•Zweiundzwanzig•

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...von zwei Dummtorten und wandernden Sekundenzeigern.

Heute war Montag, der 19.9. Oder auch der Tag, an dem das 'Spiel' begann.

Ich befand mich gerade vor dem Klassenraum und wartete, mein Blick an die Uhr geklebt, auf James. Zwei Meter neben mir befanden sich ein gewisser Rawenclaw und eine gewisse ehemalige beste Freundin, welche auch ein Grund waren, warum ich so verkrampft auf die Uhr starrte.

Noch Acht Minuten bis Unterrichtsbeginn. Ich konnte ja wohl kaum von ihm erwarten, dass er so früh kam, aber dennoch wurde ich langsam aber sicher nervös. Was, wenn er es vergessen hatte? Ich hatte ihn zumindest nicht nochmal daran erinnert.

Das Wochenende war eigentlich Ereignislos verlaufen: Ich hatte viel gelesen, ein bisschen was mit Mary unternommen und sogar einmal, als ich bei der Mission 'James aus dem Weg gehen' gescheitert war, waren wir mit den Rumtreibern Butterbier trinken.

Das einzig Nennenswerte war ein kleiner Vorfall mit Bitchy1 und Bitchy2: Mary und ich kamen gerade uns laut über Nagellackfarben unterhaltend den Weg vom Quidditch Feld, wo wir von Remus, der keine Lust gehabt hatte, seinen beiden Kumpels alleine beim Training zuzusehen, hin gezwungen worden waren, als wir eine vertraute Stimme außerhalb dem Geheimgänge, in dem wir uns gerade befanden, hörten.

Nebenbei fiel mir auf, dass ich schon voll automatisch die Geheimgänge benutzte. Die Rumtreiber hatten wirklich einen schlechten Einfluss. Obwohl, was war an Abkürzungen denn schlecht?

Die Stimme kam uns leicht bekannt vor, hatte etwas sehr quitschig-schrilles an sich und gehörte zu einem Blondinchen der feinsten Art. Dorcas war gerade dabei, ihrer BFFIUE oder so ähnlich eine totaal tolle Story zu erzählen. Folgendes verließ ihren Mund:

"Heeest Süße, also, was ich dir nur erzählen wollte: Du kennst doch diesen Looser aus Rawenclaw. Ja, der, dem du letztes Jahr ne Abfuhr verpasst hast", man konnte das Kaugummi sehr schön raushören, "naja egal, auf jeden Fall ist der jetzt mit dieser Schlampe aus Gryffi zusammen. Du weißt schon, das Anhängsel von dem roten Wischmopp, der Jamesiiiiee erst nen Liebestrank verabreicht, der ihm diese Geschmacksverwirrung gebracht hat und jetzt vorgibt, ihn zu hassen. Lächerlich!"

Dieses Mädchen hatte damit, wie mir sofort auffiel, in etwas mehr als drei Sätzen ein paar Dinge bewiesen:

1. Sie war ziemlich hohl.

2. Sie hatte eine blühende Fantasie, wenn es darum ging zu erklären, warum 'Jamesiiieeee' und 'Siiiriii', nicht unsterblich in sie verliebt waren.

Und 3. Sie hatte gerade ein ziemliches Problem, denn weder Mary, noch ich würden das auf uns sitzen lassen und wir hatte die Rumtreiber im Boot, was definitiv schlecht für die Beiden war.

Achja und 4. Sie war nicht ganz so aktuell. Dass Marlene mit Louis zusammen war, wusste schon so gut wie jeder, was aber auch nicht schwer war, da die Beiden ihre Beziehung nicht gerade geheim hielten.

Danach kam dann nur noch die Szene, in der Mary und ich aus dem Geheimgang traten, die beiden Dummtorten ignorierten und uns lautstark über das 'anstehende Treffen mit den Rumtreibern in Hogsmeade' unterhielten, das ihnen die drei 'Hotties' schon seit Jahren so regelmäßig absagten, wie ich James Datefragen. Das war dann übrigens auch das einzige Mal, wo das 'aus dem Weg Gehen' scheiterte, da wir uns natürlich wirklich mit den dreien verabredeten, um nicht total blöd dazustehen, falls Dumm und Dümmer uns über den Weg laufen würden.

Noch drei Minuten. Langsam wurde es echt knapp. Mein Blick kreiste einmal kurz suchend durch die Menge. Kein James. Und die Tatsache, dass weder Sirius noch Remus anwesend waren, verschaffte mir das Gefühl, dass die Drei etwas planten. Vollmond war da eher unwahrscheinlich, da Remus' Verwandlung erst nächste Woche Dienstag wieder stattfinden würde.

Noch eineinhalb Minuten. Ich hatte das Gefühl, dass man schon McGonagalls klackernde Schuhe energisch kommen hören konnte und der Sekundenzeiger bewegte sich erbarmungslos auf die Zwölf zu.

Ich war ein wenig enttäuscht! Ich hatte zwar keine Lust auf das Date und wusste mit meiner Hogsmeade-Zeit weitaus Besseres anzufangen, aber dennoch hätte er sich schon ein wenig anstrengen können. Die Aufgabe war machbar!

Kurz bevor der Zeiger seine Runde vollendet hatte, hörte man auf einmal Getrappel, dass das energische Klackern ein- und überholte. Und nur Millisekunden später tauchten zwei schwarze und ein dunkelblonder bis hellbrauner Haarschopf auf.

James Augen blickten sich suchend um und als er mich erblickte, fing er an zu strahlen, bevor er grinsend erst auf die Uhr und dann auf die heraneilende Gonnie zeigte. Automatisch musste ich auch grinsen und kam auf ihn zu.

"Die erste Stunde hab ich dann wohl erfolgreich und pünktlich abgeschlossen", flüsterte er in mein Ohr und ich musste Lachen. "Knapp, mein Lieber, sehr knapp", sagte ich und zog ihn am Arm mit zur zweiten Reihe, weil ich heute mal keine Lust auf die Erste hatte, da ich ungestört mit ihm reden wollte.

"Zu früh kommen ist auch nicht pünktlich", sagte er augenverdrehend, schmiss sein Tasche auf den Platz neben mir und ließ sich dann auf ebendiesen fallen. Gonnie betrachtete uns mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem leichten..Irrte ich mich oder war das da wirklich ein Lächeln auf den Lippen der strengsten Lehrerin von ganz Hogwarts?

Während McGonagall das neue Thema, Animagi, welches wir schon mal gehabt, aber jetzt in erweiterter Form wiederholten und welches James und ich im Schlaf beherrschten.

Ich, weil ich mich durch mehr als drei ziemlich dicke Bücher zu diesem Thema gewälzt hatte, zum Teil auch aus der verbotenen Abteilung, aber Slughorn ließ mich so gut wie alles daraus holen, und nun mehr als informiert war. Und James, weil..nunja, ich denke nicht, dass ich das erklären muss.

Anders gesagt: Wir hatten nichts zu tun.

Die Entscheidung von mir, sich nicht in die vorderste Reihe zu setzten war also mehr als weise gewesen. Ich blickte mich einmal kurz um und bemerkte, dass alle entweder verwirrt zur Tafel starrten oder eifrig mitschrieben. Außer Remus und Sirius, die schon in eine Partie des beliebten Muggelspiels 'Galgenraten' verfallen waren. Normalerweise hätte es mich gewundert, dass Sirius ein Muggelspiel kannte, aber seit dem Abend vor ein paar Tagen, sah ich ihn in vielerlei Hinsicht anders.

Ich sah aus dem Augenwinkel, wie James etwas auf das Stück Pergament vor sich kritzelte und neugierig lehnte ich mich vor, um es zu lesen, wurde allerdings von McGonagall unterbrochen, die jetzt anscheinend ganz dringend von mir wissen wollte, ob man sich in jedes beliebige Tier verwandeln könnte.

"Nein, Professor, die Animagigestalt spiegelt den Charakter eines Menschen wieder. Ebenso wie der Patronus", leierte ich leicht genervt runter und wand mich dann wieder dem Pergament zu.

Darauf stand in einer zugegeben nicht gerade hässlicher Schrifft, die ich noch aus etlichen Gedichten und Liebesbriefen kannte:

Wann planen wir die Rache an den beiden Nervensägen? Ich konnte das Rumtreiberfunkeln in seinen Augen schon fast spüren, doch auch ich hatte so richtig Lust auf einen kleinen Zickenkrieg mit Hilfe der Rumtreiber! Ich schnappte mir schnell meine Feder und kritzelte darunter:

Sobald wie möglich!

J.I.L.Y.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt