Kapitel 10

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Ich war gerade dabei Posy, meinen kleinen Sonnenschein von Schwester, in ihre neuen Klamotten zu stecken, da sie ihre beschmutzt hatte beim Essen, als der Alarm dröhnend durch die Gänge schallte.

Die Stimme von Coin, der Anführerin von Distrikt Dreizehn, schallte mir in den Ohren, als sie einen Bombenangriff des Kapitols auf Dreizehn verkündete. Auch wenn ich bei den Einweisungen nicht wirklich aufmerksam war, war mir klar, dass ich mir schnell Posy schnappen musste und mir einen Weg zu den Bunkern suchen musste. Schnell nahm ich ihre kleine Hand in meine und zog sie aus der Tür.

„Rose! Wo willst du hin?", fragte ich das Mädchen mit den Korkenzieherlocken, das ich nun besser kannte als nur aus Erzählungen. Ich lebte nun gut zwei Wochen in dreizehn und war wie Finnick und Katniss nicht als zurechnungsfähig und geistig verwirrt eingestuft, obwohl ich wohl bessere Nerven hatte als Rose. Zuerst hatte sie gesehen wie ihre Großmutter in den 75. Hungerspielen gestorben war und dann wurde vor ihren Augen Annie ins Kapitol verschleppt. Ins Kapitol... Wo sie gefoltert wurde... Wie Peeta, wie Kathrin... Wie Darius. Seit ich davon gehört hatte, dachte ich wieder öfter an ihn, den Mann, der wegen mir in die Fänge des Kapitols gelangt war, wegen eines Briefes... Eines verdammten Briefes! Und es war meine Schuld, alleine meine.

Ich nahm Rose' Hand und zog sie zusammen mit Posy die Treppe herab. „Lily! Lily!", rief Liam hinter mir aufgeregt. Ich konnte nicht stehen bleiben, sie hätten Posy zu Tode getrampelt und mich wahrscheinlich noch dazu. Trotzdem verlor ich Rose Hand bei dem Versuch mich nach ihm um zu blicken. Posy wurde plötzlich hochgehoben und ich geriet einen Moment in Panik. Doch dann wurde mir klar: Liam hatte es zu uns geschafft. „Komm, schnell", meinte er sanft und eilte weiter mit mir nach unten.

Ich nahm fest seine Hand und ließ mich von ihm nach unten führen. Ich fühlte mich immer eingeengter und entweder bildete ich es mir ein oder es war wirklich so, dass die Luft immer dünner wurde, je weiter man nach unten kam. Auf der Hälfte der Treppe ging die Notbeleuchtung an. Ich spürte, wie sich meine Kehle zuschnürte und krallte mich beinahe an Liams Hand. Er schien immer schneller zu werden, langsam fiel es mir schwer mit ihm mitzuhalten. Ich blickte kurz zu Posy. Sie hatte Angst, einige Tränen kullerten über ihre Wangen, aber ihr ging es gut und sie krallte sich fest an Liam. Sie vertraute ihm und das war gut so. Ich lächelte ihr aufmunternd zu und hastete dann weiter.

Endlich hatten wir die Tür erreicht und ich atmete tief durch. Was für ein Glück. Ich wurde hindurchgeschoben und verlor Liam kurz, doch er fand mich schon bald wieder und ich drückte ihn kurz an mich und nahm Posy dann entgegen.

„Ich gehe mal nach Mum und den Jungs schauen... Sie sind bestimmt schon da", murmelte ich seufzend und nahm Posy fest bei der Hand.

„Okay", meinte er leise, „Ich... Ich schaue dann mal, wie Finnick klarkommt und ob er Hilfe braucht. Ich komme dann wieder zu dir." Er lächelte mich schwach und aufheiternd an und gab mir einen kurzen, sanften Kuss, ehe er langsam verschwand.

„Dann schauen wir mal nach Mummy, ja?", fragte ich Posy leise.

Sie nickte leicht und klammerte sich leicht an meine Hand, während wir uns in die Schlange stellten, um nach unserem Bereich zu fragen. „Liliana und Posy Hawthorne", sage ich zu der Frau. Sie schaut kurz auf ihre Liste. „Ihre Mutter und ihr Bruder Vick sind bereits da." Dann erklärte sie uns den Weg zu unserer Unterkunft und ich machte mich schnell auf den Weg dorthin. „Na komm, Posy. Ist doch eigentlich ganz aufregend... Oder? Ein Abenteuer", versuchte ich sie halbherzig aufzuheitern und führte sie weiter zwischen den ganzen Menschen durch.

„Ich habe Angst... Hier ist es stickig...", ihre Stimme war zittrig und leise.

„Ich weiß... Ich weiß, aber bald ist alles gut... Wir sind hier sicher." Ich blicke zweifelnd zur Decke. Ich log nicht mehr gerne über das, bei dem ich mir selbst nicht sicher war, aber die Decke war bestimmt sicher... Die würden die paar Bomben schon aushalten, hoffentlich.

Die Tribute von Panem - Falsches SpielWhere stories live. Discover now