15. Kapitel

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Das Abschiedsessen mit Chris und Andreas verlief...schweigsam. Jeder Versuch eine Unterhaltung zu führen, verebbte nach einiger Zeit. Das Gefühl von Abschied war deutlich zu spüren und ich musste mich zusammenreißen einigermaßen fröhlich auszusehen. Ich zwang mich ein wenig etwas zu essen, auch wenn mein Magen wie zugeschnürrt war. Nachdenklich schob ich das letzte Stück Auflauf auf meinem Teller hin und her, in Gedanken schon bei dem Moment, in dem mich von Chris verabschieden musste.

"Will noch irgendjemand ein Stück Auflauf?", fragte Mia, die sich bereits den ganze Abend darum bemühte eine angenehme Atmosphäre aufrecht zu erhalten. Alle verneinten jedoch und sie stand auf, um das Geschirr in die Küche zu tragen. Der Rest erhob sich ebenfalls und half dabei. Auch ich wollte gerade nach meinem Teller greifen, als Chris zu mir kam.

"Wollen wir uns noch kurz raus auf die Terasse setzten?", fragte er. Ich zögerte kurz, stimmte dann allerdings zu und folgte ihm nach draußen. Wir setzten uns auf eine kleine Bank mit Blick zum Garten, es war schon relativ dunkel draußen. Eine Weile schwiegen wir beide. Jetzt war wohl der Zeitpunkt gekommen, mich zu verabschieden. Ich überlegte was ich sagen sollte, aber alles klang in meinem Kopf ziemlich blöd, also saß ich einfach weiterhin schweigend da.

"Eine Sache wollte ich dir unbedingt noch sagen, Emily", durchbrach schließlich Chris die Stille. Erwartungsvoll sah ich ihn an. Einen Moment zögerte er, sein Blick schweifte in die Ferne und er schien zu überlegen, wie er es am besten formulieren sollte.
"Ich hab dich bisher noch nie richtig gefragt, wie es dir mit der Situation eigentlich geht. Ich meine, von einen Tag auf den anderen hast du plötzlich zwei Väter. Das ist bestimmt merkwürdig..."
Das war noch eine Untertreibung. Als meine Eltern mir davon erzählten, hatte ich das Gefühl meine ganze Welt wurde auf den Kopf gestellt. Aber im Gegensatz dazu war ich auch überrascht wie erstaunlich schnell ich mich an Chris gewöhnt hatte. Ich konnte ihn mir bereits jetzt nicht mehr aus meinem Leben wegdenken.

"Hm", murmelte ich nur zuckte mit den Schultern. Dann musste ich leicht Lächeln.
"Ist wahrscheinlich auch nicht merkwürdiger als eines Tages zu erfahren, dass man eine Tochter hat".

Chris lachte leicht.
"Da hast du vielleicht Recht...aber trotz allem", er wandte seinen Blick zu mir und sah mich ernst an, "ich will nicht, dass du dich zu irgendwas gezwungen fühlst. Du sollst nicht denken, ich würde mich einfach so in dein Leben drängen und du wärst nun verpflichtet mich zu mögen. Verstehst du?".

Dachte er das wirklich? Ich würde ihn nicht in meinem Leben wollen?

"Fühlst...also...fühlst du dich denn zu irgendetwas verpflichtet?", stellte ich die Gegenfrage und sprach damit aus, was ich die letzten Wochen bereits mit mir herumgetragen hatte. Wollte Chris überhaupt mein Vater sein? Wollte er ein Teil meiner Familie sein?

Chris lächelte sanft und es zeigten sich die kleinen Grübchen, die er immer hatte wenn er lachte.
"Nur, weil ich bisher keine Kinder hatte, heißt das nicht, dass ich dich nicht möchte. Ich finde es sehr schön dich zu haben, Emily. Und ich verbringe gerne Zeit mit dir. Du gehörst zu meiner Familie und Familie ist für mich das Allerwichtigste".

Unglaubliche Erleichterung machte sich bei seinen Worten in mir breit. Ich war ein Teil seiner Familie. Ich konnte nicht anders als ihm einfach um den Hals zu fallen.

"Ich bin froh, dass du das sagst", flüsterte ich.

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⏰ Last updated: Nov 26, 2021 ⏰

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Ehrlich Brothers-Verlorene Familie ffWhere stories live. Discover now