Von Anfang an

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"Du siehst nachdenklich aus, ist was passiert?" fragte mich Harry besorgt.

Eine Antwort gab ich ihm nicht, stattdessen schüttelte ich meinen Kopf und versuchte mein Gespräch mit Liam zu vergessen.

Nicht alles, was gut scheint ist gut und nicht alles, was schlecht scheint ist schlecht.

"Hey, ich mach mir Sorgen", lief Harry mir hinterher, erst dann bemerkte ich, dass ich langsam zu spazieren begann.

"Nichts", zuckte ich mit den Schultern und er nickte.

"Gut", lächelte er und spielte mit seinen Haaren. "Möchtest du was essen, oder sollen wir nur spazieren?"

Fürs Essen war es zu spät, ein ruhiger Spaziergang war alles, was ich möchte bzw. brauchte.

Wir machten eine große Runde um die Schulgelände, danach beschlossen wir weiter zu gehen, ohne zu wissen, wohin der Weg uns führte.

Es war generell ruhig und gemütlich, wir sprachen über vieles und lachten gemeinsam. Mir fiel auf, dass Harry heute nicht mehr so aufdringlich war, wie im Vergleich zu den letzten Male.

Er hatte mich weder geküsst, noch hatten wir Händchen gehalten.

Vielleicht lag es an Liam, wenn er dabei war, verhielt sich Harry anders. Es gab keine Sekunde wo er meine Hände losließ oder mich nicht küsste.

Doch heute war davon kein Spur zu sehen.

Interessant, dachte ich mir, jedoch fand ich es besser so.

Wir waren nicht zusammen, wieso sollte er mich küssen?

Ab und zu fragte er mich nach Liam und wollte dringend wissen, ob ich ihn sah. Ich meinte nein und wollte nicht zugeben, dass er heute in meinem Zimmer war und wir über ihn gesprochen hatten.

Oder wie nah er mir war.

Wie tief er in meinen Augen sah.

Wie schnell mein Herz schlug.

Ich konnte es ihm nicht erzählen.

Ich wollte es nicht.

"Und dann hat mir Mrs. Collin gesagt-"

Harrys Geschichte über seine Englischlehrerin wurde von seinem Handy unterbrochen, das klingelte.

"Eine Sekunde", flüsterte er mir leise wie möglich und hob ab.

Obwohl er sein Handy verstecken wollte, konnte ich den Namen lesen. Louis.

Harry ging weit weg und telefonierte mit Louis, aus seinen befangenen Gesichtszügen bemerkte ich, dass es sich um etwas schräges ging.

"Wer ist Louis?" fragte ich, als er wieder zurück war und er reagierte darauf verblüfft.

"Um, e-ein Freund von mir, du kennst ihn nicht. Er ist aus dieser Erasmusklasse, wir haben uns aus der Reise kennengelernt", stotterte er und ich ignorierte sein errötetes Gesicht.

"Okay", sagte ich leise und sah weg, damit es nicht mehr unangenehm für ihn war.

Wer auch immer Louis war, war kein nur ein Freund für Harry.

Doch ich beeilte mich nicht, um die Wahrheit zu lernen, sie kam sowieso immer ins Tageslicht.

"Zayn, ich muss jetzt gehen", teilte Harry mit und ich nickte erneut. "Bitte sei mir nicht böse, ich-"

"Ist schon okay, wieso soll ich dir böse sein?" lächelte ich schwach und sah in seine Augen.

"Danke", seufzte er erleichtert und schenkte mir eine leichte Umarmung.

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