Kapitel 1

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Leise summte ich zur Musik, die aus meinem Radio dröhnte. Der Regen prasselte auf die Scheiben meines Autos und behinderte meine Sicht. Die Scheinwerfer erleuchteten die Straße nur wenig, da die vielen Bäume selbst das Mondlicht nicht durchschimmern ließen. Straßenlaternen gab es hier nur wenige, die meisten davon flackerten nur noch.

Genervt seufzte ich und schaltete die Scheibenwischer höher, da sie mittlerweile nicht mehr gegen den starken Regen ankamen. Seit einer Stunde war ich nun schon auf der Suche nach dem Haus meiner Großeltern, da dort in einer Woche die Hochzeit meiner Tante stattfinden würde. Ich hatte mir extra ein Navigationssystem gekauft, damit ich mich nicht verfahren würde. Doch anscheinend funktionierte das Gerät hier nicht, weshalb ich jetzt völlig aufgeschmissen war. Leider konnte ich im Dunkeln auch keine Straßenschilder erkennen, die mir den Weg zeigen konnten.

Gerade als ich anhalten wollte, um bis zum Morgen zu warten, gab das Navi ein Geräusch von sich und der Bildschirm leuchtete hell auf. Erleichtert fuhr ich mir durch meine welligen braunen Haare, als mir eine Abkürzung gezeigt wurde und bog nach einigen Minuten auf eine alte, kaputte Landstraße ab.

Eigentlich hätte mir bereits an diesem Punkt klar sein müssen, dass dies keine gute Idee war. Schließlich fing so fast jeder zweite Horrorfilm an, doch wie die Protagonisten in eben diesen Filmen, machte ich mir nichts draus und fuhr einfach weiter die verlassene Straße entlang.

Es kam mir so vor, als kühlte die Luft innerhalb von wenigen Sekunden ab. Ich konnte meinen Atem sehen und auf meiner Haut bildete sich eine Gänsehaut. Zitternd drehte ich die Heizung höher, doch es wurde einfach nicht wärmer. Stirnrunzelnd drückte ich das Gaspedal weiter runter. Ich wollte so schnell wie möglich aus dieser Kälte fliehen.

Plötzlich gab der Motor ein komisches Geräusch von sich und der Wagen wurde immer langsamer. Panisch trat ich auf das Gaspedal, doch es half nichts. Mein Auto kam langsam zum Stehen.

"So ein Mist!", murmelte ich, während ich frustriert auf das Lenkrad schlug.

Da ich mich nicht mit Autos auskannte, hatte ich auch keinen blassen Schimmer, was los war. Hier, mitten im Nirgendwo, würde ich sicherlich niemanden finden, der mir helfen konnte. Per Anhalter konnte ich auch nicht weiter, da hier mitten in der Nacht wahrscheinlich keine Autos längs fuhren. Wahrscheinlich fuhr hier nicht einmal tagsüber jemand lang.

Es blieb mir wohl nichts anderes übrig, als weiter zu laufen. Zwar war es bitterkalt und weit und breit konnte man keine Straßenlaterne sehen, aber ich musste irgendwie an eine befahrene Straße.

Seufzend schnallte ich mich ab, schloss den Reisverschluss meiner Jacke und schnappte mir mein Handy, dass zwar hier keinen Empfang hatte, dafür aber eine Taschenlampe besaß. Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich die Autotür öffnete und aus dem Wagen stieg. Ich schlug die Tür wieder zu und rieb meine Hände aneinander, die ich vor Kälte kaum noch spüren konnte.

Langsam lief ich die dunkle Straße entlang und verschränkte meine Arme vor der Brust, damit mir wenigstens etwas wärmer wurde. Die Taschenlampe spendete mir gerade so viel Licht, dass ich sehen konnte, wohin ich trat. Es hatte mittlerweile aufgehört zu regnen, doch meine Schuhe traten immer wieder in Pfützen.

Nach zehn Minuten Laufen, bemerkte ich, wie etwas feuchtes meine Beine hochkroch. Verwirrt schaute ich nach unten. Mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich ich meine Beine nur noch schwach sehen konnte. Dichter Nebel umschloss mich langsam, sodass mir meine Taschenlampe auch nicht mehr viel brachte. Normalerweise bekam ich nie so schnell Angst, aber diese Situation, in der ich mich gerade befand, kannte ich nur zu gut aus Horrorfilmen. Fehlte nur noch ein brutaler Killer oder eine Horde Zombies.

Ich beschleunigte meine Schritte, um schneller hier raus zu kommen. Immer wieder blickte ich mich ängstlich um, wenn ich ein Geräusch hörte.

Ich war mir sicher, dass ich verfolgt wurde, deshalb rannte ich schon beihnahe. Mittlerweile bereute ich es, nicht im Auto geblieben zu sein. Dort wäre ich sicherer gewesen, als hier draußen, umgeben von Dunkelheit und Nebel.

Ein Knacksen hinter mir ließ mich panisch losrennen. Meine Schuhe klapperten laut auf dem harten Asphalt. Der Wind wehte mir die Haare in das Gesicht und ich konnte nicht sehen, wohin ich lief. Schnell klemmte ich sie hinter mein Ohr.

Als ich einen Lichtschimmer in der Ferne sah, rannte ich so schnell ich konnte dem Licht engegen. Dort musste einfach jemand sein, der mich hier wieder rausholte.

Je näher ich dem Licht kam, desto geringer wurde meine Hoffung. Das Licht stellte sich als eine einzige flackernde Straßenlaterne heraus, die kurz vor dem kompletten Erlöschen stand. Schnaufend blieb ich vor ihr stehen und erkannte nun auch, was sie beleuchtete.

Vor mir befand sich ein großes Schild, auf dem der Name der Gegend stand.

Welcome to Silent Hill

Ein komisches Gefühl breitete sich bei dem Namen in meinem Bauch aus. Es fühlte sich wie eine Art böse Vorahnng an, aber auch Hoffnung. Vielleicht konnte mir dort ja jemand weiter helfen. Ich beschloss, trotz dem schlechten Gefühl, diese Stadt oder dieses Dorf aufzusuchen. Ich konnte gar nicht anders. Meine Füße trugen mich praktisch wie automatisch dort hin.

Vor mir lichtete sich der Nebel etwas, doch immer wenn ich zurück schaute, konnte ich rein gar nichts erkennen durch den dichten Nebel. Allerdings gab es jetzt einige Laternen, deshalb schaltete ich meine Taschenlampe aus, um den Akku meines Handys zu sparen. Hinter mir vernahm ich immer noch Geräusche, doch sie schienen sich zu entfernen, je weiter ich lief.

Ich blickte noch einmal nach hinten und als ich mich wieder umdrehte, schnappte ich erschrocken nach Luft. Ich stand direkt vor einem hohen Zaun, den ich bis eben noch nicht gesehen hatte. Und ich war mir sicher, dass er bis eben auch noch nicht dagewesen ist.

Das, was sich hinter dem Zaun befand, machte mich neugierig und ängstlich zugleich. Dort standen Häuser, die verlassen wirkten. Autos standen wirr auf den kleinen Straßen, die nur vereinzelt von flackernden Laternen beleuchtet wurden. Überall lag Schutt herum, Haustüren standen offen und zerfetzte Gardinen wehten aus eingeschlagenen Scheiben.

Ein kalter Schauer lief mir den Rücken runter. Das merkwürdige Gefühl im Bauch verstärkte sich und ein eigenartiger Geruch stieg in meine Nase. Es roch nach alt, modrig und es schien, als atmete ich Staub ein.

Das musste also Silent Hill sein.

Besonders einladend wirkte dieser Ort auf mich nicht. Die Hoffung, hier Hilfe zu finden war mittlerweile verblasst. Vielleicht konnte ich aber hier übernachten und dann morgen früh wieder verschwinden. Hier gab es sicher ein Bett, auf dem ich schlafen konnte.

Nervös versuchte ich über den Zaun zu klettern, denn ein Tor schien es hier nicht zu geben. Ich fragte mich, wieso Silent Hill von einem Zaun umschlossen war, doch ich wollte die Antwort gar nicht wissen.

"Das werde ich sicher bereuen.", murmelte ich mir tadelnd zu. Ich hatte keine andere Wahl als mir einzugestehen, dass ich verrückt war. Meine Finger umklammerten die Maschen des Zauns während ich mich zitternd auf die andere Seite wagte.

Erschöpft landete ich auf der anderen Seite des Zaunes und klopfte mir die dreckigen Hände an meiner Jeans ab, die vom Nebel mittlerweile feucht geworden war. Kleine Wölkchen verließen meinen Mund mit jedem Atemzug, den ich machte. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in mir breit. Fröstelnd verschränkte ich meine Arme vor der Brust und setzte mich unsicher in Bewegung. Langsam und vorsichtig machte ich mich dann auf die Suche nach einer Schlafmöglichkeit. In den vielen verlassenen Häusern würde ich sicher fündig werden. Der Nebel hatte sich beinahe ganz aufgelöst und meine Augen huschten bei jedem meiner Schritte hin und her. Wachsam beobachtete ich jedes Detail der trostlosen, grauen Umgebung.

Plötzlich spürte ich, wie sich etwas auf meinen Mund drückte. Panisch fasste ich mir dort hin, doch ich konnte nichts spüren. Alle Versuche zu schreien schlugen fehl. Zwei Arme umfassten meine Taille und drückten mich fest gegen einen harten Brustkorb. Wie wild schlug ich um mich, doch der feste Griff ließ mir kaum Bewegungsfreiheit. Ich bekam kaum noch Luft und meine Sicht verschwamm langsam. Dann wurde alles schwarz.

Erstes Kapitel ist da!!!:) Ich hoffe es gefällt euch. Über Kommentare und Votes würde ich mich freuen :) Das Mädchen auf dem Bild ist Naomi Scott. Sie verkörpert April, die Hauptperson der Geschichte.

Das Kapitel widme ich @Chanellldirection, weil ihr Kommentar echt toll war :)

Silent Hill  // L.P. [editing]Where stories live. Discover now