sie einen gut ausgebildeten Kursleiter wünschen. Weil wenn ja, dann kann ich auch sofort kehrt machen.
Okay, ganz ruhig.

Letztendlich finde ich den besagten Raum 208 und bleibe vor diesem zögernd stehen. Ach Mist! Wieso habe ich mich eigentlich hierfür beworben? Ich bin doch gar nicht mutig genug dazu! Zumal weil die hälfte sicherlich älter ist, als ich es bin. Meine Hand führe ich hinauszögernd zum Türgriff. Ich kann immer noch aufhören... Plötzlich spricht mich jemand an. "Entschuldigung?" Ich drehe mich nach rechts. Ein recht junger Kerl mit kurzen Haaren rennt die Treppen hinauf und hält vor mir inne. "Ehm", schnauft er keuchend aus. "Ich- Sind Sie der Kursleiter?" Ich sehe ihn an, bis ich schließlich nicke. Okay, ab jetzt gibt es wirklich kein zurück mehr. Mist!

Er nickt nach Luft ringend und sieht mich dann an. Daraufhin öffne ich die Tür und halte ihm diese auf. Er lächelt und hält seine Finger dankend nach oben. Danach trete auch ich ein, weswegen alle Blicke auf mir liegen. Woher wollen die denn bitte wissen, dass ich der Leiter bin? Ich bin doch kaum älter! Ich lächle nervös und laufe danach mit schweren Schritten vor. Der Kerl von eben setzt sich an einen Platz in der zweiten Reihe. Ich schätze ihn nicht älter als zwanzig und auf jeden Fall jünger als mich. Er ähnelt meinem Bruder Adam.

Vorne befindet sich nichts weiter als ein Whiteboard und ein Tisch mit angelehntem Stuhl. Ich lege meinen Rucksack auf dem Stuhl ab und sehe nervös in die Klasse. Zu meinem Glück sitzen hier nicht so viele, wie es in meiner Vorstellung der Fall war. Wenn die Leute, die sich weiter hinten versteckt haben weiter vorrücken würden, dann kämen gerade mal zwei Reihen zustande. "Hi", lache ich nervös. Ein paar erwidern meinen Blick, aber auch nur aus Mitleid, schätze ich.

Herr Doll... Zomdado & DadosaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt