Ob Chris sauer auf mich ist? Ich wüsste zwar nicht weshalb, aber bei seinem Temperament regt er sich oft wegen irgendwelchen Kleinigkeiten auf, über die ich mir gar nicht weiter den Kopf zerbrechen würde.

Unter dem Ast, auf dem ich sitze, steht Evan und schaut zu mir auf. „Hey Matty! Sag mal, wie zur Hölle bist du da hochgekommen?"

Ich zucke mit den Achseln. „Bin geklettert."

Er geht zum Baumstamm und kämpft sich einen Weg nach oben, während mein Blick über die Schülermenge schweift.

Ich kann meinen Freund nicht sehen. Wahrscheinlich wird er sich auch heute nicht bei mir melden, um mir zu sagen, dass er nicht auftauchen wird.

Evan setzt sich neben mich, krallt sich aber ängstlich am Stamm fest. „Was machst du denn hier oben?"

„Nachdenken."

„Und das hättest du nicht an einem Ort machen können, wo man sicher auf zwei Beinen stehen kann?", knurrt er und sieht nach unten. Habe ich erwähnt, dass er Höhenangst hat?

„Du hättest ja nicht raufkommen müssen", erwidere ich lediglich, ohne ihn anzusehen. „Sag mal, hat sich Chris bei dir gemeldet?"

Sein Kopfschütteln enttäuscht mich. „Matty, wenn er sich schon nicht bei dir meldet, warum sollte er es dann bei mir versuchen? Du bist doch derjenige, der mit ihm ins Bett geht."

Sofort steigt mir die Röte in die Wangen. „D-das...Das hat doch damit nichts zu tun!"

„Süß, wie rot du gleich wirst", grinst er, wird dann aber schnell ernst, als er meinen Gesichtsausdruck sieht. „Hattet ihr denn Streit?"

„Nein, das ist es doch eben! Ich will doch einfach nur wissen, ob es ihm gut geht. Aber er geht ja nicht mal ans Handy. Auf meine Nachrichten antwortet er nicht und wenn ich ihn anrufen will, springt gleich seine Mailbox an. Es macht mich ganz wahnsinnig, nicht zu wissen, was mit ihm ist."

„Sollen wir nach der Schule mal bei ihm vorbeisehen?", schlägt er vor, doch ich schüttle den Kopf.

„Ich laufe Chris bestimmt nicht hinterher..."

„Das ergibt ja gar keinen Sinn, Matt. Du machst dir Sorgen, willst aber nicht zu ihm."

„Ja, meine Logik musst du auch nicht verstehen! Es reicht, wenn ich klar durchsehen kann", brumme ich. Als mein Handy vibriert, krame ich es sofort aus meiner Jackentasche. In meinem Gesicht spiegelt sich meine Enttäuschung wider. „Es ist nur meine Mutter."

„Was schreibt sie?" Ich gebe Evan das Telefon.

Mutter [09:38 Uhr]: Ich bin für ein paar Tage bei einer Freundin. Geh deinem Vater nicht auf die Nerven, am besten redest du erst gar nicht mit ihm. Er braucht Ruhe - wegen dem Stress auf der Arbeit. Mach ja keine Dummheiten!

„Die Alte spinnt doch!", zischt Evan, als er mir mein Handy wiedergibt. Um den Schmerz, die Enttäuschung darüber, wie die Beziehung zwischen mir und meinen Eltern ist zu überspielen, zucke ich nur mit den Achseln.

„Jetzt mal ganz ehrlich, Matty, warum tust du dir das noch weiter an? Du weißt doch, dass du so lange du willst bei mir schlafen könntest. Weg von der alten Hexe."

„Aber ich kann doch nicht Selena und Emma allein lassen. Das geht einfach nicht."

Evan legt seinen Arm auf meine Schulter und drückt mich enger an sich. „Dann nimm sie halt mit. Mom liebt Kinder über alles, auch wenn sie komische Angewohnheiten hat, das zu zeigen."

Ich schüttle aber den Kopf. „Evan, sei mal realistisch, das kann ich nicht machen. Am Ende habe ich noch eine Anzeige wegen Kindesentführung am Hals. Und ihr vielleicht auch."

„Dann ziehst du zumindest zu uns. Du bist in ein paar Monaten volljährig, danach brauchst du sowieso nicht mehr die Erlaubnis deiner Eltern."

Dass Evan immer an meiner Seite ist und mich unterstützt, werde ich ihm niemals vergessen. Er hat mich durch wirklich schwere Zeiten begleitet. Und obwohl es oftmals nicht einfach mit mir war, hat er mich nicht aufgegeben.

„Und weißt du, wegen der Zwillinge werden wir auch noch eine Lösung finden. Glaub mir, ich werde dir helfen", versichert Evan mir weiterhin und drückt mich enger an sich. „Selbst wenn Plan Z wäre, dass meine Mum in euer Haus einbricht." Lachend gebe ich ihm einen Klaps gegen seine Brust.

Es klingelt. Die Schüler laufen langsam in Richtung Schulhaus. Der Lockenkopf macht sich langsam daran, vom Baum zu klettern, aus Angst gleich herunterzufallen. Meine schlechte Laune ist nun endgültig verflogen.

„Hör auf, so dumm zu lachen. Man kann sich das Genick brechen, wenn man fallen würde", höre ich ihn meckern.

Der Hof leert sich immer weiter und auch wir gehen auch über das Gelände.

„Weißt du..." Ich schubse ihn leicht zur Seite. „Dein Bett wird aber ganz schön unbequem bei drei Mann." Verwirrt sieht er mich an. „Naja, du und ich...und Wes."

Bei der Erwähnung seines Namens läuft Evan rot an. „Ach man, sei doch leise."

„Jetzt erzähl doch mal, wie war euer Date? Was habt ihr gemacht, wo habt ihr euch getroffen? Ich will alle Details! Je schmutziger desto besser", frage ich ihn augenzwinkernd.

„Okay, ich erzähle es dir, aber kein Wort gegenüber Wesley. Er wird mich ewig damit aufziehen, wie schön ich unsere Verabredung fand."

Augenblicklich muss ich wieder grinsen. „Der Abend ist also gut gelaufen."

„Er ist einfach fantastisch gewesen!"

Only Three Words [boyxboy] | ✔Where stories live. Discover now