Schrödingers Katze

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Ohne ein weiteres Wort zu wechseln hatten sie sich wieder auf die Suche nach einem Ausgang gemacht. Immer wieder glitt Harrys Blick zu Hermine, ohne, dass er wirklich Einfluss darauf hatte. Er konnte sehen, wie sie angestrengt nachdachte, fast als säße sie mitten in einer schweren Prüfung. Ihre Stirn war gerunzelt und der Blick abwesend, während sie langsam auf ihrer Unterlippe herum kaute.

Harry selbst hatte keine Ahnung, wie es ihm ging, oder was er in diesem Moment fühlte. Er wusste nur, dass er wünschte, sie hätten sich nie von einander getrennt. Es war Chaos, einfach pures Chaos. Sie konnten es nicht gebrauchen- diese Gefühle und Verwirrtheit. Sie hatten eine Mission, eine wichtige Mission, da konnten sie sich doch nicht ablenken lassen... Sie mussten den Umkehrer zu Snape bringen, das war jetzt das wichtigste, beschloss Harry, über all das hier, konnten sie danach nachdenken. Er seufzte. Wenn es doch so einfach wäre.

"Ich verstehe es immer noch nicht.", sagte Hermine nach einiger Zeit. "Da war eben was...ich kann es nicht erklären, aber ich hab was gefühlt."
Harry zögerte. "Du meinst die Wand-Sache, oder?", hakte er sicherheitshalber nach.
Hermine legte den Kopf schief und nickte dann langsam. "Natürlich bei der Wand."
"Oh", Harry rückte seine Brille gerade. "Was denn genau?"

"Eben, als ich mich dagegen gelehnt habe, war da etwas, doch jetzt ist es weg."
Harry zuckte ratlos mit den Schultern. "Mach's doch einfach noch mal."
Hermine hielt inne und fuhr sich durch die wilden Haare. "Warum bin ich da nicht früher drauf gekommen?"
"Vielleicht warst du abgelenkt?"
Hermine konnte ihr leichtes Grinsen nicht verstecken, egal wie sehr sie es versuchte. "Wahrscheinlich."

Sie atmete kurz durch und lehnte sich dann erneut gegen die Wand. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig.
"Hier!", rief sie ihm zu, ihre Hand tastete an der flachen, kalten Wand entlang. "Genau hier!"
"Ich sehe nichts...", murmelte Harry und kniff kurz die Augen zusammen. Der Sprung in einem Glas seiner runden Brille machte es nicht gerade einfacher etwas zu erkennen. Bei Zeiten sollte er Hermine mal fragen, ob sie das wieder hin bekam.

Die Augen des Mädchens mit den unfassbar wilden Haaren funkelten, als sie auflachte. "Natürlich nicht! Darum geht es!"
Harry kratzte sich am Nacken. "Wie?"

Bevor sie antwortete suchten Hermines Finger sich einen Weg über die glatte Wand, den sie genau zu kennen schien, obwohl sich gar nicht hinsah. Sie griff eindeutig nach etwas doch für Harry hatte sie ihre zierliche Hand um nichts als Luft geschlungen.

"Schrödingers Katze.", erwiderte Hermine grinsend. "Zumindest ansatzweise."
Harrys Blick zeigte genug Ratlosigkeit er brauchte nicht noch nachzufragen.
"Der Zustand hat sich geändert, weil ich nicht hingesehen habe- sobald ich hinschaue ist da nichts als eine glatte Wand...genial"
"Also eine Täuschung.", fragte Harry weiter, der sich in diesem Moment ein wenig dumm vorkam.
"Richtig", bestätigte sie. "Hier unten ist nichts wie es scheint..."
Mit diesem Satz drehte sie den nicht sichtbaren Knauf der nicht sichtbaren Tür. Harrys Herz schlug schneller- sie würden hier tatsächlich raus kommen. Der Gedanke an das, was sie danach alles erwarten würde trübte seine Freude nur ein wenig. Ohne den Blick von Harrys Augen abzuwenden drückte Hermine gegen die Wand. Es knarrte langsam und ein Streifen aus blauem, staubigem Licht fiel durch den entstandenen Spalt in den finsteren Raum.

Harry Potter und der Zeitumkehrer (abgebrochen)Where stories live. Discover now