Kapitel 2

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Zwei Jahre später

Punkt acht Uhr klingelt mein Wecker. Seufzend stehe ich auf und schaue aus dem Fenster. Die ersten Blumen und Bäume fangen an zu blühen, während es draußen wärmer wird und die Sonnenstrahlen direkt in mein Gesicht fallen.

Es klopft an der Tür.

„Komm rein." Die Tür öffnet sich langsam, und es ist mein Bruder Onur.

„Hey, guten Morgen, Schlafmütze."

Verwirrt sehe ich ihn an. „Schlafmütze? Wir haben acht Uhr morgens. Außerdem, warum bist du, Schlafmütze, um diese Uhrzeit wach?"
Lachend kratzt er sich am Hinterkopf. „Ich habe heute frei und dachte, wir könnten gemeinsam frühstücken."
Er lächelt mich unglaublich warm an, und manchmal sehe ich meinen Vater in seinem Gesicht. Er fehlt mir so sehr.

„Okay, ich komme sofort. Geh du schon mal runter."
Er wuschelt noch durch meine Haare und verlässt grinsend mein Zimmer. Lächelnd gehe ich ins Bad, mache mich frisch und ziehe meine Businessklamotten an. Vor dem Spiegel streiche ich mir über meine Bluse und richte meine hellbraunen Haare, die ich leicht gelockt habe. Dann ziehe ich einen schmalen Eyeliner auf, um meine blauen Augen hervorzuheben. Ich schnappe meine Tasche und flitze in die Küche.

Onur schaut mich bereits ungeduldig an. „Na endlich", seufzt er und wirft sich eine Olive in den Mund, den Kern verwendet er, um mich abzulenken.
„Hey! Lass das, sonst muss ich mich umziehen."
„Onur, lass den Quatsch", ermahnt Ayla, unsere Haushälterin, Onur. Ayla ist schon bei uns, seit Onur und ich kleine Kinder waren. Sie ist wie eine Mutter für uns.

Während ich mich setze, schenkt sie mir Kaffee ein.

„Ah, bevor ich es vergesse, Onur, gerade eben hat die Schule angerufen."
Plötzlich fängt Onur an zu husten und sieht Ayla mit aufgerissenen Augen an. Meine rechte Augenbraue zuckt. „Was hast du wieder angestellt, Onur?"
Er jedoch schweigt. "Und was haben sie gesagt?", frage ich diesmal Ayla. Sie trocknet sich die Hände ab. "Sie haben gesagt, dass es dringend erforderlich ist, heute in der Schule vorbeizuschauen."

Seufzend richte ich meinen Blick auf Onur. „Du hast also gar keinen freien Tag, oder?"
„Es war nur eine kleine Auseinandersetzung, mehr nicht."
„Wie klein?"
„So klein, dass der Typ, den ich ein bisschen geschubst habe, jetzt im Krankenhaus liegt."
Meine Augen weiten sich. Ayla schlägt die Hand vor ihren Mund und sieht mich mit aufgerissenen Augen an. „Du hast WAS?"
Er hat jemanden ins Krankenhaus geprügelt? Das kann ich nicht glauben. Onur war seit unserer Kindheit ein ruhiges, liebevolles Kind. Er konnte nicht einmal einer Ameise etwas antun.
"Er hat mich so dermaßen provoziert, dass ich mich nicht mehr zurückhalten konnte und einfach zugeschlagen habe."

„Okay, ich hoffe, du bekommst keine Anzeige", zische ich und werfe einen Blick auf die Uhr, die mir sagt, dass ich schon ziemlich spät dran bin. Schnell trinke ich meinen Kaffee aus und stehe auf.

"Wenn ich mit der Arbeit fertig bin, fahre ich zu deiner Schule und versuche das geradezubiegen. Du gehst nach dem Frühstück direkt ins Krankenhaus und entschuldigst dich bei ihm", befehle ich ihm, während ich meinen Mantel überziehe. Er verdreht die Augen und nickt. „Das habe ich nicht gesehen", sage ich, schnappe mir meinen Autoschlüssel und verlasse das Haus.

Angekommen, wird mir die Autotür von Nick, einem Mitarbeiter, geöffnet. "Guten Morgen, Frau Vural." Lächelnd steige ich aus dem Auto. „Guten Morgen, Nick. Danke."

Er steigt in meinen Wagen und fährt los. Kurz bevor ich das Gebäude betrete, stoppt mich ein ohrenbetäubendes Bremsen und unmittelbar danach ein Zusammenprall. Sofort drehe ich mich in die Richtung und kann meinen Augen nicht trauen.
„Oh Gott! Nick", rufe ich besorgt und renne in seine Richtung. Völlig außer sich, steigt Nick aus dem Auto. „Es tut mir schrecklich leid. Ich war ganz normal am Parkplatz..." Ich unterbreche ihn. „Schon gut, Nick. Geht es dir gut? Das Auto ist Nebensache." Sichtlich verwundert über meine Aussage, nickt er.
Die Autotür des Wagens, der in mein Auto krachte, öffnet sich. Ein gut aussehender und wirklich, wirklich gut gebauter – wow, ist er heiß – Mann kommt auf uns zu. Er läuft auf uns zu, während er sich durch seine dunkelblonden Haare streicht. Okay Asli, bleib ruhig, lass dich nicht von ihm und seinem gut aussehenden Körper und seinen perfekt gestylten Haaren aus der Bahn werfen.

Ich räuspere mich und verschränke meine Arme. Oh Gott, er steht jetzt genau vor mir. Cool bleiben, Asli. Cool bleiben.
Ohne etwas zu sagen, blickt er mir in die Augen, holt eine Visitenkarte aus seinem Jackett, reicht sie mir und sagt ganz monoton: „Ich werde für den Schaden aufkommen", dreht mir den Rücken zu und geht Richtung Gebäude.

Mein Herz rast vor Wut, und im Nu ist er mir unsympathisch. Wenigstens eine Entschuldigung wäre angebracht gewesen. „Arschloch", schreie ich ihm hinterher. „Kümmerst du dich bitte darum, Nick?", seufze ich und gehe Richtung Büro. Im 10. Stock angekommen, begrüße ich einige Mitarbeiter. An der Tür meines Büros angekommen, begrüßt mich meine Sekretärin, Sabine. „Guten Morgen."

Gerade als ich in mein Büro trat, höre ich Sabine rufen: „Hier ist ein Schreiben von der Firma GTB. Sie müssen sich es nur durchlesen und unterschreiben."
Sonderlich Lust, habe ich nicht auf den ganzen kram hier, aber wer kümmert sich den sonst um die Firma meines Vaters? Er hätte niemals gewollt, dass wir sein Imperium nicht weiter führen. Als Kind fand ich es hier immer so toll. Unbeschwert durch die Gänge zu laufen, von den Mitarbeitern getätschelt werden und soviel Kakao zu trinken wie ich wollte.
Sabine riss mich aus meinen Gedanken.
„Ist alles gut bei dir liebes?"
Ich lächele melancholisch. „Alles wie gehabt Sabine, danke der Nachfrage. Kannst du mir für die nächsten zwei Wochen, einen Ersatzwagen besorgen?"

Sie nickte lächelnd.
„Übrigens, Ihr Termin sitzt gerade in Ihrem Büro." Sie kichert, warum kichert sie? „Ein sehr gut aussehender junger Mann, mit sexy Haaren."
Sie beisst sich auf die Unterlippe. „Sabine!" ermahne ich sie lachend. Sie zuckte mit den Schultern. „Ich bring euch Kaffe", sagt sie und war im nächsten Moment verschwunden.
Den Termin habe ich ja total vergessen. Kein Wunder, nach dem ich erfahren musste, dass mein lieber Bruder einen Mitschüler geschlagen hat und dann das ignorante Arschloch mit den sexy Haaren. Moment mal! „Oh nein!"
Der junge gut aussehender Mann in meinem Büro, ist der mit den sexy Haaren.

Hoffe es hat euch gefallen :)

Yalnizlik-EinsamkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt