Kapitel 6

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Seufzend öffnete ich meinen Kleiderschrank, um zu sehen, was ich heute Abend anziehen konnte. Mia trug ein Sommerkleid, ein weißes, was sie süß aussehen ließ. Wäre ich ein wenig jünger gewesen und würde Mia nicht eher als kleine Schwester ansehen, hätte ich mich mit Sicherheit in sie verliebt. Sie war lieb und süß und sah einfach gut aus. Jedenfalls meine Definition von gut. Natürlich war sie nicht die neue Beyoncé, aber auf ihre Art und Weise war sie wunderschön.

Ich zwang meine Gedanken wieder zu der Kleiderauswahl zurück. Schließlich würde ich nicht einfach in ¾ Leggins aufkreuzen und darüber ein langes T-Shirt tragen können – so wie ich es im Moment tat. Josefine trug, soweit ich mich erinnerte, wie ihre Tochter ein Kleid, allerdings kein weißes, sondern ein hellblaues. Nachdenklich starrte ich mein Kleid an. Es war dunkelgrau, nicht die typische Farbe für ein Sommerkleid, aber ich liebte es und das war auch der Grund, warum ich es mitgenommen hatte. Allerdings war mir gerade nicht danach, ein Kleid zu tragen, also schlüpfte ich nach kurzem Überlegen in eine meiner weiten Hosen, die mir kurz unter das Knie reichten und kombinierte sie mit einem dunklen Top, mit sich auf dem Rücken überkreuzenden Trägern und eingenähtem BH, sodass ich mir darum keine Sorgen mehr machen musste. Meine Locken band ich einfach schnell zu einem Pferdeschwanz zusammen und sah mich dann noch einmal im Spiegel an. Meine Wimperntusche würde ich nicht mehr erneuern müssen, sie sah noch so aus, wie sie aussehen sollte.

Nachdem ich die Zimmertür von Außen verschlossen hatte, machte ich mich auf den Weg zur Küche, in der Josefine schon beschäftigt war. Wie eine kleine Elfe wirbelte sie von Ort zu Ort und meine Mundwinkel hoben sich unwillkürlich an, da mich die Frau an meine Mutter in Rheine erinnerte.

Doch bevor meine Gedanken zu weit abschweiften, räusperte ich mich kurz, woraufhin Josefine sich zu mir umdrehte. „Kann ich dir irgendwas helfen?", bot ich ihr an und sie nickte sofort.

„Ja, gut dass du fragst. Es wäre wirklich super lieb wenn du alles, was auf dem Tisch steht nach draußen bringst. An der Hauswand stehen zwei Bierzelttische, die zum Buffet werden sollen und du könntest bitte die Sachen einfach darauf abstellen", erklärte mir Josefine schnell und sah mich dabei kein einziges Mal an.

„Mach ich", meinte ich und schnappte mir dann die ersten beiden Schüsseln – Josefines Kartoffelsalat und meinen Nudelsalat. Schnell brachte ich sie nach draußen und stellte sie auf den Bierzelttischen ab, die mit weißer Einwegtischdecke abgedeckt worden waren. Als sie standen lief ich wieder zurück in die Küche.

„Möchtest du die Teller und das Besteck da auch stehen haben oder willst du das gedeckt haben?", fragte ich sie dann, bevor ich mir die nächsten Schüsseln schnappen würde.

„Gut dass du fragst, das hätte ich vergessen", sagte Josefine und klatschte sich mit der Hand gegen die Stirn. „Du kannst gerne die Papierteller nehmen und das Plastikbesteck und es auf das Buffet stellen."

Ich nickte und klemmte mir dann den riesigen Berg an Papiertellern unter den Arm und nahm in die rechte Hand das Besteck, das daneben lag.

„Warte ich helfe dir", hörte ich Jonas' Stimme, als ich an der Terrassentür angekommen war und sowohl die Teller, als auch das Besteck den Anschein erweckten, innerhalb weniger Sekunden hinunterzufallen. Er nahm mir das Besteck ab, sodass ich die Teller sicher mit meinen beiden Händen halten konnte und brachte sie zum Buffet. Die Teller stellte ich daneben ab und seufzte dann erleichtert.

„Danke", sagte ich und lächelte ihn an.

„Bitte recht sehr", erwiderte und grinste mich an. „Kann man der Dame sonst noch was helfen?"

„In der Küche stehen noch zehntausend Sachen, die alle nach draußen getragen werden müssen", meinte ich. „Aber frag besser erst deine Mutter, ob sie nicht noch eine bessere Aufgabe für dich hat."

Die SuchendenWhere stories live. Discover now