Ich fühle mich schrecklich sie so verletzt zu haben. Falls ich es je schaffen sollte hier rauszukommen, dann mache ich es irgendwie wieder gut.

Ich höre wie sich die Tür erneut öffnet und denke nun kann ich endlich wieder in mein Zimmer, doch ein mir unbekannter Mann betritt den Raum. Doch ohne ihn je gesehen zu haben, weiß ich wer es ist. Die Ähnlichkeit ist verblüffend.

Louis' Vater setzt sich mir gegenüber. Was will er hier? Er kennt mich nicht, er weiß nichts über meine Beziehung zu seinem Sohn. Warum sollte er sich für mich interessieren?

„Du fragst dich sicher warum ich hier bin, nicht wahr?", beginnt er und ich versuch jegliche Emotion zu unterdrücken. Ohne ihn zu kennen weiß ich, dass ich ihn hasse. So wie er Louis behandelt hat, kann er nur ein schlechter Mensch sein.

„Ach ja, ich habe schon gehört, dass du dich weigerst zu sprechen. Aber dein Blick am Anfang war genug um deine Gedanken zu erraten. Ich habe Bilder gesehen auf denen dir jemand eine Waffe an den Kopf hält und zufällig ist dieser jemand mein Sohn."

Mich wunderte es, dass er so offen darüber sprach. Ich dachte sein Sohn sei ihm peinlich oder egal. S wie ich meiner Mutter. „Warum hat er die Waffe auf dich gehalten? War es seine Idee oder deine? Ich hab gesehen wie er dich anschaut. Er liebt dich. Keineswegs hat er dich nur als Geisel benutzt. Und wenn doch, dann ist er ein äußerst schlechter Geiselnehmer."

Wut kocht in mir auf, doch ich versuche es zu verbergen. Ich werde definitiv nicht vor ihm einen Wutanfall bekommen. „Und du liebst ihn auch, dein Blick verrät dich. Wie süß. Zwei Abtrünnige finden sich bei den Rebellen und lernen sich zu lieben. Könnte ein neuer Blockbuster werden."

Er lacht und schaut auf das volle Tablett vor mir. „Du isst nichts, mh? Was würde Louis denn dazu sagen, dass sein Liebling sich zu Tode hungert? Weißt du, eigentlich ist es schade, dass ihr euch nicht schon vorher getroffen habt. Du wärest eine äußerst gute Partie gewesen. Und so wie er dich auf den Bildern ansieht, hätte er sicher mehr Ehrgeiz für seine Karriere gezeigt."

Ich frage mich worauf er hinaus will? Ich verstehe nicht, was er hier will. Ich versuche irgendwas in seinem Gesicht zu lesen, doch er zeigt keinerlei Emotionen.

„Aber er hat sich ja dazu entschieden ein Versager zu werden. Schließt sich diesen dämlichen Rebellen an und schafft es jetzt nichtmal seine eigene Freundin zu beschützen. Ich wusste immer schon, dass aus diesem Verlierer nichts wird."

Nun platzt mir der Kragen. Ich springe auf und haue mit den Fäusten auf den Tisch. Der Stuhl hinter mir kracht zu Boden.

„Das reicht! Niemand redet so über Louis", schreie ich ihn an. „Er ist der wahrscheinlich unglaublichste Junge, den ich je getroffen habe. Der einzige Verlierer hier sind Sie. Sie haben alles verloren und nicht zuletzt ihren einzigen Sohn. Sie glauben sie haben alles, doch sie haben nichts, niemanden der sie liebt. Sie haben kein Rückgrat, keine Skrupel. Sie sind ein grausamer Mensch. Also wagen sie es nie wieder so über Louis zu reden, er steht wenigstens zu seinen Überzeugungen."

Meine Hand schnellt in die Höhe und ich verpasse ihm eine. „Unser kleines Biest kann also doch reden. Falls du Louis mal im Gefängnis wiedersehen solltest, grüß ihn von mir", lacht er dreckig und geht in Richtung Tür.

Ich will hinterher und ihm noch eine verpassen, doch ein Polizist hält mich auf. Wie wild schlage ich um mich, bis er meine Hände mit Handschellen fixiert.

In diesem Moment wurde mir klar, dass genau das sein Plan war. Mich aus der Fassung zu bringen. Er wusste Louis wäre schlau genug mich gewähren zu lassen, da ich keineswegs als Täterin dastand, sondern als Opfer.

Doch das hat sich soeben geändert, ich hatte seinen Vater angegriffen und hatte mich somit offiziell strafbar gemacht. Und das würde bedeuten, Louis würde versuchen mich zu holen und das war sicher keine gute Idee.

Er wollte Louis treffen, indem er mich wegsperren lässt. Meine Wut auf ihn wächst nur noch mehr. Doch ich bin noch wütender auf mich selbst, dass ich es zugelassen habe.

Mein Vater kommt in den Raum. „Keira, was hast du getan?", fragt er entsetzt. Ich blicke zu Boden. „Es tut mir leid", ist das einzige, was ich über die Lippen bringe. Zu mehr habe ich auch keine Chance, denn der Polizist drängt mich in Richtung meines Zimmers und weg von meinem Vater.

Als ich dort bin, nimmt er die Handschellen ab du ich lege mich auf mein Bett. Tränen strömen über mein Gesicht. Ich hasse mich selber dafür, dass ich Louis in Gefahr gebracht habe, dass ich meinen Vater enttäuscht habe, dass ich Lucy verletzt habe und dass ich auf ein Arschloch wie Louis Vater reingefallen bin.

Wie gern hätte ich jetzt jemanden, der mich in den Arm nimmt und sagt, alles wird gut. Doch das hast du dir selbst verbockt, Keira. Du wolltest keine Hilfe annehmen, also musst du jetzt auch die Konsequenzen tragen.

Zwar schien es für den Moment richtig, Louis Vater eine reinzuhauen, doch im Nachhinein war das noch dümmer als das mit meinem Tattoo. Was habe ich mir nur gedacht? Warum habe ich mich von ihm provozieren lassen?

Vorwürfe schwirren durch meinen Kopf, gemischt mit Ideen wie ich hier rauskommen soll. Oh Keira, was hast du nur getan?



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