Kapitel 3

2.9K 116 11
                                    

Noch ehe die Reise begann, packte ich Maßband, Stift und Notizbuch aus und nahm bei der Lady Maß. Sie hatte eine ähnliche Figur wie ich, obwohl sie zwei Jahre älter war. Nur ihr Bauch zeigte schon eine sichtbare Wölbung, die mir vorher nur nicht aufgefallen war, da Eleanor ein weites Kleid getragen hatte. Sie zeigte mir auch das Hochzeitskleid ihrer Mutter, ein Ungetüm mit beigen Rüschen und einem sehr weiten Rock. Jetzt passte sie zwar noch hinein, doch in zwei Wochen war das Kind in ihr wahrscheinlich schon zu weit gewachsen. Fast war ich froh darüber, den meiner Meinung nach war das Kleid zu mächtig, um wirklich zu der Lady zu passen. Sie brauchte etwas schichtes, schmales, das sie durch die richtige Farbe und eine zurückhaltene Einfachheit zum Glänzen brachte. So entwarf ich schon auf dem Weg zur Kutsche mehrere Kleider in meinem Kopf, wehalb ich recht abwesend und so auch sehr erstaunt war, als ich beim Schließen der Türe bemerkte, dass Traian Mones neben mir saß. "Du fährst mit?"

Sein Mundwinkel zuckte. "Rate mal, was Lord Adrian gerade gesagt hat."

Ich wurde rot und sah schuldbewusst zu Adrian, der mir gegenüber saß. "Tut mir leid, ich war in Gedanken schon beim Nähen." Die Kutsche fuhr mit einem Ruck an.

"Ich dachte, es wäre eine gute Idee, wenn du einen Gehilfen hast, der sich auch um die Beschaffung der Stoffe kümmern kann", wiederholte der Lord steif. Anscheinend hatte er mir noch nicht verziehen, dass ich sein Schwester als Mörderin bezeichnte hatte. Ich konnte es durchaus vestehen.

"Es ist sehr nett, dass Ihr auch an so etwas denkt, danke. Wie verläuft eigentlich unsere Reiseroute?"

Aus dem Seufzer von Traian und dem Kichern der Lady schloss ich, dass auch das gerade schon geklärt wurde. "Zuerst fahren wir nach St. Alban, dort übernachten wir bei Bekannten", erklärte Eleanor mir. "Dann geht es weiter nach Oxford, Birmingham, Liverpool und schließlich fliegen wir nach Dublin. In Irland bringt uns eine Kutsche nach Dundalk und Bangor."

Birmingham. "Wir fliegen?"

Sie nickte. "Mit einer dieser Maschienen mit Propellor."

"Ja, ich habe davon gehört." Begeistert lehnte ich mich vor. "Ich wusste nur nicht, dass sie schon so gut funkrionieren, dass sie für Reisen verwendet werden. Aber ist es nicht schwer, so ein Ding zu fliegen?"

Die Lady zuckte sehr undamenhaft mit den Schultern, überhaupt hatte ich den Eindruck, dass sie ihr höfisches Verhalten abgelegt hatte, seitdem wir in die Kutsche gestiegen waren. "Ich weiß es nicht, aber frag ihn, er wird uns nach Dublin bringen." Sie deutete auf Traian.

Ich sah ihn erstaunt an. "Tatsächlich? Ah, deswegen kommst du mit, die Sache mit dem Gehilfen kam mir gleich irgendwie spanisch vor. Du kannst also fliegen?"

"Ja."

"Und? Ist es schwer?"

"Nein." Genervt sah ich ihn an, bis er seufzte. "Ich würde es wahrscheinlich schwerer finden, eine Nähmaschiene zu bedienen. Man muss es üben."

"Aber wie hält sich so ein Teil in der Luft?"

"Hast du ein Papier?" Ich nickte und riss ein Blatt aus meinem Notizbuch und gab es Traian. Mit schnellen Handgriffen faltete er es zu einem einfachen Flieger, den er hoch hielt. "Die Luft streicht sowohl unter, als auch über den Flügeln vorbei. Durch deren bestimmte Form bildet die Luft unter ihnen Wirbel, die das Flugzeug nach oben drücken. Der Propellor sorgt dafür, dass man überhaubt voran kommt und die Luft unter die Flügel geleitet. Das Prinzip ist bei dem Papierflieger ähnlich, nur ist er nicht so ausbalanciert und der Schwng kommte von meiner Hand." Er schob das Fenster in der Kutschentüre ein die Höhe und warf mit einer kleinen Bewegung das gefaltete Papier hinaus. Es glitt durch die Luft, bias es an Schwung verlor und sich keine Wirbel mehr bilden konnten, die den Fliger oben gehalten hatten.

Nur reden will ich Dolche, keine brauchen.Where stories live. Discover now