10.Kapitel

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»Alter, werd ma' locker.«, lacht Chad mich aus und schlägt die Autohaube von einem alten VW Käfer zu. Er ist an manchen stellen verrostet, doch das helle blau ist dennoch gut zu erkennen. Gestresst fahre ich mir mit den Fingern durch die Haare.

»Fick dich, Chad.«, entgegne ich und sehe gespannt zum Tor, welches offen steht, als ein Motor zu hören ist. Enttäuscht und doch irgendwie erleichtert atme ich auf, weil es nicht Zoéy ist, die aus dem Wagen steigt, sondern ein älterer Herr der zu dem Papa von Chad möchte.

Ich sehe zu Chad, der ein letztes Mal mit dem Tuch in seinen Händen über die Außenspiegel wischt und mich dann angrinst. »Es ist ja schon fast süß wie nervös du bist.« Ich will gerade ansetzen ein erneutes Fick dich auszusprechen, als jemand zaghaft am Metallgehäuse der Garage klopft.

»Wer ist süß?«, fragt Zoéy irritiert und zieht ihre Augenbrauen zusammen. Sie hält ihr Fahrrad, welches sie anscheinend von Elijah abgeholt hat, in der rechten Hand gestützt und lächelt schüchtern als sie meinen Blick bemerkt.

»Das schönste Mädchen der Stadt! Wie geht es dir?«, fragt Chad sie zur Auflockerung und übergeht so ihre Frage. Zoéy schiebt ihr Fahrrad weiter in die Werkstatt und lehnt es dort gegen eine freie Wand.

»Besser. Ich hatte die letzten Tage noch ziemlich Kopfschmerzen.« Ihr Blick gleitet zu mir. Sie hat ihre Haare wieder offen und ihre Augenlieder glitzern ein wenig golden, was die bernsteinfarbe ihrer Augen noch intensiver macht. Hat sie sich extra heraus geputzt oder kommt es mir nur so vor?

Ich räuspere mich ein wenig in Gedanken und deute auf den Käfer. »Wir können, wenn du willst.«, sage ich und komme ihr einen Schritt entgegen. Was ist mit mir los? Sonst bin ich auch nicht so schüchtern und schweigsam. Ein Lächeln breitet sich auf ihren Lippen aus. »Ein alter Käfer? Hat Elijah gepetzt?«, fragt sie und streicht ehrfürchtig über den Lack.

Meine Ohren werden warm und verlegen senkt ich den Blick und kratze mich am Hinterkopf. »Vielleicht, schon möglich.«

Das Elijah mich erst gestern auf die Idee brachte, dass ich ein neues Auto für den heutigen Abend brauchte, musste ich ihr gegenüber ja nicht erwähnen. Am Ende hält sie mich noch für einen völligen Idioten.

»Viel Spaß!«, ruft Chad als ich den Motor starte und wir aus der Werkstatt fahren. Mein Herz klopft unkontrolliert in meiner Brust und ich schwitze, weshalb ich das Fenster auf meiner Seite ein wenig hinunter kurbel. Zwischen mir und Zoéy herrscht Stille. Nur kann ich nicht sagen ob sie angenehm oder unangenehm ist. Immerhin redet man doch auf Dates normalerweise?

»Gab es noch viele Probleme wegen dem Charger?«, fragt Zoéy und streicht sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Auf ihrer Stirn war eine deutliche Narbe zu sehen, was ihrer Schönheit aber nichts schlechtes tut.

»Es geht. Die Versichung übernimmt den Großteil der Kosten. Sag du mir lieber, ob es noch viele Probleme mit Liam gab.« Meine Begleitung presst ihre Lippen fest aufeinander.

»Er ist ausgerastet und hat mich angeschrien, wie auch meine Mutter, als ich nicht sagen wollte was passiert ist und mit wem ich unterwegs war. Sie hat mir Hausarrest gegeben.«

»Wie kannst du hier sein, wenn du Hausarrest hast?«

»Wie ich bereits angedeutet habe, sind bei mir nicht viele Termine frei, weshalb ich diesen unbedingt wahrhaben wollte. Ich kann natürlich auch gehen, wenn dir das lieber ist.«

»Ja, also nein. Was ich meine, du sollst nicht gehen!« Ich schlage mir mit der flachen Hand gegen die Stirn und fluche. Zoéy dagegen lacht herzlich.

»Da bin ich ja beruhigt. Immerhin hab ich mich doch so auf unser erstes Date gefreut.« Ich sage nichts weiter zu ihrer Bemerkung, weiß dieses mal, dass sie mit mir geflirtet hat, und grinse einfach über das ganze Gesicht.

Ich lade Zoéy erst auf ein Eis ein, bevor wir durch die Altstadt spatzieren und sie mir erzählt wie ihre beste Freundin sich wegen ihr das Bein brach. Dann erzählte sie mir wieder von ihrem Vater, der mit ihr in genau derselben Eisdiele essen war.

»Ich rede zu viel, tut mir leid. Was ist mit dir, West?«, erkundigt sie sich und wird leicht rot um die Nase. Ich muss schmunzeln.

»Es gibt nicht viel zu erzählen. Meine Familie läuft ohne meinen Vater, heute hat meine Cousine Geburtstag und über den ganzen Mist den ich schon mit Chad und Elijah gebaut habe, erzähle ich dir nicht bei unserem ersten Date!«

»Also gibt es ein zweites, dass ist schon mal ein gutes Zeichen. Wieso sind wir nicht auf dem Geburtstag? Da gibt es bestimmt Kuchen.«

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