Der Eid der Drachenritter

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Es dämmerte bereits, als ich mit Shruikan zurück flog, mich mit einer zaghaften Umarmung von ihm verabschiedete und mich aufmachte zum Festsaal. Mir war gerade nicht sonderlich zum feiern zumute, dennoch musste ich dort erscheinen. Auf dem Weg dorthin flechtete ich mir das Haar und zupfte nervös an meiner edlen Kleidung. Bedienstete öffneten mir die schwere Tür in den Festsaal, der direkt neben dem großen Gebäude des Ordens angelegt war. Kronleuchter erhellten den Raum, Tische waren aneinander gereiht und hatten bereits die aller möglichsten Gerichte auf sich geladen. Drachenritter saßen an den Tischen, aßen und tranken gemeinsam drauf los. Am Ende des Saal's entdeckte ich die Ratsmitglieder an einer langen, gedeckten Tafel. Eine Hand die mich zu sich winkte, ließ mich aufzucken. Rodrik saß mit Ray, Owen und Dwayne zusammen. Alle vier hatten bereits rote Backen und ein angeheitertes Gemüht durch den stetig fließenden Wein. Ich setzte mich zu ihnen und sofort lud mir Rodrik Speisen auf den Teller und Owen versorgte mich mit einem riesigen Krug Wein, welches er noch eben von seinem Knappen bekommen hatte. ,,Wie ich sehe habt ihr schon mächtig rein gehauen und vor getrunken." ,,Ja, das Spanferkel hat quasi uns so angelächelt" presste Rodrik nur hervor. Ein lautes Klirren ließ uns verstummen. Das Ratsoberhaupt erhob sich. Er trug eine lange, purpurne Robe und hob eine Hand um die Männer zum schweigen zu bringen. ,,Heute haben wir uns versammelt um einen ganz außergewöhnlichen, jungen Drachenreiter zu ehren." Owen stieß mir in die Seite. ,,Das sagt er nur, wenn eine Zeremonie abgehalten wird. Bestimmt wird jemand ganz besonderes," er zwinkerte mir zu",heute zu einem richtigen Drachenritter." Mir wurde schlagartig schlecht vor Aufregung und mir blieb fast das Essen im Hals stecken. Ich spannte mich an und rutschte ungeduldig im Sitz hin und her. ,,Heute, vor genau einem Jahrtausend, saßen große Männer an diesen Tischen. Diese Männer legten einen Eid mit ihren Drachen ab, das Reich mit ihrem Leben zu schützen, die Barbaren zu verjagen und ein Land des Friedens und des Wohlstandes zu erschaffen. Nun sitzt ihr auf genau den Plätzen der Männer, die uns unsere Berufung immer wieder vor Augen halten. Ehrt sie. Achtet sie. Und vor allem, seid stolz darauf Drachenritter zu sein, die ihr Land und ihre Familien beschützen, wie sie. Aya Gaius. Tretet vor." Unter Strom sprang ich von meinem Platz auf. Alle Gesichter drehten sich zu mir, was mir ein unangenehmes Kribbeln verleite. Ich stoppte direkt vor der kleinen Treppe, die zu der langen Tafel der Ratsmitglieder führte. Der Ratsoberhaupt starrte mich emotionslos an, dann machte er eine Handbewegung, welche zwei Bedienstete dazu verleiten ließ ein riesiges Tor an der Seite des Saales zu öffnen. Der kalte Windzug ließ mir eine Gänsehaut über meine Haut jagen. Ein breiter Drachenkopf kam plötzlich durch das Tor. Shruikan's Augen blickten, ebenso aufgeregt wie die meinen, zu mir. Hinter ihm konnte ich Yuudai erkennen und Chrome trat neben Shruikan in den Saal ein. ,,So sagt mir, Hauptmann. Hat diese junge...Frau das Talent und den Ehrgeiz eine Drachenritterin zu sein und sich all den Aufgaben zu stellen, welche die alten Hochkönige selbst euch auferlegt haben?" Chrome trat neben mich, legte seine rechte Hand auf den Knauf seines Breitschwertes und seine linke Hand auf meine Schulter. Feierlich erhob er seine tiefe Stimme ,,Ich schwöre, dass diese Frau zu meiner Linken, es sich rechtmäßig verdient hat eine der unseren zu werden." Die Ratsmitglieder nickten zufrieden. ,,So denn. Aya und Shruikan. Kniet nieder und leistet den Eid, sodass ihr als rechtmäßige Drachenritter des Ordens euch wieder erheben könnt." Ich sah aus dem Augenwinkel wie Shruikan sein rechtes Vorderbein unter seinem Bauch zog und sein Haupt sinken ließ. Ich tat es ihm gleich, stützte mich auf mein rechtes Knie ab und sank meinen Kopf. Der Ratsoberhaupt ging um die Tafel herum und blieb über mir auf einer Stufe der Treppe stehen. Ich schielte leicht nach oben und erhaschte einen Blick auf ihn. Er hatte die Arme hoch gehoben und es sah aus, als würde er eine Segnung vollziehen. ,,So sprecht mir nach, Aya Gaius. Ich werde den Titel der Drachenritter nicht besudeln," Ich musste mich genau auf die sprechenden Worte konzentrieren, da Yuudai eine abgewandelte Form Shruikan vortrug, die er ebenfalls wiederholen sollte. ,,Ich, Aya Gaius, werde den Titel der Drachenritter nicht besudeln", Der Ratsoberhaupt fuhr fort ,,...,sodass die alten Hochkönige selbst mir nach meinem Tode einen Platz an ihrer Tafel gewähren." Ich fuhr mit leicht zittriger Stimme fort ,,...,sodass die alten Hochkönige selbst mir nach meinem Tode einen Platz an ihrer Tafel gewähren." ,,Die Götter sollen Zeuge sein, so sollen sich Drache und Reiter auf Ewig verbinden und gemeinsam das Reich mit ihrem Leben verteidigen. Dieser Eid hält bis in die Ewigkeit an und wird bei seinem Bruch mit dem Tode bestraft." Ich hatte Mühe die letzten Worte mit einer festen, lauten Stimme auszusprechen. Ich konnte hören wie auch Shruikan einige Male ins stocken kam. Als ich den Satz beendete, erschallte ein Jubeln in dem Saal und die Drachenritter applaudierten oder schlugen mit ihren flachen Handflächen auf den Tischen. Eine Bewegung der Ratsmitglieder ließ sie schließlich verstummen. Eine Schwertklinge wurde aus seiner Scheide entzogen. Ich spürte das kalte Eisen auf meinen Schultern und abschließend auf meinem Kopf. Dann verschwand es auch wieder in seiner Scheide. ,,So erhebt euch, Aya Gaius, als heilige Drachenritterin. Und so erhebe dich auch, Shruikan, als heiliger Gefährte." Mit leicht weichen Knien richtete ich mich auf und bemerkte amüsiert wie Shruikan stolz seine Brust aufblähte. Dieser angeberische Riesen-Gecko. Mein Blick ging zu den Ratsmitgliedern, die sich wieder setzten, da ihre Aufgabe hiermit erledigt ist. Desinteressiert wandten sie sich wieder ihren Speisen zu. Chrome fing meinen Blick auf, als er sich zu mir bewegte. In seinen Armen hatte er eine lange, schwere Kiste. Es kribbelte in meinem Bauch, als mir eine Ahnung in den Sinn kam. Er stellte sie leicht keuchend vor mir auf den Boden. Alle Augen der Drachenritter waren abwartend auf mich gerichtet. ,,Mach sie schon auf, das hält ja keiner aus" hörte ich hinter mir Owen's drängelnde Stimme. Ich lächelte und klappte die Oberseite nach hinten. Zum Vorschein kam ein in Samt gewickeltes Schwert. Mein eigenes Drachenritter Schwert. Dazu sah ich auch noch eine frisch pulierte Rüstung. ,,Deine an dich angepasste Drachenritter Rüstung. Ohne die wärst du leichtes Futter für unsere Feinde" meinte Chrome mit einem belustigten Unterton. Ich jedoch zog zuerst das Schwert hervor und riss den samtigen Stoff herunter. Ich schnappte nach Luft, als ich die hochwertige Waffe erblickte. Die Scheide war tief schwarz mit einigen gold-roten Mustern darauf. Ein starker, dunkler Ledergurt war dazu da, die Scheide an meiner Taille befestigen zu können. Ich zog ehrfürchtig an dem Griff, der ebenfalls in schwarz gehalten ist, jedoch mit einem großen, ovalen, glänzenden Onyx-Edelstein verziert ist. Ich reckte die blanke Klinge hoch um sie besser in Augenschein zu haben. Die Schneide verlief in ein mattes schwarz, passend zum Griff. Jedoch zog sich ein mittig liegender, roter Strich vom Knaufansatz zur scharfen Spitze der Schneide. Ich blickte kurz zu Shruikan, dann wieder zur Klinge und lächelte erfreut. Die Klinge sah ja fast so aus wie Shruikan. Der feuerrote Strich, den er auf dem Rücken trug, sah identisch mit dem Strich auf der Klinge aus. Ich steckte die Schneide zurück in ihren Behälter und befestigte diesen an meiner Taille mithilfe des Ledergurtes. Er sitzte perfekt und rutschte nicht einmal. ,,Ein wirklich gutes Schwert. Da hat sich der Meisterschmied mal Mühe gegeben. Du kannst dir ja auf deinen nächsten Aufträgen einen Namen überlegen" wandte Chrome ein. Ich sah ihn kurz fragend an. ,,Einen Namen?" ,,Jedes gutes Schwert, oder wenigstens ein Schwert mit einer ehrgeizigen Hand, die es führt, besitzt einen Namen." ,,Wie heißt eures?" fragte ich unmittelbar. Er senkte seinen Blick auf sein silbriges Breitschwert an der Hüfte. ,,Wegbereiter." Ich machte große Augen und merkte bereits wie sich Namen in meinem Kopf sammelten. ,,Aber lass dir ruhig Zeit mit deinem Namen." Ich nickte nur als Antwort. ,,Nun gut. Jetzt zu dir, Shruikan. Kein Gefährte wäre ein echter ohne seine Rüstung." Eine riesige Truhe wurde in den Saal, direkt vor Shruikan's Schnauze, geschoben. Neugierig beschnupperte er sie. ,,Was ist da drin?" fragte er aufgeregt. Ich ging zu ihm und stemmte für ihn die Klappe auf. Sie klappte geräuschvoll zurück und offenbarte einen Haufen aus zusammen geschmiedeten Metallplatten. Ein riesiger Helm, der die Form von Shruikan's Schädel besaß und zudem einige Zacken am Hinterkopf hatte, thronte darauf. Allesamt schimmerten sie in einem matten Schwarz. So konnte man praktischer weise nicht unterscheiden, wenn Shruikan es tragen würde, welche seine Schuppen sind und was die schützende Rüstung ist. Shruikan blickte über meine Schulter. ,,Kann ich sie sofort anprobieren?" Yuudai's Stimme ertönte freundlich ,,Leider nein. Du musst zur nächsten Schlacht warten. Es dauert viel Zeit um eine Drachenrüstung anzulegen." ,,Dann hoffen wir, dass er bis dahin nicht wieder gewachsen ist" gab ich im Gespräch dazu. ,,Oh keine Sorge. Die Rüstung kann man Dank den Bändern, die sie zusammenhält, etwas ausdehnen. Aber du solltest dennoch darauf achten, das er nicht verfettet" gab er noch belustigt hinzu. Shruikan schnaubte entrüstet.
Wir feierten den Rest des Abends. Owen, Ray, Dwayne, Chrome, Rodrik und noch viele andere Drachenritter, die mir nicht bekannt waren gratulierten mir überschwänglich zu dem Titel Drachenritterin. Vor allem weil ich die erste Frau bei dem Orden war, hatte ich wohl eine ganz besondere Stellung nun im Orden. Immer wieder hörte ich wie einige sich darüber unterhielten und rätselten ob nun weitere Frauen meinem Beispiel folgen würden. 

Wir gingen erst wieder in unsere Häuser zurück, als sich bereits die Sonne über den Horizont schob und die Welt in ein wunderschönes Licht warf. Bevor ich mich todmüde ins Bett schmiss, verstaute ich die schwere Kiste mit meiner Rüstung und dem Schwert unter meinem Bett. Erschöpft konnte ich gerade noch so das Wams über meinen Kopf ziehen, ehe ich auf die Matratze sank. Ich war überglücklich über den Ausgang dieses Tages. Dennoch zerfraßen mich Schuldgefühle. Shruikan und ich mussten ins Land der Elfen. Auch wenn das heißt, unseren erst frisch abgelegten Eid zu brechen und von unseren jetzigen Kameraden gejagt zu werden. Doch auch Shruikan zog es zu den Elfen. Wir beide konnten den Drang spüren, der von Tag zu Tag in uns wuchs. Ich hatte jedoch keine Ahnung, was es mit diesem Gefühl auf sich hatte. Doch ich werde es sicher herausfinden, wenn wir endlich bei den Elfen sind. 





Aya -Tochter der Drachen (Wird überarbeitet)Where stories live. Discover now