•Fünfzehn•

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...von Krankenflügel-Besuchen und tröstenden James.

Heute war DER Tag, wie Marls es so schön betonte. Heute war eigentlich ein ganz normaler Sonntag, den ich zum Lesen, Lernen und Faulenzen verwenden wollte. Doch meine liebe beste Freundin hatte ja heute ihr Date mit dem super Ravenclaw. Zu meinem Glück war Mary in Sachen Vorbereitung um einiges besser als ich und wurde so an meiner Stelle eingespannt.

Ich machte mich also auf den Weg zur Bibliothek, um mir ein paar Bücher zu holen. Darunter auch zwei über Werwölfe. Ich hatte auch schon mit Marls darüber reden wollen, dass ich dem Ziel ziemlich nahe war, doch die hatte ja nur ihren Louis im Kopf.

Langsam bekam ich echte Hassgefühle gegen ihn, die sogar fast die gegen James übertrumpften! Ich sollte vielleicht mal mit den Rumtreibern über einen klitze kleinen Streich gegen diese Dummtorte aus Ravenclaw reden.

Mit mindestens acht Büchern im Arm kam ich in den Schulsprecherräumen an. Von James und seinem Anhang war nichts zu entdecken. Dann würde ich halt später mit ihnen über das Biest, in das meine beste Freundin so verschossen war, reden und jetzt erstmal die Ruhe genießen!

James:

Tatze und ich kamen gerade vom Mittagessen, Moony war noch kurz in die Bibliothek gegangen, als wir einen Schrei hörten. Einen herzzerreißenden Schrei, der uns erschaudern ließ. Wir sahen uns kurz gegenseitig an und rannten dann gleichzeitig in die Richtung, aus der der Schrei kam.

Wir betraten den Gang von dem auch die Schulsprecherräume abgingen und waren geschockt! Auf dem Boden lag ein blutüberströmtes Mädchen mit roten Haaren. Mein Herzschlag setzte kurz aus.

Bitte nicht sie, flehte ich in Gedanken.

Tatze hatte wohl kurz den gleichen Gedanken gehabt, doch dann schüttelte er den Kopf. Lily kam nämlich gerade den Gang entlang gerannt und blickte uns erst fragend und dann fassungslos, als sie das am Boden liegende Mädchen sah.

"Wart ihr das..?!", sie wurde erst kreidebleich und dann knallrot vor Wut. Ihre grünen Augen sprühten Funken.

"SAG MAL, GEHTS EUCH NOCH GUT?! STREICHE SPIELEN IST JA SCHÖN UND GUT, ABER DAS HIER GEHT DEFINITIV, DEFINITIV ZU WEIT! WISST IHR EIGENTLICH.." Weiter kam sie nicht, denn Tatze unterbrach sie einfach:

"Lily, denkst du wirklich, wir würden so etwas tun? Wir waren gerade auf dem Weg nach oben, haben diesen Schrei gehört, sind ihm nachgegangen und haben das hier vorgefunden. Apropos, sie muss sofort in den Krankenflügel."

Lily nickte nur kurz und brachte dann das Mädchen, von dem ich immer noch nicht wusste, wer es war, mit einem 'Wingardium Leviosa' in die Luft und auf direktem Wege in den Krankenflügel. Tatze und ich folgten ihr.

Dort angekommen kümmerte sich Poppy sofort um sie und wir setzten uns in den 'Wartebereich', da wir nicht stören wollten. So saßen wir nun alle da und schwiegen uns beklommen an. Jedem stand die Sorge im Gesicht, als Lilys zartes Stimmchen, das gerade eher krächzte, die Stille durchdrang:

"Entschuldigung, dass ich euch sowas zugetraut habe, aber ich kenne Emmeline schon recht lange und da sind bei mir einfach die Sicherungen durchgebrannt", sie räusperte sich, "außerdem hat sie von hinten ziemliche Ähnlichkeiten mit mir und da sie heute nur zufällig in diesem Gang war um mich zu besuchen und zudem noch Reinblütig ist, dachte ich, ihr oder wer auch immer das war, hatte es auf mich abgesehen."

Am Ende brach ihre Stimme wieder. Jetzt wusste ich auch wieder, wer das Mädchen war. Emmeline Vance, die Vertrauensschülerin von Ravenclaw. Mit ihr war ich auch schon einmal auf einem Date gewesen, da ich sie wirklich mal mit Lily verwechselt hatte und wir dann aus Spaß entschieden hatten, als Freunde auszugehen, als ich bemerkt hatte, dass sie doch nicht mein grünäugiger Schwarm war.

"Wir nehmens dir nicht übel", sagte ich, "viel wichtiger ist es jetzt, herauszufinden, wer das war und ob er oder sie es wirklich auf dich abgesehen hatte. Achja, und dass es Emmeline wieder besser geht." Tatze stimmte mir nickend zu.

"Um Emmeline wird sich Poppy auf jeden Fall gut kümmern und ich glaube nicht, dass wir ihr da viel helfen können", sagte Lily mit immer noch leicht angeschlagener Stimme, "also warum gehen wir nicht hoch und sprechen dort? Da kann es wenigstens keiner mitkriegen."

Oben angekommen, räumte Lily erstmal einen riesigen Stapel an Büchern und Pergament weg. Mir entging nicht, dass sie sich das Animagus-Buch wohl nochmal ausgeliehen hatte und dazu auch noch zwei Hintergrundlektüren zum Thema Werwolf. Das war auf jeden Fall nicht gut für Remus' und unser Geheimnis.

Auch Tatze schien es bemerkt zu haben, denn er warf mir einen Blick zu, der bedeutete, dass wir heute Abend noch ein Gespräch mit Remus zu führen hatten. Ich nickte kurz und unauffällig, um ihm zu zeigen, dass ich verstanden hatte.

"Also", sagte Lily, die anscheinend nichts von unserem kleinen 'Gespräch' mitbekommen hatte, "wer glaubt ihr, könnte das gewesen sein?"

"Wenn er oder sie es wirklich auf dich abgesehen hatte, dann schätze ich, dass es ein Slytherin gewesen war, der die Ansichten meiner lieben Familie teilt, wenn es nicht sogar ein Familienmitglied der ehrenwerten Familie Black war", meinte Tatze und es wunderte mich, dass er vor Lily so offen über seine Familie sprach, doch Lilys Blick sagte mir, dass sie Bescheid wusste. Wahrscheinlich hatten die Beiden sich über ihre 'wunderbaren' Familien ausgetauscht.

"Sorry, dass ich das jetzt sage, aber ich denke, dass auch Snape etwas mit der Sache zutun hat", äußerte ich meine Gedanken. Ich hatte fest damit gerechnet, dass Lily protestieren und mich anschreien würde, doch sie nickte nur traurig und blickte auf ihre Hände.

Sie tat mir furchtbar Leid. Zuerst ihre Schwester, die ihr klargemacht hatte, dass sie nicht 'normal' war und nicht in die Muggelwelt gehörte und dann Snape, ihr ehemaliger bester Freund, und die anderen Reinblutfanatiker, die ihr mit solchen Aktionen klarmachen wollten, dass sie nicht in die Zauberwelt gehörte.

Einem komischen Impuls folgend lehnte ich mich vor und umarmte sie vorsichtig. Widererwartend stieß sie mich nicht mal weg, sondern drückte sich nur dichter an mich. Ich spürte ihre Tränen an meiner Brust und strich ihr vorsichtig über den Rücken.

Tatze stand vorsichtig auf und verließ mit den Worten "Ich gehe mal zu Dumbledore und rede mit ihm über den Vorfall und unsere Vermutungen" den Raum. Man hörte kurz das Portrait hinter ihm zufallen, dann war es wieder still.

Still bis auf Lilys leises Schluchzen und meinen gemurmelten, tröstenden Worten.

J.I.L.Y.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt