Schicksal und seine Wege

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Am nächsten Tag schrieb ich Liam eine Nachricht, dass ich auf dem Weg zur Klasse war. Er antwortete mir schnell zurück und schickte mir eine Kuss-Emoji am Ende.

Ich lächelte breit und steckte mein Handy in die Hosentasche ein.

Und wie verabredet wartete er auf mich vor der Klasse, er drückte mich fest zu sich ehe er mich sah.

"Gut geschlafen?" fragte er mich und ich nickte. Wobei es eine Lüge war, denn ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen und hatte mit Niall gesprochen, wie ich Liam darüber ansprechen sollte.

Laut Niall sollte ich es direkt sagen, dass ich sein Geheimnis schon wusste. Aber es war nicht so einfach.

"Wie war deine Nacht?" fragte ich ihn, dabei kam mir Nialls Satz in den Sinn.

Sie schlafen nicht.

War es überhaupt möglich?

Ich schüttelte die Gedanken zur Seite, ignorierte die Blicke von unseren Klassenkameraden und setzte mich zu meinem Platz hin.

"Hast du nach der Schule was vor?" fragte ich Liam im Unterricht und er verzog seine Augenbrauen.

"Nein, wieso?" fragte er mich und ich zuckte mit den Achseln.

"Nur so... Ich möchte mit dir reden", flüsterte ich und er nickte.

"Okay", sagte er nicht im Flüsterton und der Lehrer sah uns böse an.

Nach dem langweiligen Unterricht gingen wir Hand in Hand von der Schule weg und landeten auf einer grünen Wiese, weit weg von dem Collegegebäude.

Es war äußerst gemütlich hier, der Feld war mit riesigen Bäumen beschmückt und es roch aber trotzdem nach frischen Blumen.

"Was wolltest du mit mir reden?" wollte Liam wissen und küsste meine Stirn.

Mein Herz wärmte sich von der süßen Geste auf, ich senkte den Kopf und suchte nach den richtigen Wörtern.

"Liam", fing ich an und er wartete darauf, dass ich fortfuhr.

"Zayn", sagte er lächelnd und wartete weiterhin nervös auf mich.

"Liam... ich-"

"Zayn", unterbrach er mich leise und drückte seine Hand auf meine Wange. "Ich weiß, was du sagen wirst", meinte er und sah mir tief in die Augen.

Das war dieser Moment wo ich mich nicht entscheiden konnte, wer von jns sich irrte.

"Was?"

Liam nickte. "Ich weiß es deswegen, weil ich deine Gedanken lesen kann", bemerkte er und küsste meine Hand. "Ich hätte nur gedacht, du würdest es später lernen, aber mein kluger Zayn hat es schon früher erfahren."

Mein Herz stoppte, also es stimmte. Er war wirklich ein Vampir.

"Ja", antwortete er zu meinen Gedanken und ich leckte meine Lippen ab. "Hast du Angst?" fragte er mich besorgt.

"M-mir ist bisher nichts passiert, also so schlimm kann es nicht sein - denke ich", meinte ich ehrlich und er zwang sich zum lächeln.

"Zayn, ich... ich werde es nie zulassen, dass dir was passiert. Niemals. Ich werde immer für dich da sein und für dich kämpfen. Vertrau mir, ich werde alles für dich tun, damit du in Sicherheit bist. Ich verspreche es dir", hielte er meine Hände fest und drückte unsere Nasenspitzen zusammen.

Ich sah tief in seine Augen und lächelte. Ich vertraute ihm.

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"Du schläfst also nie? Isst nie? Trinkst nie?", fragte ich Liam, als wir gemeinsam den Weg zurück gingen.

Der Himmel war dunkelblau gemalt und die Schatten setzten sich auf uns.

"Gibt es noch was, was ich über dich wissen müsste?"

"An sonnigen Tagen gehe ich nicht raus, meine Haut glänzt unter dem Sonnenlicht und es wäre gefährlich für mich, wenn die Menschen davon wüssten. Deswegen bin ich hierher gezogen, weil hier der Sommer am kürzesten dauert", erzählte er mir und ich hörte ihm zu.

"Wo wohnst du?" wollte ich danach wissen.

"Bei meiner Familie", antwortete er ruhig.

"Du hast eine Familie?" riss ich meine Augen auf.

"Tja, nicht meine echte Familie. Aber sie sind für mich Familie, verstehst du, was ich meine?"

"Oh, ja", nickte ich und wünschte mir, er würde mich seiner Familie vorstellen.

Doch dann fiel es mir ein, dass wir nicht ein mal zusammen waren. Wieso sollte er mich ihnen vorstellen? Das ergab doch keinen Sinn.

"Zayn, ich höre alles", hörte ich ihn sagen und lief rot an. Verdammt, er las ja meine Gedanken. Wie peinlich!

"Hör auf, es ist nicht peinlich", beruhigte er mich lächelnd und fuhr sanft über meine Hand. "Ganz im Gegenteil, es ist süß", gestand er niedlich.

"Nein, nein. Denk jetzt nicht so, als will ich... Als möchte ich ein Teil deiner Familie sein... ich meine- Nein, ich meine es nicht so. Oh, Gott!" errötete ich schrecklich und kriegte keine Luft mehr in die Lungen.

Liam beobachtete das ganze amüsiert und lachte sich danach kaputt.

"Es ist gar nicht lustig, okay?" meinte ich genervt und warf ihm strenge Blicke rüber.

Danach spürte ich seine Hand auf meiner und obwohl ich ausweichen wollte, konnte ich es irgendwie nicht tun. Es war mir nun peinlich Blickkontakt zu halten, daher drehte ich den Kopf woanders hin und ignorierte Liams Existenz. Zumindest versuchte ich.

"Hey, schau mich an", drehte er mich zu sich um. Seine helle Augen waren tief wie Universum.

Als könnte ich mich in ihnen verlieren.

"Natürlich wirst du meine Familie kennenlernen, das ist doch keine Frage", sprach er aus und drückte seine Lippen in einer Linie. "Du hast vielleicht keine Ahnung wie sehr du mir bedeutest. Meine Familie würde dich gerne kennenlernen", erklärte er sanft und schickte mir warme Wellen von Ruhe durch meinen Körper allein mit seiner Stimme.

"Bedeute ich dir wirklich sehr viel?" fragte ich nach mit einem idiotischen Grinsen über meinen Lippen. Oh Gott, ich war so erbärmlich!

"Du kannst dir nicht vorstellen", schüttelte er den Kopf und lehnte sich vor. Er sah mir in die Augen zum Erlaubnis, bevor er mir einen federleichten Kuss auf die Lippen drückte. "Ich habe gewusst, dass ich dich liebe, seitdem ich dich das erste mal sah..."

"Na ja... Ich habe eher später Gefühle für dich entwickelt, als an dem ersten Tag im Klassenraum", hörte ich mich sagen und erstaunte auf seine Antwort.

Liam schüttelte den Kopf und flüsterte. "Ich rede nicht von diesem Tag, sondern von unserer ersten Begegnung. Ich habe dich viel früher getroffen, Zayn. Das im Klassenraum war unsere zweite Begegnung, das zweite Mal, wo sich unsere Wege kreuzten."

...

Wo, glaubt ihr, haben sich die zwei früher getroffen?

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