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Eleventh Hour

Oliver nahm sich eine der Scherben und legte sie auf seinen Nachttisch. Eigentlich hatte er sich gesagt, dass er weiter machen wollen würde.

Er würde weiter leben wollen, da es vieles gibt, was ihn interessiert.

Doch seine Depression, die dunklen Gedanken in seinem Kopf gewannen und zogen Oliver mit sich.

Heute an seinem 19. Geburtstag hielt er es nicht mehr aus. Er hielt es einfach nicht mehr aus.

Diese Furcht vor den Träumen, die Angst vor dem Anruf von Deans Mutter, die ihn ankeifen würde, dass er Schuld wäre. Oliver wusste das bereits für sich selbst, doch es von anderen zu hören, war noch viel schlimmer und verletzender als es von sich selbst zu hören.

Oliver nahm sich die Scherbe vom Nachttisch, mustere das schöne Glas und küsste es kurz. Tränen liefen dem Jungen über die Wangen. Niemand war mehr da um ihn zu retten.

Oliver war alleine.

Oliver war endlich wieder einsam.

Zum perfekten Zeitpunkt war er alleine.

Niemand würde ihn daran hindern sich für seinen Fehler zu bestrafen.

„Wie du mir, so ich dir.", murmelte er leise vor sich hin, ehe er die Scherbe an sein zitterndes Handgelenk ansetzte und langsam drückte,  vertikal in seine Richtung zog und scharf die Luft einatmete.

Das Gleiche wiederholte er bei seiner anderen Hand, nur mit dem Unterschied, dass er deutlich zittriger war und das Blut deutlich mehr spritzte.

Er ließ die Scherbe fallen starrte auf seine Blut verschmierten Arme und ließ sich nach hinten fallen. Er wusste, wie es aussehen würde, wenn er nun wirklich sterben könnte.

Er wusste, dass ich Darm und Blase entleeren, wenn er stirbt, doch das war ihm egal. Ihm war egal, ob er in seiner eigenen Scheiße enden wird. Es war ihm absolut egal.

Oliver ließ sich nach hinten fallen, sah die Decke an, fixierte einen Punkt an ihr, der ihn schon immer gestört hatte.

Die Schmerzen an seinen Armen wurden schwächer, mit aller Kraft hielt Oliver seine Augen auf. Er wusste, dass es nicht lange dauern würde.

Und da, in der letzten Sekunde, der letzte Atemzug, da scheint es dem jungen Oliver, als würde er das Lächeln Deans sehen.

Seit langen war Oliver wieder glücklich.

Für eine Sekunde.

Twelve HoursWhere stories live. Discover now