Kapitel 3 ~ So peinlich!

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Nerea's POV
Der Fahrer lud meine Koffer aus und fuhr wieder, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Sehr liebenswürdig!
Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich hier richtig war, denn ich stand in einer sehr feinen Gegend und vor mir war ein riesengroßes Grundstück, mit einer ebenso großen Villa. Davor befand sich ein schmiedeeisernes Tor, dahinter führte eine breite Einfahrt bis hinter das Gebäude. Die Fassade war in einem hellen orange und die Fensterläden waren weiß gestrichen.

Ich versuchte das Tor zu öffnen, und erstaunlicherweise schwang es auf. Ich lief den Kiesweg, der zum Haus führte hoch und klingelte einmal kurz.
Als keiner die Tür öffnete klingelte ich erneut. Auch dieses Mal geschah nichts.
Genervt setzte ich mich auf die Stufen vor dem Haus und versuchte sie anzurufen, aber keiner ging ran.

Ich beschloss mir den Garten anzusehen, stand auf und lief um das Haus.
Wow! Das Haus hatte zwar schon einen unglaublichen Vorgarten, aber das war echt der Wahnsinn!
Vor mir erstreckten sich ungefähr dreihundert Meter Rasen mit Blumenbeeten und einem Springbrunnen. An beiden Seiten waren perfekt zurecht geschnittene Hecken, welche das Grundstück von anderen trennten.
Der Garten grenzte an einen See und hatte sogar einen kleinen Steg mit einem Paddelboot.
Der Rasen war so gut gepflegt, dass dafür auf jeden Fall ein Gärtner notwendig war. Die Familie scheint ja alles in allem nicht wirklich Geldprobleme zu haben.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich ein Auto die Einfahrt entlang fahren hörte. Ich ging zurück zu meinen Koffern und wartete darauf, dass die Familie endlich da war.

Zuerst stieg die Mutter der Familie aus, soweit ich mich erinnerte war ihr Name Lyndsey. Sie kam auf mich zu und umarmte mich herzlich.
"Du musst Nerea sein."
"Äh... ja" versuchte ich zu erwidern, während ich halb erdrückt wurde.
Dann kam auch ihr Mann zu mir und reichte mir die Hand.

Ich sah zum Auto rüber, wo Reece und Lexi sein müssten. Zu meiner Überraschung lud Reece gerade zwei Koffer aus.
"Ähm... waren sie gerade vereist?"
Es ist doch eigentlich noch Schule.
"Was? Achso... nein" lachte Lyndsey.
"Wir haben nur gerade Reece vom Flughafen abgeholt." erklärte sie mir, als wäre es das logischste der Welt. Allerdings konnte ich nicht weiter nachfragen, da nun auch Reece und seine kleine Schwester zu uns stießen.
"Hey, ich bin Reece und das ist Lexi." stellte er sie beide vor. Er umarmte mich, was mich etwas überraschte, aber ich erwiderte es und dann schloss mich auch die Jüngste der Familie in die Arme.

Jamie trug meine Koffer ins Haus und stellte sie zusammen mit Reece's neben die Treppe. Alle zogen ihre Jacken und Schuhe aus, nur ich stand etwas unbeholfen da, weil ich natürlich nicht unhöflich sein wollte. Zum Glück wandte Reece sich grinsend an mich und zeigte auf einen freien Teil der Garderobe.
"Hier, der Teil gehört dir. Fühl dich einfach wie zu Hause."
Ich bedankte mich und zog nun auch meine Schuhe aus.

"Die Koffer könnt ihr nachher auch noch auspacken. Jetzt gibt's erstmal was zu Essen."
"Spaghetti?" fragte Lexi aufgeregt.
"Von mir aus." stimmte ihre Mutter zu.
"Magst du Spaghetti?" wollte Reece von mir wissen.
Dumme Frage! Wer isst bitte keine Spaghetti?
"Ja klar." Ich entschied mich etwas höflicher zu antworten.
"Na dann." Grinsend ging er ins Wohnzimmer und ich folgte ihm.
Er setzte sich aufs Sofa, während ich mich staunend umsah. Ich hatte zwar erwartet, dass es luxuriös eingerichtet sein würde, aber das war der absolute Wahnsinn.

Die Sofas waren mit grauem Stoff überzogen und standen vor einem großen Fernseher und einem Kamin. Daneben erstreckte sich eine Fensterfront, durch welche man einen grandiosen Ausblick auf den Garten hatte. Rechts war eine offene Küche mit Kochinsel und zwischen Küche und Wohnzimmer war ein Esstisch. Der gesamte Boden war mit Parkett bedeckt, nur in der Küche waren weiße Fliesen.

Ich wurde mal wieder aus meinen Gedanken gerissen, als Lyndsey einen Topf mit Nudeln auf den Tisch stellte.
"Essen!"
Binnen weniger Sekunden waren alle am Tisch und aßen ihre Spaghetti.
"Und wie alt bist du jetzt genau?" fragte mich Jamie um ein Gespräch zu starten.
"17"
"Dann bist du ja fast genauso alt wie Reece."
"Wie alt bist du?" wandte ich mich an ihn.
"Ich bin gerade 18 geworden."
"Gehst du noch zur Schule?"
"Mmh. Nein, ich hab letztes Jahr meinen Abschluss gemacht."
Na toll. Dann war ich doch ganz alleine in der Schule.
"Aber ich kann dir morgen trotzdem zeigen, wo die Schule ist."
Dankend nahm ich sein Angebot an. Selbst wenn er nicht mit mir zu Schule ging, war ich schon mal nicht ganz alleine.

"Mum, ist es ok wenn ich Nerea zeige, wo ihr Zimmer ist oder sollen wir euch noch beim abräumen helfen?" fragte Reece, als wir alle aufgegessen hatten.
"Nein, ist schon ok."
"Danke. Komm ich zeig dir das Haus." wandte er sich an mich.

"Das Erdgeschoss hast du ja schon gesehen, hier ist noch ein kleines Gästebad."
Er half mir mit den Koffern und holte dann noch seine, und führte mich dann weiter. Der Flur war schlicht in weiß gestrichen und an beiden Seiten gingen Türen ab.
"Hier die erste Tür links ist das Bad meiner Eltern und die zweite Tür ist ihr Schlafzimmer. Und hier..." er zeigte auf das Ende vom Flur,
"ist mein Zimmer. Dein Zimmer ist gleich hier daneben."
Es war das letzte auf der rechten Seite und direkt zwischen seinem Zimmer und einer Tür, hinter der ich ein zweites Bad vermutete.
Ich hatte recht und in dem letzten Zimmer war Lexis Raum.
"Ich bin mir sicher, du möchtest erstmal in Ruhe auspacken. Wenn du duschen möchtest, kannst du das natürlich auch. Handtücher müssten auf deinem Bett liegen."
"Danke." antwortete ich schlicht.

Ich schleppte meine Koffer ins Zimmer und sah mich um. Der Raum war in einem hellen blau gestrichen und in der hinteren Ecke stand ein großes Bett, direkt daneben war ein Schreibtisch. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein weißer Kleiderschrank. Der Boden war, wie der Rest des Hauses, helles Parkett mit einem runden weißen Teppich in der Mitte.

Ich ging schnell duschen und räumte, danach meine Sachen in die Schränke. Gerade als ich schlafen gehen wollte, fiel mir ein, dass ich gar nicht wusste, wann ich aufstehen musste. Ich beschloss Reece zu fragen und so stand ich zwei Minuten später vor seiner Tür und klopfte vorsichtig.
"Ja?" rief er von innen.
Ich öffnete die Tür und erstarrte in meiner Bewegung. Er stand nur mit einem Handtuch um die Hüfte vor seinen Koffern und die Wassertropfen rannen über seinen noch nassen Oberkörper. Sein Oberkörper war erstaunlich gut trainiert und man konnte eindeutig ein Sixpack erkennen. Seine nassen Haare klebten an seiner Stirn und kräuselten sich an der Seite.
Ein räuspern riss mich aus meinen Beobachtungen.
"'tschuldigung" murmelte ich etwas verlegen, dich als ich in sein Gesicht sah, grinste er nur.
"Ich hoffe dir gefällt was du siehst."
"Ähm..." Weil mir darauf nichts besseres einfiel, kam ich zurück auf den Grund warum ich überhaupt bei ihm geklopft hatte.
"Ich wollte nur fragen, wann wir morgen los müssen." Ich sah auf meine Hände, weil ich ihn nicht wieder anstarren wollte.
"Um halb sieben frühstücken wir und um halb acht fahren wir dann los."
Ich murmelte so etwas ähnliches wie 'Danke' und verschwand schnell in meinem Zimmer, wo ich mich aufs Bett fallen lies.

Das war so peinlich gewesen!

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Neues Kapitel
Wuhuuuu!
*mäßiger Applaus, keiner freut sich* 😂

Ich hab jetzt eigentlich auch nicht zu sagen. Freue mich natürlich immer über ein Feedback.

Schönes langes Wochenende
•K•

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