Kapitel 15

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»Wusstest du davon?«, verlangte ich entzürnt zu wissen.
»Denkst du nicht, ich hätte dich dann früher gewarnt?«, gab Roan zurück.
Ich lief ununterbrochen in meinem Zimmer auf und ab. Unentwegt fielen mir meine Haare ins Gesicht, die ich erst mit sanften, nun mit aggressiven Bewegungen zurückwarf.
»Sie dachte, sie könnte Commander werden!« Ich war immer noch zu geschockt und fassungslos, als dass ich andere Worte fand. »Clarke wollte ernsthaft Lexas Platz einnehmen.«
»Du hättest das verhindern können. Diese ganze Blamage -«, meinte Roan.
Abrupt blieb ich stehen. »Ist das jetzt etwa meine Schuld?«, schrie ich beinahe.
Roan verschränkte die Arme vor der Brust. »Wir sollten unsere Aufmerksamkeit jetzt eher dem Folgenden zuwenden. Auf wessen Seite stehst du? Skaikru, Trikru oder Azgeda?«
»Ich denke, Azgeda steht nicht zur Debatte«, entgegnete ich.
Der Mann lachte leise auf. »Nach allem, was du getan hast, schon.«
»Was ich getan habe? Ich habe nichts getan. Nichts für Azgeda.«
»Stimmt, nicht direkt für Azgeda, aber für mich.« Roan schmunzelte vielsagend und genervt stöhnte ich auf.
»Das waren zwei Nächte. Zweimal mit dem König der Ice Nation schlafen, macht mich nicht zu einem Azgedakru.«
In meinem Rücken fiel etwas zu Boden und erschrocken wandte ich mich um. Mein Herz setzte aus. Mein Mund war auf einmal wie taub und jegliches anderes Gefühl wich augenblicklich aus meinem Körper.
»Bellamy«, flüsterte ich.
»Ich denke, ich lasse euch beide allein«, sagte Roan und verließ das Zimmer.
Ich starrte Bellamy weiterhin an, unfähig, zu sprechen. Der Mann nickte nur. Er hatte seine Tasche zu Boden fallen gelassen gehabt, weswegen ich mich umgedreht hatte.
»Jetzt weiß ich, warum du in der letzten Zeit so kurzgebunden gewesen warst«, meinte er. »Und warum du mit zum Labor gefahren bist und nicht zur Ark.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein.« Mein Hals war trocken, das Sprechen fiel mir schwer. »Es war nicht ... Es ist nicht so, wie du denkst.«
»Und was denke ich?«, rief Bellamy. »Was denke ich, Rose? Was hat das alles zu bedeuten? Erst erfahr' ich, dass Clarke Commander werden wollte und nun, dass meine Freundin mich und meine Leute betrogen hat.«
Ich schüttelte wieder den Kopf. »Nein, so ist das nicht. Skaikru hat nichts damit zu tun.«
»Skaikru.« Bellamy nickte verstehend und fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht. »Auf wessen Seite stehst du, Rose?«
Ich schluckte schwer und ließ den Kopf sinken. »Ich weiß es nicht«, sagte ich leise.
»Nein«, rief Bellamy. »Du weißt es! Wann hast du aufgehört, einer von uns zu sein?«
Ich hob den Kopf. »Ich habe nie zu euch gehört«, gab ich ernst zurück. Und ich wusste nicht recht, wieso ich das sagte. »Ich habe nie zu den Skaikru gehört. Trikru sind meine Leute. Mein Volk. Ich war immer ein Grounder, ich habe nie aufgehört, einer zu sein, doch ein Skaikru war ich nicht.«
Die Worte trafen ihn hart. Ich sah es an seinen Augen, an seinem Gesicht. Er versuchte die Tränen zurückzuhalten, während mein Drang, zu weinen, bereits seit wenigen Minuten verschwunden war.
»Dann sind wir wohl Feinde«, meinte er.
»Ja, das sind wir wohl«, stimmte ich trocken zu. Er hatte gehofft, ich würde etwas anderes sagen, doch hatte es nicht getan. Ich würde es auch nicht tun.
Er schluckte schwer. »Dann ist es jetzt vorbei ...?« Es war eher eine Frage, als eine Aussage.
»Ja. Das ist es.« Ohne eine Reaktion abzuwarten, lief ich an ihm vorbei und verließ das Zimmer.
Ich habe mich entschieden, Roan, dachte ich. Ich bin immer noch ein Trikru.

»Octavia kom Skaikru, tritt vor«, rief die Flammenhüterin Gaia.
Octavia drängte sich zwischen die Leute und betrat das Podest, wo bereits einige andere Vertreter der Clans standen. Gaia sprach einige Worte an die Kriegerin, die wir nicht verstanden, da sie zu leise war. Octavia nickte und stellte sich neben Roan.
»Ilian kom Trishanakru«, sagte Gaia.
Ilian, der Grounder, der die Ark angezündet hatte, trat hervor. Anscheinend hatte man ihn freigelassen, und nun war er hier, um in den Kampf zu ziehen. Auch zu ihm sprach Gaia einige Worte, dann stellte er sich neben Octavia. Ich bemerkte nur noch, wie die Frau mit erschrockener Miene mit ihm redete, dann ergriff Gaya auch schon wieder das Wort.
»Rosana kom Trikru«, rief sie, »tritt vor.«
Einige Grounder jubelten, als ich durch die Reihen lief. Sie wussten, wer ich war. Dass ich gegen Roan gekämpft und Nia getötet hatte. Ich betrat das Podest und Gaia wandte sich an mich, in der Hand eine Kette haltend.
»Akzeptiere diese Sigille deines Clans und kämpfe ehrenhaft als deren Champion«, sagte sie und legte mir das Siegel um.
Ich stellte mich neben Ilian und ließ meinen Blick durch die Menschen wandern. Ich entdeckte Clarke, die mich fassungslos anstarrte. Bellamy sah ich nicht.
»Was tust du hier?«, zischte Octavia mir zu. »Wieso kämpfst du für Trikru?«
»Weil ich ein Trikru bin«, gab ich zurück, »und ich kämpfe für mein Volk.«
»Ich werde gegen dich kämpfen müssen«, meinte Octavia.
Ich hob den Kopf und sah sie an. »Und ich gegen dich.«
Gaia hatte bereits zu reden begonnen, so dass ich den Anfang nicht verstanden hatte. »... Konklave, ein Kampf bis zum Tod, innerhalb der Mauern von Polis. Diese Krieger werden kämpfen, bis nur noch einer übrig ist. Wenn dieser Krieger alle Sigillen der Gefallenen eingesammelt und sie mir übergeben hat, wird er zum Sieger erklärt. Allein dieser letzte Krieger wird bestimmen, welcher Clan in der Krypta von Becca Pramheda überleben soll und welche Clans im Praimfaya umkommen sollen. Wir ehren jene, die durch das Schwert fallen, aber folgen dem, der es am besten handhabt.«
»Das wäre dann wohl ich«, rief eine bekannte Stimme in meiner Sprache. Luna drängte sich zwischen die Reihen und trat nach vorn zum Podest, ein todernster Blick zierte ihr Gesicht.
»Ich bin Luna kom Flokru«, sagte sie, als sie das Podest betrat, »und ich bin die Letzte meines Clans.«
»Wir wissen, wer du bist«, erwiderte Gaia voller Abscheu in der Stimme. »Die Natblida, die vor ihrem Konklave weggelaufen ist.«
»Vor diesem laufe ich nicht davon«, meinte die rothaarige Frau.
Gaia wandte sich um und holte das Siegel der Flokru aus der Schale. »Akzeptiere diese Sigille, Luna kom Flokru. Aber für wen kämpfst du, da es deinen Clan nicht mehr gibt?«
»Ich kämpfe für niemanden«, gab Luna zurück und ernst wandte sie sich an die Versammelten. »Ich kämpfe um den Tod. Wenn ich gewinne, wird niemand gerettet werden.«

1057 Wörter

Ich habe übrigens ein Real Talk Video auf meinem Youtube-Kanal xAngel_of_the_Dark_Lordx hochgeladen. Schaut vorbei ;)

PS: Ist das vorletzte Kapi ^^

Radioactive || The 100 Staffel 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt