15.Kapitel

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Ich bin kein großer Tänzer und Schulveranstaltungen sind so gar nicht mein Ding, für Zoéy durchleide ich aber alle Qual die sein muss. Dementsprechend stehe ich auch auf dem Winterball ihrer Schule im schicken Anzug mit farblich passender Krawatte zu ihrem Kleid.

Den blauen Plastikbecher mit Schneeflockenmuster hebe ich zu meinem Mund, während ich meine Freundin dabei beobachte, wie sie ihre besten Freundin Sam begrüßt. Sie sieht umwerfend aus in ihrem hellblauen Kleid, welches an der Brust eng sitzt und dann locker hinab fällt.

Erst war ich ein wenig verwundert, wieso der vordere Stoff kürzer ist als der hintere, aber Zoéy hat mir versichert, dass das so muss und wenn man sie so sieht, gebe ich zu das es tatsächlich gut aussieht. Aber selbst in einem Müllsack würde mich dieses Mädchen aus den Socken hauen.

»Hey, man.« Liam stellt sich neben mich und sieht in die gleiche Richtung wie ich. Seid der Prügelei sind fünf Monate vergangen. Fünf Monate, in denen wir uns komplett aus dem Weg gegangen sind, damit es zu keiner weiteren Eskapade kommt.

Chad und Elijah waren noch ziemlich angesäuert gewesen, dass ich mich einfach aus dem Kampf entfernt habe, hatten sich aber um den Finger wickeln lassen, als ich meinte, dass ich dafür jetzt mit Zoéy zusammen sei. Wobei ich Elijah ein schlechtes Gewissen eingeredet habe, weil er unseren Plan verraten hat.

»Liam.«, sage ich ohne den Blick von meiner Freundin abzuwenden. Ich finde es süß, wie sie sich auf die Unterlippe beißt, um ihr Lächeln zu verstecken, weil Sam wieder etwas lustiges gesagt hat. Mit dieser verstehe ich mich im übrigen auch ziemlich gut. Wir haben uns bereits ein paar mal zu dritt getroffen, beziehungsweise ich habe sie das eine Mal in die Mall gefahren und ihre Tüten beim Shoppen getragen. Das war auch zu meinem Glück das erste und letzte mal, da die beiden schnell gemerkt haben, dass ich dafür nicht geeignet bin. Darauf hin haben wir uns für Filmabende oder zum Essen verabredet, was Zoéy natürlich freut.
Wer wünscht sich nicht einen Freund, der sich mit der besten Freundin prima versteht?

Liam räuspert sich, sodass ich mit verhärteter Miene zu ihm sehe. Ich erwarte alles, dass er mir eine rein ballert und die Prügelei von vorn los geht oder mir droht, dass ich seine Schwester in frieden lassen soll. Aber anders als erwartet legt er mir eine Hand auf die Schulter. »Tut mir leid, Alter. Ich hab rot gesehen als du nach Nicki was von meiner Schwester wolltest. Ist bei uns alles fit?«, fragt er und erleichtert lasse ich meine Gesichtszüge wieder entspannen. Nickend schlage ich mit ihm ein.

»Alles gut, man. Mir tut die Geschichte mit Nicki auch leid.«

»Schwamm drüber. Aber um es gesagt zu haben, wenn du meiner Schwester weh tust, werde ich dir sämtliche Knochen zweimal brechen.« Da ich nicht vor habe Zoéy weh zu tun, nicke ich und verabschiede Liam, weil er wieder zu seinem Date muss. Ob das zwischen den beiden was ernstes ist oder nicht kann ich nicht sagen, da ich das Mädchen an seiner Seite nicht kenne.

Zoéy kommt mit einem misstrauischen Blick auf mich zu und schlingt ihre Arme um meinen Hals. »Was wollte Liam von dir?«, fragt sie mich und sieht mit ihren bernsteinfarbenen Augen zu mir auf. Ein Lächeln schmückt meine Lippen, als ich ihr einen kurzen Kuss gebe.

»Wir haben nur unsere Differenzen geklärt.«

»Was genau soll das heißen? Was hat er dir gesagt und was hast du geantwortet?«, fragt Zoéy und legt ihre Stirn in Falten. Sie ist bei manchmal so ungläubig neugierig.

»Nicht so wichtig, mein Schatz. Wollen wir noch ein Bild vom Fotographen machen lassen, bevor zu viele eins wollen?«, frage ich sie und küsse beiläufig ihre Nasenspitze, weshalb sie diese kurz kraust. Dann nickt sie allerdings lächelnd und zieht mich hinter sich zum Fotographen.

Wir stellen uns in die Mitte vom Bogen, der extra mit viel Gedöns wie Schneeflocken und weißen Rosen dekoriert wurde. Ich positioniere mich seitlich hinter Zoéy, sodass ich meine Arme problemlos um ihre Hüfte legen kann und spüre, wie sie ihre zierlichen Finger um meine legt.

Da ich denke, dass ich noch einen Moment habe, bevor der Fotograph den Auslöser drückt, beuge ich mich vor. Mir steigt der Geruch von grünen Apfel und Zimt in die Nase und ein Lächeln umspielt meine Lippen, als ich ihr Ohr küsse, dass durch ihre Hochsteckfrisur freigelegt ist. »Zoéy?« frage ich leise und ziehe sie ein Stück näher zu mir heran. 

Sie brummt, sieht aber trotzdem mit einem Lächeln in die Kamera. Ich weiß, dass sie das perfekte Bild haben möchte, weil es unser erster gemeinsamer Ball ist. Zudem ich sie wohlbemerkt in dem Dodge Charger fahren durfte, weil ihr eine Limousine zu overdress war.

»Ich Liebe Dich, Zoéy Camilla Ruther!«, flüstere ich so leise in ihr Ohr, dass nur sie allein es hören kann. In diesem Moment drückt der Fotograph auf den Auslöser, während das Mädchen in meinen Armen sich rasant wendet. Ihre bernsteinfarbenen Augen blitzen zu mir auf. »Du hast gerade gesagt, dass du mich liebst!«, wiederholt sie ungläubig und fährt mit dem Daumen meine Konturen nach, während sie mein Gesicht mit beiden Händen umfässt. Lächelnd nicke ich und warte, dass es in ihrem süßes Köpfchen klick macht.

Es ist das erste Mal, das ich diese Worte laut Ausspreche und mit dem Ich Liebe Dich nicht meine Mutter  oder einen der Jungs meine, weil sie mir einen Gefallen getan haben. Zum ersten Mal richte ich diese Worte an Zoéy. Das Mädchen, welches meine Felgen auf einer Party geputzt und mein Leben in eine Achterbahnfahrt aus Gefühlen verwandelt hat.

»Ich Liebe Dich auch, West Thomsen!«, erwidert sie und küsst mich, während der Auslöser ein zweites Mal betätigt wird.

Wir sind nicht wie Romeo und Julia. Unsere Geschichte ist nicht so poetisch und sterben tue ich auch nicht am Ende, aber sie handelt von genauso viel Liebe für eine andere Person. Wir sind West und Zoéy.

ENDE

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