Kapitel 13

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• M A T T H E W •

Mit einem unguten Gefühl im Bauch verlasse ich das Klassenzimmer, nachdem es geklingelt hat. Irgendwie schaffe ich es, mich an Chris vorbei zu schmuggeln, bevor er mich ansprechen kann.

Ausgerechnet er ist in meiner Gruppe. Das kann doch nicht wahr sein! Als wäre es nicht schon schwer genug, seine Präsenz zu verdrängen, wenn ich in seiner Nähe bin. Jetzt soll ich mich nach der Schule mit ihm treffen?

Seufzend mache ich mich daran, mich durch die Schülermenge zu drängeln, um vor all den Geschehnissen der letzten Minuten zu flüchten.

Es ist durchaus bekannt, dass Chris bisexuell ist, aber dass er so sehr dafür steht, dass er sich selbst von seinen Freunden abwenden würde , das hätte ich niemals geglaubt. Ihm scheint es wirklich vollkommen egal zu sein, was man in der Schule über ihn sagen könnte.

Ich meine, niemandem ist es egal, was andere von einem denken. Es kann zwar verdrängt werden, aber irgendwann wird es denjenigen einholen. Und dann muss man dagegen ankämpfen, es nicht zu sehr an sich heranzulassen. Es ist ein schwerer Kampf ums Überleben.

Während Chris Aaron diese Ansage gemacht hat, ist es mucksmäuschenstill gewesen. Niemand hat sich getraut, etwas zu sagen. Auch unsere Lehrerin hat einfach nur dagestanden und hat es verfolgt. Wie auch ich.

Ich war ehrlich fasziniert von Chris. Dass er den Mut gefunden hat, sich so vor jeden Einzelnen zu stellen. Aber er wird ganz sicher von seiner Familie auch so akzeptiert, wie er ist. Ihm wird sicherlich auch gezeigt, dass er geliebt wird. Und dass es vollkommen normal ist, dass er sich auch für Jungen interessiert.

In meinem Elternhaus ist es anders. Ich kann nicht einmal behaupten, dass meine Eltern mich lieben. Weil sie es mir nie fühlen lassen. Die beiden vervollständigen sich in ihrer Boshaftigkeit. Vor allem meine Mutter.

Meine Großeltern sind sogar noch schlimmer als ihre Tochter. Sagt man nicht, man würde von seinem Umfeld lernen? Anscheinend hat meine Mom gerade die schlechten Werte für sich übernommen.

Und ich habe Angst zu lieben. Mir wurde mein Leben lang eingetrichtert, dass das, was ich tue, falsch wäre. So auch meine Gefühle für Chris. Wie soll ich jemals diese drei heiligen Worte zu jemandem sagen, wenn ich mich nicht einmal traue, zu mir und meinen Empfindungen zu stehen?

Mein Herz beginnt zu rasen, als ich meinen Namen höre. Und diese Stimme bereitet mir augenblicklich eine Gänsehaut. Oder eigentlich eher die Person, zu der sie gehört.

Mit schnellen Schritten dränge ich mich durch die Schüler durch und gehe schließlich um die Ecke, um ihm irgendwie zu entfliehen.

Wie soll ich mit ihm eine Präsentation in den nächsten Wochen vorbereiten, wenn ich ihn seit einer Woche meide, weil ich mich nicht traue, ihn anzusehen? Das ist doch alles albern!

„Matthew, bleib stehen!", höre ich Chris in der Menge, ignoriere ihn aber und gehe auf eine Spindwand zu, an welcher mein bester Freund bereits lehnt und auf mich wartet.

Als Evan mich entdeckt, lächelt er. „Wie war Sozialwissenschaft?" Mein Gesichtsausdruck scheint ihm zu genügen, sodass er eine Augenbraue hochzieht. „So schlimm?"

Bevor ich aber antworten kann, taucht Christoph neben mir auf und sieht mich wütend an. „Sag mal, hörst du schlecht? Ich kann nichts dafür, dass wir in einer Gruppe sind. Also musst du mich nicht ignorieren. Wir sollten einfach das Beste aus dieser Situation machen, oder nicht?"

Unfähig etwas zu sagen, schaue ich Evan hilfesuchend an, der sich mit fragendem Blick an seinen Kumpel wendet. „Was müsst ihr denn machen?"

„Eine Präsentation vorbereiten. Mrs. Taylor hat uns in dieselbe Gruppe gesteckt, aber anstatt mit mir vernünftig darüber zu reden, zieht er es vor, vor mir abzuhauen." Er klingt ehrlich angepisst. „Weißt du, Matthew? Du kannst dich ja melden, wenn du von diesem Quatsch gelangweilt bist und ernsthaft mit mir zusammenarbeiten willst", meint er auf einmal und lässt uns dann einfach stehen. Wir sehen ihm hinterher.

Only Three Words [boyxboy] | ✔Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora