Der Fuchsbau

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Der Zug fuhr mit einem Ruck an. Ich ging hinter Fred, George Bill und Charlie durch den Gang auf der Suche nach einem leeren Abteil. Kurz darauf fanden wir eins und setzten uns.
"Wie lange dauert das jetzt?", fragte ich.
"Bis zum späten Nachmittag. Wir dürften zum Abendessen zu Hause sein.", antwortete Bill.
"Jemand Lust auf Snape explodiert?", fragte Fred.
"Klar!", sagten Bill, Charlie und George.
"Äh, wie geht das?", fragte ich.
"Siehst du die Karten hier? Die explodieren immer nach einer Zeit. Kannst du MauMau spielen?", fragte Charlie.
"Ja."
"Gut. Dann kennst du die Regeln. Wenn eine Karte, die du hälst, explodiert, hast du verloren."
"Und was hat das mit Snape zu tun?"
"Wenn eine Karte explodiert, müssen alle außer der, bei dem die Karte war, Snape explodiert rufen. Wenn einer an der falschen Stelle ruft, hat der verloren.", antwortete Charlie. Ich grinste.
"Na dann! Los geht's!", sagte ich. Wir spielten fast die ganze Fahrt über. Es machte großen Spaß. Als die Frau mit dem Imbiss Wagen kam, hatten wir einen anderen Grund zum Lachen:
Die Frau öffnete die Tür zu unserem Abteil und fragte:"Etwas Süßes gefällig?" Dann fiel ihr Blick auf mich und sie bekam große Augen.
"Für Sie natürlich kostenlos, Miss Dumbledore.", sagte die Frau. Ich fragte mich, was das jetzt sollte, nahm mir aber ein paar Schokofrösche vom Wagen. Nachdem die Dame das Abteil wieder verlassen hatte, fragte Fred:"Was war das denn?"
Ich zuckte mit den Schultern.
"Keine Ahnung."
Bill jedoch sah nachdenklich aus. Dann hellte sich sein Gesicht auf.
"Dumbledore! Er muss sie eingestellt haben, wenn sie hier im Zug arbeitet. Und so wie es ausschaut, hat die gute Frau nicht damit gerechnet, die Tochter ihres Chefs hier zu treffen.", erklärte Bill.
"Nicht im Ernst jetzt?", sagte ich. Ich musste echt komisch aussehen, so verdutzt wie ich war. Jedenfalls brachen Fred und George in Gelächter aus. Kurze Zeit später betrat Percy das Abteil.
"War noch bei Sebastian.", sagte er.
"Hätt ich jetzt nicht gedacht.", meinte Charlie ironisch. Percy setzte sich neben Bill und warf Charlie mit hochgezogenen Augenbrauen einen Blick zu. Ich versuchte, die Stimmung wieder zu lockern, indem ich sagte:"Wo soll ich bei euch eigentlich schlafen?"
Das lenkte alle ab.
"Du könntest in unser Zimmer kommen.", schlug George vor. Er schlief mit Fred und Ron im Zimmer.
"Oder zu uns.", sagte Charlie und deutete auf Percy, Bill und sich.
"Nein! Sie will bestimmt lieber zu uns.", sagte George.
"Quatsch! Sie ist ein Mädchen!", sagte Bill.
"Also in Ginnys Zimmer.", fügte er an. Die Diskussion verstummte.
"Stimmt.", sagte Charlie.
"Gut. Dann wäre das geklärt.", sagte Percy.

Ein paar Stunden später fuhren wir in King's Cross ein. Gemeinsam wuchteten wir die Koffer von der Gepäckablage und kletterten aus dem Zug. Viele Schüler, die auf dem Gleis standen, riefen mir "Schöne Ferien!" oder "Viel Spaß!" zu. Einige suchten nich nach ihren Eltern, andere wurden von den Eltern umarmt.
"Komm weiter! Wir treffen uns auf Gleis 9 und 10 mit Mum und Dad. Ihnen ist der Bahnsteig immer zu voll, um uns alle zu suchen.", sagte Charlie. Da der Wachmann am Tor uns immer nur zu zweit oder zu dritt durch ließ, gingen Bill, Charlie und Percy vor Fred, George und mir durch die Absperrung. Als wir durch waren, sah ich mich um. Bill, Charlie und Percy standen 15 Meter weiter bei einer rundlichen Frau, einem Mann, einem Jungen, der nur ein kleines bisschen größer war als ich, und einem Mädchen, ein wenig kleiner als ich, alle mit roten Haaren. Fred, George und ich gesellten uns dazu.
"Fred! George!", sagte die Frau und zog die beiden in eine Umarmung.
"Und du bist Ariane? Die Kinder haben viel von dir erzählt.", sagte sie dann zu mir.
"Ja, ich bin Ariane. Hallo, Mrs Weasley!", grüßte ich.
"Sag ruhig Molly, meine Liebe.", sagte Mrs. Weasley, nein, Molly.
"Ariane. Freut mich, dich kennenzulernen. Arthur Weasley."
"Hi. Und ihr seid Ron und Ginny?", fragte ich die beiden Kinder.
"Ja.", sagte Ron.
"Du schläfst dann bei Ginny, Ariane.", sagte Arthur.
"Okay.", sagte ich.
"Jetzt kommt! Ab nach Hause!", sagte Molly. Wir brachen auf in Richtung Ausgang. Vor den Bahnhof und in eine Seitenstraße hinein. Dort blieben wir vor einem blauen Ford Anglia stehen.
"Wie sollen wir denn da alle rein passen?", fragte ich.
"Du wirst sehen.", sagte Arthur. Er lud unser Gepäck in den Kofferraum, der um einiges größer war als er hätte sein dürfen. Wir anderen quetschten uns in das Auto. Obwohl auch das restliche Auto vergrößert war, passten wir nicht alle rein, so dass Ginny sich auf den Schoß von Molly setzen musste. Fred und George quetschten sich mit ihnen auf den vorderen Sitz. Bill, Charlie und Percy nahmen auf der Rückbank Platz und auch George musste nach hinten kommen, da vorne die Tür nicht mehr zu ging. Ron und ich standen noch immer draußen.
"Ich schätze, euch bleibt nichts anderes übrig, als euch auf meinen und Charlies Schoß zu setzen.", sagte Bill. Ron, der ja ein wenig größer war, ging auf Bills Schoß und ich setzte mich auf Charlies. Anschnallen? Keine Chance. Arthur stieg ein und los ging es. Wir fuhren etwa eine Dreiviertelstunde, bis wir ankamen. Ein Schild stand in der Einfahrt.
"Fuchsbau" stand darauf. Wir hielten in einem kleinen Hof vor einem Haus, das etwas schief da stand. Es war an alles Ecken und Enden angebaut worden und ich war mir relativ sicher, dass das Gebäude mit Magie zusammengehalten wurde.
"Wir haben letztens erst angebaut. Der Teil dort ist noch nicht eingerichtet.", sagte Arthur und deutete auf einen Teil ganz links am Haus, der bei genauerem Hinsehen noch etwas heller gefärbt war, als der Rest. Ich kletterte von Charlie und aus dem Auto und sah mich weiter um. Es gab einen kleinen Schuppen und einen Garten. Ein schmaler Pfad führte am Schuppen vorbei hinters Haus und vor der Tür des Hauses standen Gummistiefel und ein Gartenzwerg. Ich lächelte. So etwas hatte ich noch nie gesehen, auch wenn es mich etwas an Hagrids Hütte erinnerte. Nur in größer.
"Was kommt denn in den neuen Teil rein?", fragte ich.
"Bill, Charlie und Fred und George bekommen neue Zimmer. Wir haben anbauen lassen, weil Bill Schulsprecher wurde und Charlie Kapitän der Quidditch Mannschaft. Sie haben sich eigene Zimmer gewünscht und Mum meinte, dann bauen wir gleich so an, dass Fred und George auch ein eigenes Zimmer bekommen.", erklärte Ron, der nach mir ausgestiegen war. Arthur holte jetzt das Gepäck aus dem Kofferraum und Molly ging schon mal ins Haus. Sie wollte das Abendessen vorbereiten. Ginny wollte mir ihr Zimmer zeigen, Bill bot an, meinen Koffer mit nach oben zu nehmen. So folgte ich Ginny ins Haus. Zu erst kamen wir in einen Flur, wo wir die Schuhe auszogen, dann ging es Treppen hoch, die sich quer durch das Haus zogen. Im zweiten Stock bog Ginny ab und öffnete eine Tür. Ihr Zimmer hatte ein Fenster, durch das man eine Wiese mit lauter Obstbäumen drumrum sehen konnte, es gab ein Bett und einen Tisch mit Stuhl. Auf dem Boden lag eine Matratze, wahrscheinlich für mich, mit Kissen und Decke drauf.
"Cool.", sagte ich. Ginny wollte gerade etwas antworten, als es klopfte. Ich ging zur Tür und öffnete. Bill hatte meinen Koffer vor die Tür gestellt und schleppte seinen gerade weiter nach oben.
"Danke, Bill!", sagte ich und rollte den Koffer ins Zimmer. Bevor ich die Tür hinter mir schließen konnte, wurde sie von außen aufgerissen. Ron kam ins Zimmer und setzte sich an den Schreibtisch. Ich schloss die Tür und setzte mich auf die Matratze.
"Wie ist das, wenn man in Hogwarts lebt?", fragte er.
"Für mich ist es normal.", antwortete ich.
"Wird dir nie langweilig?", fragte nun Ginny.
"Normalerweise nicht. Ich gehe einfach mit in den Unterricht."
"Aber dann kannst du doch schon alles.", meinte Ron.
"Theoretisch ja. Praktisch nein.", sagte ich.
"Hä?!", machte Ron.
"Ich weiß alles und könnte in den Theorie Fächern wie Alte Runen oder Geschichte die ZAGs bestehen, aber ich habe keinen Zauberstab und kann in Verwandelung und Zauberkunst zum Beispiel nur die Theorie der Zauber, habe aber beim Ausführen Probleme."
"Aber in Alte Runen und Geschichte die ZAGs....Krass.", meinte Ron.
"Kein Weltwunder. Ich sitze seit fünf Jahren in den Unterrichtsstunden, das ist genau so lang, wie die Fünftklässler auch. Außerdem lese ich in den Ferien viel in der Bibliothek, von daher kenne ich da auch schon viel."
"Und in Kräuterkunde? Da braucht man doch auch keinen Zauberstab.", sagte Ginny.
"Da darf ich nur in die Stunden von der 1. bis 3. Klasse. Nächstes Jahr bis zur 5."
"Und Pflege magischer Geschöpfe?", fragte Ron.
"Unterricht bis zur 5. Aber Hagrid musste mir alles beibringen. Ich helfe ihm in den Ferien immer und einmal war ich so blöd, auf einem Zentauren zu reiten, der aus dem Wald fliegen musste. Dann hat Albus ihm erlaubt, mir alles beizubringen, damit so was nicht mehr passiert."
"Warum musste der Zentaur fliehen?", fragte Ginny.
"Zentauren sind sehr stolz und lassen normal niemanden auf sich reiten. Sie haben einen Schwur geleistet, der besagt, dass sie nicht 'wie gewöhnliche Tiere' den Menschen folgen, sondern sich nur mit den Sternen beschäftigen. Die Zentauren betrachten es als Bruch dieses Schwurs, einen Menschen auf sich reiten zu lassen. Deshalb musste der Zentaur fliehen. Weil die anderen Zentauren ihn gejagt haben."
"Was du alles weißt.", sagte Ginny.
"Tja. Ist für mich normal."
"Warum gehst du eigentlich noch nicht in die Schule? Ich meine, du sitzt doch eh im Unterricht, da kann man dir doch einfach nen Zauberstab kaufen und....", sagte Ron.
"Man darf erst mit 11. Aber weißt du, was für mich ungewohnt ist?"
"Nö. ", sagte Ron.
"Die vielen Leute im Haus? Obwohl, eher nicht. In Hogwarts sind es ja noch viel mehr.",sagte Ginny.
"Dass es Leute in meinem Alter gibt. Sogar jüngere.", löste ich auf. Ron sah ziemlich erstaunt aus. Ginny nickte. Mir fiel auf, dass sie wissen musste, was ich meinte. Sie war schließlich auch die jüngste in der Familie, so, wie ich in Hogwarts. Bei diesem Gedanken fiel mir noch etwas auf: Die jüngste Person in Hogwarts (also ich) hatte am öftesten mit der ältesten Person in Hogwarts zu tun. Ich war schließlich Albus' Ziehtochter. Als ich dem Gedanken aussprach, lachte Ron.
"Was ist daran so witzig?", fragte ich.
"Keine Ahnung.", meinte Ron. Das brachte Ginny und mich auch zum Lachen.
"Abendessen!", rief Molly von unten. Wir sprangen auf und liefen hinunter in die Küche. Arthur saß bereits am Tisch, Bill war gerade gekommen uns setzte sich neben ihn, Molly trug einen Teller mit einem riesigen Stapel Pfannkuchen zum Tisch. Mir stieg der Duft in die Nase. So etwas hatte ich bisher nur in der Küche von Hogwarts gerochen und dort ging ich nicht sehr oft hin.
"Mmmm! Das riecht köstlich!", sagte ich. Es polterte auf der Treppe und ich trat schnell ein paar Schritte nach vorne, sonst hätten Fred und George mich umgerannt. Ich setzte mich zwischen Ginny und George. Mir gegenüber saß Ron. Das Essen schmeckte genauso gut, wie es roch. Ich aß ganze 5 Pfannkuchen mit Marmelade, bevor ich satt war.Nach dem Essen ging ich mit Ginny die Treppe hoch in ihr Zimmer. Kurz darauf betraten Ron, Fred und George das Zimmer. Sie hatten sich allerdings gerade erst gesetzt, als die Tür erneut aufging und Bill und Charlie herein kamen. Ginny und Ron stellten den restlichen Abend über Fragen über Hogwarts, Bill, Charlie, Fred, George und ich beanworteten diese. Gerade wollten sie wissen, welches Haus wir am wenigsten mochten. Die Weasleys waren sich einig: Slytherin.
"Na ja. Ich mag es nicht, wenn die Slytherins es geniesen, wenn Snape die anderen Schüler benachteiligt. Es ist allerdings die Frage, was die anderen Schüler machen würden, würde ein Lehrer sie bevorzugen. Bei den Hufflepuffs könnte ich mir vorstellen, dass sie es nicht ausnutzen würden. Hufflepuff wird ja als fair dargestellt. Was Gryffindor und Ravenclaw angeht, das wüsste ich gerne. Von daher kann ich das nicht genau sagen. Weil in Hufflepuff sind sie zwar gerecht, in der Regel aber ziemlich schüchtern, was ihnen bei Snape zum Beispiel keinen Vorteil bringt, wenn er sie drangsaliert. Ich kenne einen Hufflepuff, der seine Tränke immer vermasselt, weil er so eine Angst vor Snape hat. Ich denke, jedes Haus hat seine Vor- und Nachteile.", sagte ich.
"Und was soll der Vorteil an Slytherin sein?", fragte Fred ungläubig.
"Nicht dein Ernst, oder? Gryffindor und Slytherin sind verfeindet. Natürlich findet man als Gryffindor keine Vorteile an Slytherins. Aber frag mal einen Slytherin, was der Vorteil an Gryffindor ist. Du wirst genau die Antwort bekommen, die du gerade indirekt gegeben hast. Sie werden sagen, es gebe keinen. Verstehst du, was ich sagen will? Die Slytherins sind gar nicht so schlimm. Das sind sie nur gegen die Gryffindors. Und die Gryffindors benehmen sich in dieser Angelegenheit nicht besser. Ich habe noch keinen Gryffindor gesehen, der sich einem Slytherin gegenüber freundlich benommen hat.", erklärte ich.
"Da sollen die Slytherins erst mal freundlich zu uns sein.", sagte George.
"Und wenn ich das jetzt einem Slytherin vorschlagen würde? Was denkst du, was die antworten würden?", fragte ich. Charlie und Bill schienen nun verstanden zu haben.
"Sie würden genau das Gleiche sagen.", sagte Charlie.
"Genau. Es wundert mich schon immer, dass die Slytherins und die Gryffinors verfeindet sind. Die Häuser sind sich in diesen Punkten total ähnlich.", sagte ich.
"Die Slytherins werden schneller böse.", sagte Fred.
"Und du denkst, das wird sich ändern, wenn alle anderen Schüler einen als böse bezeichnen, bevor man überhaupt etwas getan hat? Und das nur, weil ein bestimmter Schüler aus dem Haus böse wurde?", fragte ich.
"Jep.", sagten Fred und George. Ron und Ginny hatten bisher schweigend gelauscht, doch auf ihren Gesichtern dämmerte es. Bevor ich noch etwas erwiedern konnte, klopfte es und Molly trat ein, um uns alle ins Bett zu schicken.

Ariane Dumbledore (Hp)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt