Erinnerungen

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Gemeinsam rannten die drei durch etliche Gänge, unzählige Treppen hinab, hinunter zur großen Halle. Mehrmals wurde das komplette Schloss zum beben gebracht. Die Todesser schienen sich ihren Weg durch die dicken Mauern zu sprengen.
Die, sich normalerweise bewegenden Treppen standen jetzt still. Die meisten Porträts und Gemälde waren leer. Ihre Bewohner geflohen.
Ein entferntes: „Bombarda Maxima!", hallte durch die Gänge, gefolgt von einer Explosion, die Harry kurz von den Füßen hob.

Bald schon hatten sie die große Halle erreicht. Die Tür war verschlossen. Verzweifelt schlug mit beiden Fäusten Ron gegen die Tür.
„Hier ist Harry Potter!", rief er und sofort öffnete sich die Tür so weit, dass sich alle drei durch den schmalen Spalt quetschen konnten.
Die große Halle war erschrecken leer. Es waren maximal zwei Häuser anwesend. Verängstigt und unwissend saßen die jungen Hexen und Zauberer an den leeren, langen Tischen. Es gab vereinzeltes Geflüster, als sich Harry seinen Weg durch die Halle bahnte. Die Kerzen, die unter der sternenlosen, düsteren Decke schwebten, flackerten, als würden sie die Angst aller anwesenden wiederspiegeln. Harry lief herüber zu McGonagall, die immer noch ihren karierten Morgenmantel trug und sich gerade mit ein paar anderen Lehrern besprach.

„Professor, wo sind die anderen?", fragte Harry besorgt.
Ihre Mine war wie versteinert, als sie antwortete. „Mehr sind nicht gekommen."
Harry schluckte und sah sich um, überall sahen ihn verzweifelte Jugendliche an. Ihnen allen stand die gleiche Frage ins Gesicht geschrieben: Was jetzt?

„Wir werden kämpfen.", sagte Minerva McGonagall nach einem kurzen Augenblick, leise aber fest entschlossen, zu ihren Kollegen.
„Wir sind zu wenige...", kam es von Professor Sprout, der Lehrerin für Kräuterkunde, zu ihrer Rechten.
„Entweder, wir kämpfen gegen diese widerwärtigen Todesser oder wir gehen kampflos unter und werden abgeschlachtet wie Vieh!"
Ein loderndes Feuer war in den grau-blauen Augen der streng aussehenden Hexe entfacht.
„A-aber was, wenn er uns am Leben lässt, wenn wir uns ergeben... wenn Ihr-wisst-schon-wer Gnade walten lässt?" Die Worte aus Professor Slughorns Mund klangen so lächerlich, dass Harry fast gelacht hätte, wäre die Situation anders gewesen.

„Und selbst wenn. Ich will nicht in einer Welt leben, in der jemand wie Voldemort regiert!", schnappte McGonagall, wendete sich von Slughorn ab und sprach nun zu den Schülern.
„Ich will nicht in einer solchen Welt leben. Ich kann niemanden dazu zwingen, zu kämpfen und das werde ich auch nicht, aber denkt an diese Schule, denkt an die freie Welt, denkt an eure Freunde und Familie! Denkt daran, dass unser Blut nicht bestimmt, wer wir sind!", rief sie voller Überzeugung.
Stolz und Zuneigung erfüllten Harry, als er seine Hauslehrerin so sah. „Ich werde nicht kampflos aufgeben! Ich werde nicht vor Voldemort kriechen und jeder, der, das auch nicht will, folgt mir und bekämpft diese Monster die es wagen, unser aller Zuhause anzugreifen!"
McGonagall stürmte durch die große Halle und ein Großteil der Schüler folgte ihr. Entschlossen umklammerten sie ihre Zauberstäbe, bereit zu kämpfen. Harry sah Neville Longbottom, Luna Lovegood, Dean Thomas, Seamus Finnigan, die beiden Weasley Zwillinge und viele weitere, so vertraute Personen.

Harry, Hermine und Ron verließen die Halle als letzte. Die schwere Tür, hinter der damals, vor vielen Jahren, Harrys neues Leben angefangen hatte, wurde hinter ihnen versiegelt.
Die Schüler und Lehrer, die McGonagall gefolgt waren, liefen durch den Korridor vor der Halle, durch den Teil des Schlosses, den die Todesser noch nicht erreicht hatten.

Ein schwaches Lächeln lag auf den Gesichtern des goldenen Trios, als sie den Raum passierten, in dem sie in ihrem zweiten Schuljahr Lockharts Wichtel bekämpft hatten.
Die schweigende Gruppe lief über den Hof mit dem Springbrunnen, in dem Draco Malfoy vom falschen Mad-Eye Moody in ein Frettchen verwandelt worden war. Sie kamen an dem Klassenzimmer vorbei, in dem ihnen jahrelang Beschwörung unterrichtet worden war und dem Turm, in dem sich das Büro des Schulleiters befand, in welchem Harry gefühlt die Hälfte seiner Schulzeit verbracht hatte. 

Irgendwann erreichten sie die große Grasfläche, auf der Harry und die anderen zum ersten Mal einen Besen geflogen waren. Die Gruppe aus Hogwarts-Verteidigern verteilte sich und machten sich darauf gefasst, dass der nächste Explosions-Zauber die hohe, dicke Mauer, die sie noch von den Todessern trennte, zum Einsturz bringen würde.

Harry Potter und der Zeitumkehrer (abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt