•Dreißig•

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...von Kreischattacken und Schoko-Erdbeeren.

Der Weg, den wir gerade gingen kam mir vertraut und gleichzeitig fremd vor. Marls und ich hatten beschlossen, die ganze Sache jetzt gleich zu klären und um den Rumtreibern und damit auch komischen Blicken und Fragen aus dem Weg zu gehen, wollten wir in Marls, Marys, Shannons und früher auch mal meinen Schlafsaal gehen.

Ich war dort schon länger nicht gewesen, da ich mich mit Mary meist mit den Jungs in den Schulsprecherräumen getroffen hatte und ich auch nicht wirklich Lust gehabt hatte, Marlene über den Weg zu laufen.

Dort oben angekommen, setzten wir uns auf mein altes Bett, dass zu einer Sitz- und Entspannungsecke umfunktioniert worden war. auch wenn niemand James' und meine Kissen topt, waren diese hier auch ganz bequem.

Ich lächelte Marlene an und sagte vorsichtig: "Ich will jetzt nicht alles wieder zerstören, aber irgendwann müssen wir das klären. Was war mit dir los?"

"Also..", fing Marks schließlich nach einer kurzen Pause, in der sie sich anscheinend sammelte, an zu erklären und ich hörte ihr gebannt zu.

Sie fing damit an, mir zu erzählen, wie sie Louis kennengelernt hatte, von dem Eiscafé und wie die Liebe sie mit einem Schock getroffen hatte.

Sie beschrieb das Gefühl, das wohlig warme Gefühl, dass sie in seiner Nähe gespürt hatte und ihre Sehnsucht nach ihm. Sie zeigte mir die Briefe, die er ihr in den Ferien alle geschrieben hatte. Ich musste zwar zugeben, dass das süß war, aber der Inhalt dieser Briefe war doch eher oberflächlich und kitschig.

Sie schwärmte immer weiter von ihm und von den Geschenken, die er ihr immer machte. Dann verriet sie mir, dass sie jedoch die letzten zwei Packungen Schokolade nicht gegessen hatte, da sie für ihn eine Diät machte.

Schließlich sagte sie mir, dass für sie Louis immer mehr in den Mittelpunkt geraten sei und sie alles andere langsam aber sicher vergessen hatte. Hier brach sie in Tränen aus und ich umarmte sie tröstend.

"Danke", schniefte sie, "ich hab das eigentlich gar nicht verdient. Ich war so gemein und egoistisch zu dir. Ich weiß einfach nicht was mich geritten hat."

"Shht", machte ich und strich ihr beruhigend über den Rücken, "wir machen alle mal dumme Sachen und das ist Okay."

Eine gefühlte Ewigkeit verharrten wir so, aber weder ich noch Marls wollten den Gegenüber loslassen. Ich hatte sie einfach so vermisst! Wie hatte ich nur je glauben können, ich könnte ohne sie?, fragte ich mich selbst.

Plötzlich öffnete sich die Tür und wir schraken beide hoch und somit auseinander. Es war nur Shannon, die kurz etwas von ihrem Schreibtisch nahm, der so aussah, als hätte ein Tornado darüber gefegt, und sich dann, ohne uns groß zu beachten oder zu bemerken, wieder aus dem Staub machte.

Als die Tür hinter ihr zufiel blickten Marls und ich uns kurz an und musste dann automatisch anfangen zu lachen. Wir wussten nicht genau warum, aber das Ganze hier war so befreiend. Für einen Moment fiel die gesamte Anspannung und Last von meinen Schultern und ich fühlte mich wie vor sechs Jahren.

Damals, als die Voldemort-Bedrohung noch in der Ferne lag und ich noch nicht den Lernstress hier hatte. Der Gedanke, dass ich mich damals über die paar Hausaufgaben aufgeregt hatte, wirkte nun lächerlich.

"Aber jetzt bist du dran", forderte Marls mich auf, nachdem sie das Lachen einigermaßen hinter sich gelassen hatte, "was hab ich so verpasst?"

Ich überlegte kurz, wo ich anfangen sollte. Es war so viel passiert in letzter Zeit und dann begann ich einfach mit der Pause bevor wir uns zerstritten hatten.

Als sie von dem Spiel hörte, sah sie mich ungläubig mit einer hochgezogene  Augenbraue an. Anscheinend hatte sie mir sowas nicht zugetraut. Die Augenbraue blieb allerdings nicht lange oben, sondern wurde von einer Kreischattacke abgelöst, die mit wild auf dem Bett herumspringen begleitet wurde.

Das, was sie kreischte war hauptsächlich 'JIIILLYY' 'ICH WUSSTE ES' oder 'WARUM ERFAHR ICH DAS ERST JETZT?'.

"Komm mal runter", sagte ich und verdrehte dabei leicht genervt meine Augen. Dass die immer alle gleich so übertreibe  müssen.

"WIE SOLL ICH BITTESCHÖN RUNTERKOMMEN? ICH SHIPPE EUCH SCHON SEIT GEFÜHLT TAUSEND JAHREN UND JETZT WIRD DAS ENDLICH REALITÄT!", schrie sie weiter und ich hielt mir die Ohren zu und zischte sie an:

"Selbst wenn da was läuft, wäre ich dir dankbar, wenn das nicht gleich ganz Gryffindor weiß!" Damit zog ich sie am Arm hinunter, so dass sie wieder auf dem Bett saß und blickte sie böse an.

"Tschuldigung", murmelte sie zähneknirschend, aber das breite Lächeln verließ trotzdem nicht ihr Gesicht.

Schließlich sprang sie auf und rief freudig: "Ich habe die perfekte Idee, was wir jetzt machen!"

"Und das wäre?", fragte ich neugierig. "Ich scheiße jetzt mal auf meine Diät, hol die Schokolade von Louis, du klaust Erdbeeren aus der Küche und wir benutzen dein super tolles Muggel-Schokolade-Schmelz-Dings. Ist das nicht der perfekte Plan?"

Ich grinste. Das klang wirklich perfekt! Während Marls begann, ihren Koffer zu durchwühlen, um die Schokolade zu finden, die sie bestimmt so weit versteckt hatte, dass sie nicht auf die Idee kommen würde, sie zu essen, sprang ich auf und machte mich auf den Weg zur Küche.

Dort angekommen begrüßte ich erstmal die Elfen und beglückwünschte ein Elfenpaar, dass vor kurzem ein Kind zur Welt gebracht hatte. Eigentlich fand ich es unmenschlich, sie dann trotzdem weiterarbeiten zu lassen, aber James, Marls und Sirius hatten mir schon alle drei klargemacht, dass die kleinen Wesen unglücklich werden und sich teilweise auch schon umgebracht hatten, wenn sie nichts zu tun haben.

Als ich mit einem Korb voll Erdbeeren schließlich in unseren Flur einbog, stand Marls schon grinsend mit zwei Schachteln voller Schokolade vor dem Porträt, dass zu den Schulsprecherräumen führte.

Ich sagte das Passwort und schob das Bild zur Seite, sodass wir eintreten konnten. Der Vorraum war leer, aber man konnte aus James' Zimmer gedämpfte Stimmen hören.

Wir ignorierten diese und begaben uns in mein Zimmer. Marls ging noch einmal zurück nach vorne, um ein paar von den Kissen zu holen, während ich das Schokofondue-Set aus meinem Koffer wühlte, dass mir meine Mutter zu Weihnachten geschenkt hatte.

Mit meinem Zauberstab zündete ich vorsichtig die Teelichter an und Marls begann, die Schokolade in die Schüssel zu bröseln.

Als diese nach einer Weile einigermaßen flüssig war, spießten wir die Erdbeeren auf und genossen die beste Mischung des Universums:Erdbeeren mit Schokolade.

Als wir genug still genossen hatten, fingen wir an weiter zu reden. Wir redeten nicht über irgendwelche Themen, die groß Relevanz hatten, sondern redeten einfach, um zu reden.

Das Reden wurde immer wieder von Lachern unterbrochen und ich hatte schon zum fünften mal den Zauberstab gezückt und die Schokospritzer weggezaubert, die die Lachanfälle verursachten.

Ich wusste nicht genau wie, aber irgendwie waren wir beim Thema Kräuterkunde angelangt, obwohl zumindest ich dieses Fach abgewählt hatte, als sich die Tür öffnete und zwei Köpfe mit schwarzem Haar neugierig zu uns hinein blickten.

Mein Blick fiel zuerst auf James und plötzlich machte sich ein wohliges Gefühl in mir breit. Ein Verlangen, dass ich so noch nie gespürt hatte. Ich war nicht mehr Herr über meinen Körper und dieser hatte gerade nur ein Ziel:

James Potter küssen!

J.I.L.Y.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt