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Es war wirklich sehr früh am Morgen, wenn es nicht sogar noch mitten in der Nacht war.
Wir mussten extrem früh am Flughafen sein,da wir morgens nach Korea fliegen mussten,sodass es so günstig wie möglich für uns war. Ich war so müde,dass mir nichtmal der alte Trick des kalten Wassers ins Gesicht spritzen half.
Ich band mir meine Haare lustlos zusammen und schnappte mir meinen Koffer, den ich mühsam die Treppen mit herunter schleppte.

Meine Mutter saß bereits unten am Tisch und rührte müde in ihrem Kaffe herum. Ich setzte mich zu ihr und stopfte mir überanstrengt ein Brot in den Mund.
Es war wirklich ziemlich anstrengend so früh schon auf den Beinen zu sein, schließlich war es schon eine Qual jeden Tag rechtzeitig aufzustehen um rechtzeitig in die Schule zu kommen. Und das wäre erst in vier Stunden.

„Warum muss sows immer so früh sein?",seufzte meine Mutter wehleidig und legte ihren Kopf auf den Tisch.
„Versteh ich auch nicht."murmelte ich seufzend,während ich meinen Teller abräumte.
„Es hätte doch später sein können.",hörte ich meine Mutter noch sagen,bis ich ihr Gemeckere ausblendete und mir schonmal meine Jacke und Schuhe anzog.
„Dann wären wir aber auch um so später angekommen.",argumentierte ich.
Seufzend kam sie angelaufen und gab mir,nach einer darauffolgenden Diskussion im Auto, recht.

Obwohl ich extreme Flugangst hatte und nie mehr als höchstens 4 Stunden geflogen bin, war ich noch nicht wirklich nervös und freute mich eher, als wir endlich am Flughafen ankamen. Dort trafen wir auch schon auf Celi und die anderen. Sie standen in einem Kreis vor dem Haupteingang und warteten darauf, dass alle ankamen.
Ich war mal wieder eine der letzten, da meine Mutter es nicht so ganz mit der Pünktlichkeit hatte. Celi stürmte auf mich zu und umarmte mich fest.
„Alex!Ich will nicht ich hab Angst!",beschwerte sie sich. Auch Celi flog nicht gerne, aber wenigstens konnten wir auf dem Flug füreinander da sein und uns beruhigen.

„Jetzt musst du aber,sonst bin ich doch ganz alleine!",lachte ich und umarmte sie zurück.
„Du hast doch deinen tollen Freund!",murmelte sie in meinen Arm."wie heißt der nochmal?"
„Hobi und er ist nur ein Freund.",verteidigte ich mich. „Außerdem zählt er nicht,wir haben uns noch nie persönlich gesehen."

Sie ließ mich los und sah mich ungläubig an.
„Ja genau deswegen ist er auch der einzige mit dem du normal redest.",sagte sie sarkastisch.
"Ich rede nicht normal mit ihm ich stottere total.",protestierte ich und verschränkte meine Arme.
„Hört auf euch über solches belangloses Zeug zu unterhalten und stellt euch lieber an",belehrte uns Frau Kien und deutete auf die Schlange bei dem Check-in.

Wir stellten uns also an und gingen eigentlich davon aus ,dass wir zusammen sitzen konnten, da dem ja meist so war, allerdings hatten wir einen der Angestellten erwischt,dem das Befinden der Leute wohl nicht so am Herzen lag und uns weit weg von einander setzte.
Danke dafür. Ich hoffte wenigstens darauf, dass jemand anders meiner Mitschüler neben mir sitzen würde, damit ich nicht ganz so allein war.

Mit letztendlich nur noch unserem Handgepäck gingen wir dann durch die Sicherheitskontrollen, nachdem wir uns von unseren Familien verabschiedet hatten und ausgerechnet ich wurde für die tolle Aufgabe ausgewählt,vollkommen abgetastet zu werden, sodass alle auf mich warten mussten.

Im Flugzeug lief es auch nicht besser.
Ich musste neben so einem dicken, schmierigen Mann sitzen,der vermutlich gerade Urlaub in Deutschland gemacht hatte und der wirklich nicht nett rüberkam. Er war einer der Personen, die wahrscheinlich nicht einfach so Platz machen würden,wenn ich mal zur Toilette musste.

Ich dachte wirklich es ging nicht schlechter, bis plötzlich jemand in dem Gang direkt neben uns stehen blieb.
Entschuldigen sie aber das ist mein Platz.",informierte er den komischen Mann neben mir, auf koreanisch. Dieser stand wiederwillig auf und suchte anschließend nach seinem richtigem  Platz.

Derjenige, welcher mir gerade den Flug gerettet hatte, setzte sich mit einem seufzen neben mich und öffnete sein MacBook. Er sah ein wenig genervt oder gestresst aus, aber dennoch gab ich ein leises Danke von mir, welches er eigentlich gar nicht hören sollte.

„Gern geschehen...du siehst ziemlich genervt aus.", sagte er auf Englisch und startete sein MacBook. Ich sah etwas erschrocken zu ihm.
Ich sollte nächstes mal einfach meine Dankesaussagung in meinem Kopf ausführen.

Ich betrachtete ihn kurz. Er war unverkennbar Asiate und ich gehe mal davon aus, dass er zudem Koreaner war, weil er ohne jeglichen Akzent koreanisch sprach. Allerdings schien er nur ein wenig älter als ich zu sein.

„Bin ich auch."sagte ich eher zu mir selbst.
Er sah zu mir und sah mich nun interessiert an.
Warum fliegst du denn nach Korea?Siehst ziemlich jung aus.", fragte er und wendete sich wieder seinem MacBook zu.
„Schüleraustausch.",antwortete ich knapp und stöpselte meine Kopfhörer ein. Eigentlich war ich ja wirklich keine Person dafür mit fremden Menschen zu reden, vor allem dann,wenn diese männlich waren, aber weil er mich diese Dinge offensichtlich nur aus Nettigkeit fragte.
„Aha"sagte er schlicht."Und freust du dich schon?",fragte er nun und sah mich nun doch etwas interessiert an.

Ich nickte.
„In welche Stadt wollt ihr denn? Ich gehe mal von Seoul aus oder?"
„Ja genau."antwortete ich.
„Dann viel Spaß dir." sagte er dazu,lächelte kurz,drehte sich jetzt ganz zu seinem MacBook und setzte sich Kopfhörer auf.

Den restlichen Flug verbrachte ich damit Musik hören und so die Zeit gesamte Zeit totzuschlagen.

Exchange Student { j.hs }Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt