13.Kapitel

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"Also Emily...", begann Chris, "Du weißt ja, dass unsere letzte Show sehr gut angekommen ist. Wir sind um einiges bekannter geworden und den Leuten hat es sehr gut gefallen".
Ich nickte. Ich hatte bereits mitbekommen, dass sie großen Erfolg mit ihrer Tour hatten.

"Und naja...", fuhr er fort, "Das Programm für ein zweite Show steht bereits länger und unser Manager meinte, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt für die Tour".
Einen Moment schwieg ich.
"Und...was heißt das jetzt genau?", fragte ich nach.

"Wir wollen in ein paar Wochen die Tour starten, erstmal nur durch Deutschland und wenn sie gut ankommt vielleicht auch im Ausland", erklärte er.

Ich spürte wie sich unweigerlich Enttäuschung in mir breit machte, versuchte aber mir nichts anmerken zu lassen.
"Achso...", murmelte ich, "Das klingt ja toll".
Ich zwang mich zu einem Lächeln, auch wenn ich spürte wie mir Tränen in die Augen stiegen.
Das war doch echt nicht fair. Gerade erst hatte ich meinen Vater kennengelernt und jetzt ging er gleich wieder für Wochen - für Monate - weg? Wir würden uns ziemlich lange nicht sehen.
Ein paar zweifelnde Gedanken schlichen sich in meinen Kopf. Machte ihm das gar nichts aus so lange weg zu gehen? Legte er vielleicht nicht so viel Wert darauf, hier zu sein? Bei mir? Meine Gedanken im Auto, dass er vielleicht wollte das ich für ein paar Tage zu ihm kam, kamen mir plötzlich unglaublich naiv vor. Natürlich nicht.

Seine Karriere als Magier war ihm unglaublich wichtig, das wusste ich. Und auf Tour zu gehen war etwas sehr besonderes für ihn.

"Ist das okay für dich, Schatz?", fragte meine Mutter fürsorglich. Ich zögerte. Es wäre egoistisch Chris von dieser großen Chance abzuhalten, nur weil ich ihn gern bei mir hätte. Ich wollte ihm nicht im Weg stehen, sondern ich wollte ihn unterstützen.

"Ja, klar ist das okay", antwortete ich deshalb und legte möglichst viel Überzeugung in meine Stimme.

"Sicher?", fragte Chris noch einmal nach. Ich war noch nie gut darin irgendwas geheim zu halten.

"Ja, wirklich. Das ist doch toll. Eure Fans werden sich freuen.", antwortete ich möglichst enthusiastisch.
Er begann zu lächeln.
"Ja, das werden sie bestimmt. Ich ruf gleich mal unseren Manager an und geb ihm Bescheid!".
Damit verschwand er voller Tatendrang aus dem Zimmer und ich blieb stumm zurück.

Meine Eltern unterhielten sich unbefangen mit Andreas über die genauen Pläne für die Tour, die er ihnen bereitwillig erklärte, doch ich wusste nicht so recht was ich sagen sollte. Es schien echt eine große Sache zu sein. Ich wollte mich auch für die beiden freuen, das wollte ich wirklick, aber die Enttäuschung überwog.

Ich sollte mich nicht so anstellen. Wir kannten uns ja schließlich erst seit ein paar Wochen. Wahrscheinlich fühlte er sich auch gar nicht richtig wie mein Vater, schließlich hatte ich ja bereits einen. Er sah sich wohl eher als so eine Art Onkel. Nachdenklich betrachtete ich meine Hände in meinem Schoß.
War es wirklich so naiv gewesen, das zu hoffen? Ich versuchte die aufkommenden Tränen hinunter zu schlucken und dem Gespräch zu folgen, aber die Wörter prallten einfach an mir ab. Ich fühlte mich einfach so...so...allein gelassen. Ich war furchtbar enttäuscht, hatte aber andererseits auch ein schlechtes Gewissen. Ich sollte mich doch eigentlich für ihn freuen...

Ehrlich Brothers-Verlorene Familie ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt